Stadt Willich JVA - einst ein Geschenk der Niederlande

Stadt Willich · Zur Feierstunde zum 111-jährigen Bestehen der JVA und Neueröffnung des Historischen Gefängnismuseums der "Potthusaren" waren 150 geladene Gäste nach Anrath gekommen. Für die Öffentlichkeit gibt es bis Sonntag Führungen.

 Bei der Jubiläumsveranstaltung gestern in Anrath (v.l.): Landesjustizminister Thomas Kutschaty, die beiden Gefängnisleiterinnen Beate Peters, Ulrike Böhm, Willichs Bürgermeister Josef Heyes, stellvertretende Landrätin Luise Fruhen.

Bei der Jubiläumsveranstaltung gestern in Anrath (v.l.): Landesjustizminister Thomas Kutschaty, die beiden Gefängnisleiterinnen Beate Peters, Ulrike Böhm, Willichs Bürgermeister Josef Heyes, stellvertretende Landrätin Luise Fruhen.

Foto: HÜSKEs

Für den Rheinländer ist die 111 nun einmal eine Zahl, die gefeiert werden muss. Dies traf jetzt auch auf das ehemalige "Königliche Gefängnis zu Anrath" zu. Da dort im April 1903 die ersten 200 Gefangenen aus Düsseldorf in strenges Gewahrsam genommen wurden, fand gestern zu diesem Jubiläum der Festakt statt. Ab morgen gibt es in den Justizvollzugsanstalten I (Männerhaus) und II (Frauen) bis zum Sonntag regelmäßige Führungen; dazu liegen über 1400 Anmeldungen vor.

"Ich bin jetzt mal im Pott", habe sie gestern nach dem Frühstück eher scherzhaft gemeint zu ihrem Mann gesagt, erzählte die stellvertretende Landrätin Luise Fruhen bei der Feierstunde. Für die Kreispolitikerin war es der erste Besuch im Anrather Knast. Und Luise Fruhen sagte gestern vor den etwa 150 Jubiläumsgästen: "Bisher habe ich die beiden Haftanstalten kaum wahrgenommen, weil sie zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind."

Staatsanwälte, Richter, Politiker, Ehrenamtler oder ehemalige Bedienstete wie der 94-jährige Heinz Goldstein waren unter anderem zum Festakt ins Festzelt außerhalb der Mauern gekommen. Mit dabei war auch ein Chor von elf inhaftierten Frauen. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty sprach den Wandel der Zeit gerade auf dem Weg der Resozialisierung der Gefangenen an und erinnerte daran, dass das Anrather Gefängnis einst ein Geschenk des niederländischen Königshauses für Preußen gewesen sei. Eine Zusage, wann es konkret mit dem rund 200 Millionen Euro teuren Neubau des Männergefängnisses losgeht, konnte der Minister gestern nicht machen. Kutschaty: "Grünes Licht hierfür muss in diesem Herbst der Landtag bei den Haushaltsberatungen geben."

Die Leiterinnen der beiden Einrichtungen, Beate Peters (Männergefängnis) und Ulrike Böhm (Frauen) dankten auch der Stadt Willich für die stets gute Zusammenarbeit, gaben den Dank für ihr Engagement an ihre Kolleginnen und Kollegen weiter. Für die Beiräte der beiden Anstalten sprachen Guido Görtz und Anja Müller. Willichs Bürgermeister Josef Heyes hatte noch eine große Bitte an den Minister: "Wenn bald das Männergefängnis abgerissen wird, sorgen Sie dafür, dass zumindest ein Teil der historischen Bauten erhalten bleibt."

Neben Knast, Bau, Karzer oder Kerker hat sich bis zum heutigen Tag die Bezeichnung Pott für das Gefängnis gehalten. Es gibt dort immer noch die "Potthusaren": eine Gruppe von aktiven und ehemaligen Bediensteten, die 1982 aus dem ehemaligen Direktorenhaus ein Gefängnismuseum gemacht hatten. Und Museumsdirektor Georg Maydt führte mit seinen Kollegen die Gäste gestern nach den Reden durch das komplett renovierte und erweiterte Museum. Dort sah man sich unter anderem Ausbruchswerkzeuge, selbstgebastelte Tätowiermaschinen, Radios, Tauchsieder oder Dinge, mit denen die Gefangenen schmuggelten.

(wsc)
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