Stadt Willich Kinderschutzbund schult Mitarbeiter

Stadt Willich · Wie soll man bei Verdachtsmomenten, Kindern wird Gewalt angetan, reagieren? Der Willicher Kinderschutzbund diskutiert dieses Thema in einer Arbeitsgruppe. Bei der Stadt werden vor allem Kindervernachlässigungen bekannt.

Beim Kinderfest des Kinderschutzbundes im Neersener Schlosspark war jetzt ein Thema Gesprächsstoff: Wie reagieren Nachbarn, Verwandte, Eltern, Erzieher, Lehrer oder Übungsleiter in den Vereinen richtig, wenn es Verdachtsmomente gibt, dass Kinder oder Jugendliche vernachlässigt werden oder ihnen offenbar körperliche oder sexuelle Gewalt angetan worden ist? Erster Ansprechpartner ist dann der Allgemeine Sozialdienst der Stadt Willich. Aber auch der Willicher Kinderschutzbund mit seinem Vorsitzenden Christian-Mario Sagner will sich jetzt verstärkt um das Thema kümmern.

"Sicherlich hat es Vernachlässigungen und Gewalt auch früher gegeben, aber heute wird offener darüber gesprochen, erreichen uns seit annähernd zwei Jahren verstärkt Anfragen", sagt Sagner. Dies seien zum Beispiel Nachbarn, die wiederholt Kinderschreie aus der Nachbarwohnung gehört, von Trainern, an die sich Kinder in ihrer Verzweiflung gewandt, oder von getrenntlebenden Eltern, die nach einem Wochenendbesuch festgestellt und ärztlich belegt hätten, dass die Verletzungen des Kindes nicht vom Spielen stammen können. Bis vor den Sommerferien hatte es bis zu drei solcher Beobachtungen beziehungsweise Anrufen, auch anonym, pro Monat gegeben. Sagner sagt weiter: "Wir dokumentieren jeden Fall. Und wenn gewichtige Anhaltspunkte und eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt, erfolgt eine sofortige Mitteilung an das Jugendamt." Oder es werden, wenn eine direkte Gefährdung nicht erkennbar sei, weitere Anlaufstellen, wie die Erziehungsberatung, Polizei oder andere soziale Dienste genannt. Jedenfalls will der Kinderschutzbund jetzt in einem ersten Schritt seine Mitarbeiter auch durch ein spezielles Beratungs- und Telefontraining schulen und noch in diesem Jahr eine interne Arbeitsgruppe installieren, bestehend aus dem Vorsitzenden, Geschäftsführerin Dagmar Widera, einer Kinderärztin und einer Familientherapeutin.

Verantwortlich bei der Stadt sind der Allgemeine Sozialdienst und die Erziehungsberatungsstelle des Jugendamtes, beides unter der Verantwortung der Geschäftsbereichsleiterin ("Jugend und Soziales") Susanne Kamp. Sie bestätigt auf Anfrage nicht, dass es bei den Verdachtsfällen auf einen sexuellen Missbrauch oder von Gewalt zu einem Anstieg gekommen ist. Dies seien jährlich ein bis zwei Fälle; ähnlich verhalte es sich bei körperlicher Gewalt an Kindern. Ganz anders sei dies aber bei den Meldungen von Kindeswohlgefährdungen, häufig seien dies Vernachlässigungen. Waren dies im vergangenen Jahr nur insgesamt 49 Meldungen (2013: 48), seien es bereits im ersten Halbjahr dieses Jahres 40 Verdachtsfälle gewesen, so Susanne Kamp.

Christian Mario Sagner will mit dem Kinderschutzbund ein wichtiger Ansprechpartner bleiben. Die Geschäftsstelle stehe hierfür bereit, Ruf: 02154 80008 oder E-Mail an: info@kinderschutzbund-willich.de. Er weist weiter auf die bundesweiten Beratungsangebote hin, so auf das Kinder- und Jugendtelefon (0800 1110333) oder das Elterntelefon (0800 1110550).

(wsc)
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