Stadt Willich Kamps Pitter II nimmt Gestalt an

Stadt Willich · Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich bauen derzeit ein altes Gebäude um, um mehr Platz für ihre Exponate zu erhalten. Vieles geschieht in Eigenleistung. Anfang Oktober soll Richtfest gefeiert werden.

 Ernst Kuhlen (von links), Matthias Kratz, Peter Lenders, Alfons Gunnemann, Günther Werth, Ralf Schmitt und Heinrich Bongartz packen immer dienstags mit an, um Geld zu sparen.

Ernst Kuhlen (von links), Matthias Kratz, Peter Lenders, Alfons Gunnemann, Günther Werth, Ralf Schmitt und Heinrich Bongartz packen immer dienstags mit an, um Geld zu sparen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Regelmäßig ziehen sich ehemalige Konstrukteure, Postbeamte, Anstreicher oder Qualitätsprüfer die "Blaumänner" über. Schon lange wird jeden Dienstag im Heimatmuseum in Schiefbahn gestrichen und verputzt oder werden alte Landmaschinen wieder gangbar gemacht. Jetzt hat die von Theo Nießen angeführte Kolonne wieder einen Spezialauftrag: Sie wird mit beträchtlicher "Muskelhypothek" und vielen Fachunternehmen einen Museums-Erweiterungsbau errichten. Denn in den Gesamtkosten von rund 478.000 Euro sind Eigenleistungen der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich von etwa 90.000 Euro enthalten.

Obwohl der Keller des neuen Gebäudes schräg gegenüber neben dem bisherigen Hauptmuseum "Kamps Pitter I." schon entrümpelt und größtenteils saniert worden ist, finden sich immer noch Teile - darunter Ochsengeschirrre oder Werkzeuge-, die raus müssen. Soeben hat Heinrich Burgartz ein altes Schränkchen rüber zu einem Kellerraum in der früheren Internatsschule und ins jetzige St.-Bernhard-Gymnasium gefahren. Conrad Hohnstein kommt mit einer Sackkarre zurück, er hat mit seinem Team einige Vitrinen dahin gebracht. Der älteste Pensionär der Truppe ist Peter Schaath, der Anfang Juli 81 Jahre alt wird.

Angeführt wird der agile Verein von Ernst Kuhlen (67), der früher als Maschinenbauingenieur arbeitete. Er hat sich etwas verspätet, musste erst noch einige Geräte, die ein Landwirt dem Verein überlassen hatte, abholen. Regelmäßig rufen Leute an, die nicht mehr Benötigtes abgeben möchten, angefangen beim Sauerkraut-Stampfer über alte Tonscherben bis zur Landmaschine.

Der Verein hat schon früh alles in Bewegung gesetzt, um mehr Platz für seine Zeugnisse des einstigen Lebens zu bekommen. Da kam das alte Gebäude gerade recht. Ein Gebäude, das im Laufe der Zeit mehrmals erweitert, umgebaut und anders genutzt wurde. Ernst Kuhlen fasst zusammen: "Den ältesten Trakt hat früher, so ab 1900, die Verseidag für eine Gärtnerei genutzt, später kamen die Nazis, hatten auf dem Gelände eine Gauschule und dann, als das Areal den Patres der Hünfelder Oblaten übergeben wurde, war es teilweise Schreinerei, Schlosserei und sogar ein Wohnhaus."

Jedenfalls überzeugte der Vorstand wichtige Zuschussgeber von diesem neuerlichen, rund 478.000 Euro teuren Projekt. So geben Landschaftsverband Rheinland, die NRW-Stiftung sowie zwei Stiftungen der Sparkasse Krefeld jeweils 106.000 Euro dazu. Verbleibt eine Restfinanzierung von rund 160.000 Euro. Hiervon muss man die genannten Eigenleistungen von 90.000 Euro abziehen. Der Rest sind Eigenmittel des Heimatvereins, der schon einiges in die Vorplanung und in die Statik investiert hat.

So wurden bereits durch die Neersener Unternehmung Siebes im Keller ein neuer Betonboden und an den Seiten Fundamente gegossen, damit in den nächsten Wochen bis zum ersten Obergeschoss stählerne Stützen montiert werden können. Oben wird dann eine neue Decke eingezogen. Die Decke, die dann von den Stützen gehalten wird, ist dann gleichzeitig der Boden für das obere Geschoss.

Größtenteils hat der Verein in Willich ansässige Unternehmen mit den einzelnen Gewerken beauftragt. Ernst Kuhlen hofft, dass Anfang Oktober Richtfest gefeiert werden kann. In der zweiten Jahreshälfte 2017 soll alles fertig sein.

Unter anderem gehören Gerd Wynands, Friedel Peter Mingers, Michael Schäfer, Werner Schmidt, Peter Lenders, Günther Werth und Matthias Kratz zu der ehrenamtlichen Baukolonne. Das Gebäude, das "Kamps Pitter II." heißen soll, ist nur teilweise unterkellert. Dort ist dann später Platz für die Technik und ein Materiallager. Im Erdgeschoss mit dem neugeplanten großzügigen Eingangsbereich ist Platz für ein Büro und auf etwa 80 Quadratmetern Raum für wechselnde Ausstellungen. Im ersten Stock sollen neben Vitrinen mit interessanten Spuren aus der Vergangenheit Wohnräume aus der Zeit des vorigen Jahrhunderts gezeigt werden. Diese Wohn- und Schlafstuben stehen bereits jetzt im Museum. Ernst Kuhlen: "Wir haben dann dort mehr Platz, um mehr mit den kleinen und großen Besuchern, die sich für die Heimatkunde interessieren, zu unternehmen. Außerdem sollen im ersten Obergeschoss von "Kamps Pitter II." drei Arbeitsplätze entstehen. Dabei ist auch daran gedacht, dass sich Stadtarchivar Udo Holzenthal, Bürgerverein Anrath und der Heimatverein austauschen und ihre Archivarbeit besser koordinieren können. Im zweiten Obergeschoss ist dann noch Platz für das Archiv des Vereins.

(wsc)
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