Tönisvorst Jugend in Bewegung bringen

Tönisvorst · Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig. Die Gründe: keine Bewegung, falsche Ernährung. Beim TV Vorst kämpft Maria Geschonnek mit dem Angebot "schwer mobil" dagegen an.

Beobachtet man die Kinder, die sich an diesem Nachmittag in der Hans-Hümsch-Halle am Wiemespfad gerade austoben, kann man an Bewegungsmangel eigentlich nicht glauben. Laut ist es, Bälle knallen gegen die Wand, es wird gerannt, gesprungen.

Sie wissen gar nicht wohin mit ihrer Energie, stehen unter Strom. Ihr sonstiges Tagesprogramm: sitzen in der Schule, daheim hocken vor dem PC. "Jetzt müssen sie sich richtig auspowern", sagt Maria Geschonnek. Die Übungsleiterin beim TV Vorst ist an vielen Fronten aktiv. Sie bringt von Kleinkinder bis zu Senioren im Altenheim alle in Bewegung.

Übergewichtige Kinder sind aber eine besondere Herausforderung. Ihnen fehlen Kraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht. Dagegen will die 59-Jährige etwas tun. "Zacki, zacki, die Matte anpacken und ab zum Kasten." Resolut fordert sie die Rasselbande zur Ordnung auf. Rau ist ihr Ton, aber herzlich — wie ihr verschmitztes Lächeln hin und wieder verrät.

Sie war Erzieherin in einem Kindergarten und weiß, wie sie sich bei den Kindern durchsetzen muss. Der zehnjährige Robert robbt über die Bank hoch zum Kasten. Streck-sprung. Super. Nächste Runde. Jetzt zieht er sich auf dem Rücken liegend hoch. Das geht in die Arme, die Wirbelsäule wird gestreckt. Der Abgang vom Kasten gelingt Robert auch: eine Rolle vorwärts.

Das schaffen die anderen nicht. Sie fallen einfach zur Seite. "Wie nasse Mehlsäcke, keine Kraft", sagt die Übungsleiterin, die an alle Eltern appelliert: "Wir müssen die Jugend in Bewegung bringen. Sie ist unsere Zukunft, und das können doch nicht nur dicke und kranke Kinder sein."

Dass das Programm "schwer mobil" auch etwas bringt, dafür ist Robert der Beweis. Es ist schon länger dabei. Und seine Fortschritte sind unübersehbar. Er habe ein besseres Gleichgewichtsgefühl, sei selbstbewusster geworden, berichtet Geschonnek. Inzwischen ist die Stunde fast um. Die Jugendlichen sind ruhiger geworden, die Anstrengungen haben ihre Spuren hinterlassen. Hochrote Köpfe, schwerer Atem. Aber sie haben ein Lächeln im Gesicht, wirken ausgeglichener, zufriedener.

Maria Geschonnek, Oma von zwei Enkelindern, Leistungsturnerin und offenbar ein Powerpaket, belässt es nicht nur bei der Bewegung. Sie will die ganzen Sinne ansprechen, der ganze Körper habe zu tun. Beim Klettern ist zum Beispiel Greifen gefragt. Geschmackstests gehören zum Angebot. Beim blinden Kosten hat so mancher schon eine Überraschung erlebt.

Es gibt Ernährungsberatung: wenig Süßes, viel Wasser trinken lautet ein wesentliches Kriterium. Am 6. März steht gemeinsam mit den "Schwer mobil"-Gruppen zweier anderer Sportvereine ein Ernährungsseminar im Kempener Berufskolleg an. Mit Eltern, Kindern, Übungsleitern werde dann gekocht. Maria Geschonnek freut sich schon darauf.

Und während sie noch von dem Programm erzählt und den Eltern mehr Mumm wünscht, um sich und ihren Nachwuchs gesund zu ernähren und zum Sport zu bringen, hat sie ihre kleinen Sportler fest im Blick: "Bleib gerade liegen, die Arme sollen arbeiten."

(RP)
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