Tönisvorst Kein OGS-Platz — ratlose Eltern

Tönisvorst · In Tönisvorst bekommen 51 Kinder zum kommenden Schuljahr keinen Platz in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS). Was das konkret bedeutet, zeigt das Beispiel von Jürgen und Sabine Lüdtke und deren Tochter Jasmin.

Jürgen und Sabine Lüdtke sind ratlos. Ihre sechsjährige Tochter Jasmin gehört zu den 51 Kindern, die im kommenden Schuljahr keinen Platz in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) in Tönisvorst bekommen haben (RP berichtete). "Seit der Brief von der Stadt gekommen ist, zerbrechen wir uns den Kopf, wie wir es schaffen können, Jasmin pünktlich von der Schule abzuholen", sagt Sabine Lüdtke.

Die St. Töniserin arbeitet bei Vodafone in Ratingen. Ihr Mann ist Appreteur in einem Krefelder Textildruckunternehmen. "Ich bin im Schichtdienst, da sieht jede Woche anders aus", sagt Jürgen Lüdtke. "Und selbst wenn ich nur noch Frühschicht machen würde, bin ich frühestens um 14 Uhr aus der Firma."

Finanzielle Einbußen

Die damit verbundenen finanziellen Einbußen würde die Familie zähneknirschend hinnehmen, auch die Tatsache, dass ein zweites Auto gekauft werden müsste, damit der Vater Jasmin abholen kann. Aber 14 Uhr reicht nicht. Der Unterricht in der ersten Klasse endet meistens schon um 12 Uhr. Zwar gibt es die Betreuungsform "Schule 8 bis 1", bei der die Kinder de facto bis 13.30 Uhr in der Schule beaufsichtigt werden, aber erstens wissen die Lütkes nicht, ob Jasmin dort einen Platz bekommt, und zweitens ist ihnen mit einer Betreuung bis halb zwei auch nicht geholfen.

Nun überlegt Sabine Lüdtke, wie sie ihre 20 Arbeitsstunden in Düsseldorf so verteilen kann, dass sie ihre Tochter um 8 Uhr zur Schule bringen und um 13.30 Uhr abholen kann. "Durch die Fahrtzeit von 45 Minuten wird das aber sehr knapp", sagt die Mutter. Rein rechnerisch sei es zwar zu schaffen, fällt aber mehr Arbeit an oder gibt es einen Stau auf der Autobahn, hat Sabine Lüdtke ein Problem.

Da die Großeltern die Betreuung nicht übernehmen können, überlegen die Lüdtkes jetzt, Jasmin zu einer Tagesmutter zu bringen. Wohl fühlen die Eltern sich bei dem Gedanken nicht, schließlich bringe der Schulstart schon genug Unsicherheit mit sich, da solle die Sechsjährige sich nicht noch an eine fremde Betreuungsperson gewöhnen müssen. Auch vor den Kosten scheuen die Lütkes zurück.

Ein weiteres Problem sind die zwölf Wochen unterrichtsfreie Zeit im Jahr. Während zur Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) eine Ferienbetreuung gehört, gibt es das im Programm "Schule von 8 bis 1" nicht. "Wir haben uns gedanklich bereits von Familienurlauben verabschiedet", sagen die Eltern. Trotz zugesagter Hilfe von Freunden und der Patentante, müssen Sabine und Jürgen Lüdtke ihre Urlaubstage getrennt voneinander nehmen, damit sie ihre Tochter in den Schulferien betreuen können.

(RP)
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