Stadt Willich Kaisersaal schließt - Chance für Neubau

Stadt Willich · Drei große Jubiläen sollen 2014 noch im Kaisersaal und in der Traditionsgaststätte gefeiert werden, dann ist Schluss. Sorgen bereitet Besitzer Heinz Schiffer der Brandschutz. Vereine müssen sich jetzt schon eine neue Bleibe suchen.

 An der Grabenstraße wird Karneval gefeiert, Theater gespielt, getanzt und diskutiert: Der 1897 erbaute Kaisersaal bietet dazu jede Menge Platz und fasst bis zu 500 Besucher.

An der Grabenstraße wird Karneval gefeiert, Theater gespielt, getanzt und diskutiert: Der 1897 erbaute Kaisersaal bietet dazu jede Menge Platz und fasst bis zu 500 Besucher.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der 1897 erbaute Kaisersaal an der Grabenstraße ist der kulturelle und gesellige Mittelpunkt von Alt-Willich. Dort wird Karneval gefeiert, Theater gespielt, getanzt und diskutiert. Besitzer Heinz Schiffer (55) denkt nun darüber nach, den Saal und die angrenzende Gaststätte spätestens 2015 zu schließen. "Eine Entscheidung fällt noch in diesem Jahr", sagt der Gastronom. 2015 stehe die nächste bau- und brandschutztechnische Abnahme an. "Und die Auflagen werden sicherlich höher", sagt Heinz Schiffer. Zuletzt sei der Saal, in dem bis zu 500 Personen Platz finden könnten, 1987 umgebaut worden.

"Tun wir uns das noch an? Welche Auswirkungen hat das strikte Rauchverbot? Was passiert, wenn es ähnlich wie in Neersen oder Schiefbahn zu Lärmbeschwerden durch Nachbarn kommt?", fragt sich Schiffer zusätzlich. "Wäre es nicht mein Eigentum, hätte ich schon viel früher Schluss gemacht." Vorsorglich hat der 55-Jährige, der mit seiner Ehefrau Brigitte in vierter Generation Saal und Gaststätte führt, den Vereinen und Schützenzügen bereits mitgeteilt, dass wahrscheinlich 2015 Schluss ist. "Denn die Vereine brauchen Planungssicherheit."

Auf jeden Fall seien die Events und Brauchtumsveranstaltungen für das nächste Jahr gesichert. Darunter sind drei große Jubiläen: das 125-jährige Bestehen der Alt-Willicher Feuerwehr, die 150-Jahr-Feierlichkeiten von "Liederkranz" und das hundertjährige Bestehen von "Edelweiß". Geschockt und betroffen reagieren alteingesessene Vereine auf den Entschluss. "Das könnte für uns existenzbedrohend sein", sagt der Ehrenvorsitzende des Vereinigten Männerchores (VMC) Willich, Jochen Makowski. "Die Einnahmen unserer karnevalistischen Hausfrauennachmittage haben wir zur Finanzierung des Chorleiters und der Konzerttourneen dringend benötigt." Ähnlich große Probleme könnte auch die Karnevalsgesellschaft "Edelweiß" bekommen.

Für die Schützen um ASV-Präsident Willi Stennes steht indes fest: "Wir haben in Willich nichts Vergleichbares, es muss jetzt dringend eine Lösung gefunden werden." Stennes erinnert in dem Zusammenhang an den Vorschlag des ASV-Vorstandes, das alte Feuerwehrgerätehaus am Kaiserplatz anzukaufen: "Leider fanden wir dafür keine Mehrheit."

Die Politik will dies jetzt zum Thema machen und nach Lösungen suchen. "Wir reden seit langem über eine attraktive Aufwertung des Alt-Willicher Ortskerns", sagt der Vorsitzende des Planungsausschusses, Jochen Kock (SPD). Unter Umständen müsse die Stadt Geld in die Hand nehmen, um den Kaisersaal funktionsfähig zu machen." Was auf keinen Fall, so Kock, passieren darf: "Dass der Kaisersaal mitten im Ort zu einer Ruine wird."

Ähnlich sieht dies auch der Vorsitzende des Kulturausschusses, Franz Auling (CDU): "Wenn aber der Kaisersaal nicht mehr zur Verfügung steht, brauchen wir in der Stadt eine zentrale Veranstaltungshalle für 600 bis 700 Personen." Kämmerer Willy Kerbusch favorisiert als "Investorenmodell" eine städtische Fläche zwischen dem Sport- und Freizeitzentrum und der Bütt. Und Christian Pakusch (CDU) meint, dass beim Bau einer neuen Halle sämtliche Risiken — in erster Linie Belästigungen für die Nachbarn — ausgeschlossen werden müssten. Das habe die Entwicklung beim Wahlefeldsaal gezeigt. "Zudem muss überlegt werden, wie Veranstaltungsräume vor Ort gesichert werden könnten."

Jochen Makowski, Ehrenvorsitzender des VMC: "Vielleicht wäre ein neues Eigentümermodell die Lösung. Die Stadt investiert 100 000 bis 200 000 Euro, übernimmt den Saal und regelt mit einem Verbund von Vereinen die künftige Nutzung."

(wsc)
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