Stadt Willich Klinik-Schließung als Verbesserung?

Stadt Willich · Zum 30. Juni schließt das Katharinen-Hospital in Willich endgültig seine Pforten. Gestern lud der Betreiber des Hauses ins Krankenhaus Neuwerk ein, das die Versorgung der Willicher übernehmen soll.

 Von Juli an werden die Flure im Willicher Katharinen-Hospitals verwaist sein. Die Patienten sollen dann, so wünscht es sich der Betreiber, ins Krankenhaus Neuwerk kommen.

Von Juli an werden die Flure im Willicher Katharinen-Hospitals verwaist sein. Die Patienten sollen dann, so wünscht es sich der Betreiber, ins Krankenhaus Neuwerk kommen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Dass "ihr" Krankenhaus Ende des Monats endgültig schließen wird, ist vielen Willichern ein Dorn im Auge. Manche Bürger sind in Rage, und aus der Politik kamen Versuche, die Schließung des Katharinen-Hospitals doch noch zu verhindern - ohne Erfolg allerdings. Noch gehe alles seinen gewohnten Gang, sagt Dr. Walter Ormann, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Patienten werden noch aufgenommen, Untersuchungen vorgenommen. Doch Ende kommender Woche wird endgültig Schluss sein. Viele fürchten eine massive Verschlechterung der medizinischen Versorgung in der Stadt Willich.

Gestern nun baten die St.-Augustinius-Klinken aus Neuss, die das Willicher Haus betreiben, zum Pressegespräch ins Krankenhaus Neuwerk nach Mönchengladbach. Von dort aus soll der Versorgungsauftrag für Willich künftig erfolgen. Die Gesprächspartner waren darauf bedacht, die Vorteile der Übernahme des kleinen Willicher Hauses durch das Krankenhaus Neuwerk hervorzuheben und um Verständnis zu werben.

"Schließungen sind immer auch für die Verantwortlichen schwierig, aber wir haben die Verantwortung für Menschen in der Region und unsere Mitarbeiter", sagte etwa Markus Richter, Geschäftsführer der St.-Augustinus Kliniken gGmbH, die auch das Neuwerker Haus betreibt. Von den 179 Willicher Mitarbeitern hätten 156 ein weiterführendes Angebot der St.-Augustinus-Kliniken erhalten, 133 hätten sich dafür entschieden, 97 von ihnen werden künftig am Standort Neuwerk arbeiten. "Wir sind weiter auf dem Weg, auch für die übrigen etwas zu finden", sagte Richter.

Um das Haus in Willich weiterbetreiben zu können, wären laut Richter etwa 10 Millionen Euro an Investitionen notwendig gewesen - nach 7 Millionen, die bereits in das Haus geflossen waren. Beispielsweise hätte allein die komplette Intensivstation erneuert werden müssen. "Das hätten wir nie refinanzieren können", so Richter, der betonte, dass kleine Häuser wie das in Willich besonders unter den in den vergangenen Jahren geänderten Kostenstrukturen in der gesamten Branche zu leiden hätten. "Wir konnten nicht anders, als zu konzentrieren."

Die Konzentration auf Neuwerk sei für die Willicher Patienten jedoch mit einem wesentlich breiteren Spektrum an medizinischer Versorgung verbunden. Statt drei Fachabteilungen in Willich gibt es in Neuwerk neun, statt 140 Betten gibt es 363. Pressesprecherin Corinna Dönges betonte, dass Neuwerk für manche Patienten aus den Willicher Stadtteilen ohnehin näherliege als Alt-Willich. "Wir haben immer schon einen hohen Anteil an Patienten aus Willich und Umgebung gehabt. Es kommt also nun keine Riesenwelle an Willicher Patienten auf uns zu", sagte Prof. Frank A. Granderath, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Er sieht mit der Bündelung am Standort Neuwerk ein Mehr an Behandlungsqualität und bessere Hinwendung an die Patienten verbunden. "Die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie ist ein medizinischer Mehrwert, der nur in einem größeren Haus leistbar ist. In Willich wäre der Mehrwert ab dem 1. Juli reduziert worden."

Vor allem vor dem Hintergrund der älter werdenden Bevölkerung sieht das Krankenhaus in der Zusammenarbeit der Fachabteilungen einen Pluspunkt. Daher wird Dr. Engelbert Zilles, bisher Leitender Oberarzt des geriatrischen Departments im Katharinen-Hospital, künftig im Krankenhaus Neuwerk Leitender Arzt des neuen "Netzwerks Altersmedizin", das es vorher dort nicht gab. 650 Quadratmeter Fläche sind dort entstanden, 1,2 Millionen Euro wurden bereits investiert. "Bei älteren Patienten braucht es jemanden, der die verschiedenen Erkrankungen der Patienten in Zusammenhang setzt", fasste er seine Arbeit zusammen. Bisher komme das interdisziplinäre Arbeiten nicht selten zu kurz.

Was aus dem Krankenhausgebäude in Willich wird, ist laut Richter noch nicht entschieden. Man stehe mit der Stadt in Verhandlungen, etwas Konkretes gebe es noch nicht. Der Flächennutzungsplan sieht dort bisher eine Krankenhausnutzung vor. Die Praxen für Neurologie, Dialyse und Radiologie, die im Personalwohnheim neben dem Katharinen-Hospital untergebracht sind, blieben erhalten, sagte Richter. Neu in Willich sei eine Nachfolgeveranstaltung des Bürgertelefons: Das "Gesundheitsforum Niederrhein" lädt einmal im Monat Ärzte aus dem Neuwerker Krankenhaus ins Pfarrheim St. Katharina ein, um mit den Gästen über unterschiedliche medizinische Themen zu sprechen. "Und auch die Gruppe für Angehörige von Demenzpatienten wird in Willich fortgeführt. Einen neuen Standort suchen wir noch", sagte Dr. Zilles.

(RP)
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