Tönisvorst Lachen bis der Doktor geht

Tönisvorst · Zur Sprechstunde der besonderen Art hatte am Sonntagabend der Stadtkulturbund Tönisvorst eingeladen. Der Kabarettist Dr.Ludger Stratmann massierte die Lachmuskeln der Zuhörer mit Neuigkeiten aus der Arztpraxis.

Zur Sprechstunde der besonderen Art hatte am Sonntagabend der Stadtkulturbund Tönisvorst eingeladen. Der Kabarettist Dr. Ludger Stratmann massierte die Lachmuskeln der Zuhörer mit Neuigkeiten aus der Arztpraxis.

Das Forum Corneliusfeld in St. Tönis verwandelte sich in ein einziges großes Wartezimmer. Doktor Ludger Stratmann war mit seiner mobilen Praxis angereist und hielt Sprechstunde getreu dem Motto "Machensichmafrei, bitte!". In Jeans, weißem Hemd, Turnschuhen und weiß-blau gemustertem Blazer hüpfte Stratmann auf die Bühne und begrüßte "die von weit her angereiste Kulturelite, die sich an diesem Abend mit den Krankheiten des Ruhrgebietes auseinandersetzen" sollte. Da waren schon die ersten Lachsalven im Publikum zu hören.

Doch bevor es ins Wartezimmer der Praxis ging, verkündete Jupp, alias Doktor Stratmann, erst einmal die "Inventur eines Gartenjahres". Denn Jupp ist der Kleingartenoberboss, und einmal im Jahr wird Rückblick gehalten. Auf was er da so zurückblickt, erstaunte das St. Töniser Publikum doch sehr: Die Kugelakazien von Aenne, die die Anlage aufwerten, die groß angelegte Schneckenfangaktion mit 18 Litern Pils, die Roberto Blanco-CD, die, einmal abgespielt, sogar die Wühlmäuse aus der Erde vertreibt, die Prostata, die nicht nur Zeit, sondern auch Leben stiehlt ("Wenn ich nicht so oft pinkeln müsste, hätte ich viel mehr Zeit für meine Laube"). Das Gartenjahr in der Bottroper Kleingartenanlage ist unterhaltsam.

Doch dann endlich, raus aus dem Blazer und rein ins Wartezimmer mit seinen roten Stühlen und den obligatorischen Beistelltischchen mit Zeitungen. Ein nörgelnder Jupp, der wissen will, ob hier Pause sei. "Stellen Sie sich mal vor, Sie sitzen hier eine Stunde, und Sie haben nichts", unkte Jupp. Er aber braucht, laut Eigendiagnose, eine "Invasion", weil er es ja mit dem Kreislauf hat. An Weisheiten fehlte es nicht: Dass Jupp im vergangenen Jahr von der chinesischen Grippe überschlagen wurde, liegt daran, dass "ja so viel im Garten zu tun war".

Dieses Jahr sei die Grippe schweingefährlich, und an allem hätten nur die Billigflieger schuld: "Ab in den Billigflieger und zack ist sie hier, die chinesische Grippe", prophezeite Jupp. Vom Herzfribator, der Fischgastritis und anderen merkwürdigen Dingen berichtete Jupp vor ausverkauftem Haus. Halt Doktor Stratmann, wie er leibt und lebt.

Donnernder Applaus und ein nicht enden wollendes Gekichere. Es gibt wohl kaum ein Wartezimmer, in dem das Zwerchfell von Lachsalven nur so unter Beschuss genommen wird wie das des Dr. Stratmann.

(RP)
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