Willich Klagen Kiesunternehmer?

Willich · Die Bezirksregierung hatte in Willich 90 Hektar für den Kiesabbau vorgesehen. Diese Pläne sind nun vom Tisch. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die Kiesindustrie das nicht auf sich sitzen lässt. Davon geht ein Mitglied des Regionalrates aus.

Demonstration gegen Kiesabbau
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Ralf-Hasso Sagner kann seinen Stolz kaum verbergen. Es sei ihm mit zu verdanken, dass der Kiesabbau für Willich so eine gute Wende genommen habe. Er habe viele Hintergespräche dafür führen müssen, sagte das CDU-Mitglied des Regionalrats im Gespräch mit der Rheinischen Post. Einen großen Anteil an dem positiven Ende habe selbstverständlich auch der Bürgerverein Willich-Nord, der die Bevölkerung mobilisiert habe.

90 Hektar — das entspricht etwa 126 Fußballfelder — hatte die Bezirksregierung Düsseldorf in ihrem ursprünglichen Sondierungsplan für den Kiesabbau in Willich vorgesehen. Das bedeutete: Diese enorme Fläche wäre für die Kiesindustrie reserviert und eine andere Nutzung damit ausgeschlossen gewesen. Dieser Plan wurde inzwischen zum dritten Mal überarbeitet — mit dem Ergebnis, dass auf Willicher Gebiet weiterhin nur auf der Hardt Kies in kleinem Rahmen abgebaut werden darf. Ralf-Hasso Sagner ist sich sicher, dass die Kiesindustrie das nicht auf sich sitzen lässt. "Sie wird bestimmt klagen", meint das Regionalratsmitglied. Aber nun hätte Willich und auch andere Kommunen endlich Rechtssicherheit.

Rund anderthalb Jahre waren der Regionalrat und die Bezirksregierung mit dem strittigen Thema beschäftigt. Auslöser waren mitunter die Klagen von Kiesunternehmern. Sie wollten mehr Fläche haben. Zwar legt der Regionalrat alle zwei Jahre fest, wo Abgrabungen von Kies und Sand vorgenommen werden dürfen, aber das war dem Oberverwaltungsgericht in Münster nicht rechtsverbindlich genug. Die Folge: Die Bezirksregierung sollte einen Plan erstellen, auf dem zu sehen ist, wo in den nächsten Jahrzehnten ausgekiest werden darf.

Vor anderthalb Jahren stellte die Bezirksregierung also ihre Entwürfe vor, auf denen die Reserveflächen für eine mögliche Auskiesung eingezeichnet ist. "Die Karte wurde zur Sicherung der Bodenschätze erstellt", erklärt Sagner, der für die CDU im Regionalrat sitzt. Diese Karte löste an vielen Stellen jedoch Proteste aus. Ein zweiter Entwurf folgte — und der Protest wurde immer größer. Denn nun hatte die Kiesindustrie einen Bedarf von 20 000 Hektar für den gesamte Regierungbezirk Düsseldorf — dazu gehören fünf Landkreise und zehn Großstädte — angemeldet, während der erste Entwurf "nur" 15 000 Hektar vorsah. "Die komplette Region wäre zerlöchert gewesen", sagt Ralf-Hasso Sagner, "das mussten wir vermeiden."

In Willich ist das zumindest geglückt. Anders sieht es dagegen in Kempen aus. Vorgesehen waren 44 Hektar, tatsächlich sind es nun 46 Hektar im Norden, die als Kiesabbaugebiet ausgewiesen wurden. Das bedeutet aber nicht, dass auch zwangsläufig dort Kies abgebaut wird. Bevor das geschieht, muss ein Kiesunternehmer einen "Bereich für die Sicherung und den Abbau von Bodenschätzen" (BSAB) bei der Bezirksregierung und der entsprechenden Kommune beantragen.

(RP)
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