Tönisvorst Keine Scheu vor Menschen

Tönisvorst · Uwe Leuchtenberg sah Vorst in der Versenkung verschwinden und fragte sich, was er für seine Stadt tun könne. Die Antwort: Er trat in die SPD ein. Jetzt ist der 51-Jährige Kandidat der SPD für das Bürgermeisteramt.

Am 7. Juni 2005 änderte sich das Leben von Uwe Leuchtenberg. Als Landtagskandidat auf einem völlig aussichtslosen Listenplatz angetreten, passierte die Sensation.

Er zog in den Landtag ein. Bei der Erinnerung blitzt es in seinen Augen, lächelt er schelmisch. Die Nacht habe er nicht geschlafen, erinnert er sich. Das Abenteuer Landespolitik hatte begonnen. Aus dem Abenteuer ist inzwischen Alltag geworden, und die Arbeit macht ihm immer noch Spaß.

Dafür kommen Beruf und Hobby etwas zu kurz. In seinem Kleingarten in der Anlage Heinkesfeld ist der Gemüseanbau weniger geworden, der Sport, bei dem er auf Fortbewegung in Form von Rad fahren oder Joggen setzt, wird weniger ausgelebt, und auch sein berufliche Tätigkeit bei den Niederrheinwerken Viersen (vormals Stadtwerke Tönisvorst) nimmt er nur noch 20 bis 25 Stunden in der Woche wahr. Der Landtag und das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters spanne ihn halt sehr ein.

Auch wenn es manchmal den Anschein hat, gestresst oder gehetzt sei er nicht, sagt er. Er wolle seinen Wählern gerecht werden, die zum Beispiel mal mit ihm reden wollten. Er sage ungern Termine ab, versuche viele Dinge unter einen Hut zu bekommen. Statt den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch zu hocken, gehe er lieber raus und rede mit den Menschen.

Und der Kontakt zu Menschen liegt ihm. Eine Eigenschaft, die er in seiner Jugend gelernt hat. Er ist in einer Kneipe groß geworden. In der elterlichen Gaststätte an der Schelthofer Straße habe er gelernt, keine Scheu vor Menschen zu haben und mit Jung und Alt ins Gespräch zu kommen. Daraus resultieren dann natürlich die vielen Termine des 51-Jährigen, der in Vorst lebt.

Damit muss auch seine Familie, Ehefrau Susanne, Tochter Alina und Sohn Gregor, leben. Seine Frau habe ihm nach dem Einzug in den Landtag im Haus viel abgenommen, erzählt Leuchtenberg. "Wir sind ein Team, heute renoviert sie." Auch wenn er für die Niederrheinwerke nicht mehr hundert Prozent geben kann, aufgeben wollte er die Stelle nicht. Er habe sich nicht von der Politik abhängig machen wollen, so Leuchtenberg.

Auch eine Einstellung, die auf seine Erfahrungen zurückzuführen sind. Seine schulische Karriere war nicht einfach, kam nach der Mittleren Reife auf der Hauptschule erst spät so richtig in Schwung. Mit 34 Jahren baute er sein Abitur am Telekolleg in Kempen. Zuvor machte er eine Lehre zum Industriekaufmann und absolvierte eine Fortbildung zum Industriefachwirt. Und auch die Erfahrung der Arbeitslosigkeit blieb ihm nicht erspart.

Da habe er gelernt, was Existenzangst bedeute, sagt er. Jetzt kandidiert Leuchtenberg als Bürgermeister. Was keine Abhängigkeit von der Politik bedeute, versichert er. Die Bürger und nicht die Parteien wählten den Bürgermeister. Und der sei Geschäftsführer der Verwaltung, müsse das Vertrauensverhältnis zwischen den Bürgern und der Verwaltung herstellen. "Der Wähler wird entscheiden", sagt Leuchtenberg und lächelt wieder: "Ich bin überzeugt, es klappt."

(RP)
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