Stadt Willich JoPo will es etwas ruhiger angehen lassen

Stadt Willich · Josef Pooschen aus Schiefbahn hat sich für den Hallenradsport engagiert. Viele Jahre war er im Radsportverband aktiv. Jetzt will es Pooschen endlich etwas ruhiger angehen lassen und hat fast alle seiner Ämter abgegeben.

 Josef Pooschen in seinem Heim in Schiefbahn. Dieses Hochrad eignet sich allerdings weniger zum Fahren.

Josef Pooschen in seinem Heim in Schiefbahn. Dieses Hochrad eignet sich allerdings weniger zum Fahren.

Foto: NORBERT PRÜMEN

"Irgendwann muss es ja mal gut sein", sagt Josef Pooschen, der am 4. Januar 77 Jahre alt wird. Der frühere Landmaschinen-Mechaniker und Meister, auch in der Ausbildung von jungen Leuten engagiert, hat einiges für den Hallenradsport in Deutschland getan. So war er unter anderem 47 Jahre im Vorstand des Radsportverbandes NRW tätig, davon 33 Jahre als Vize-Präsident. Jetzt will es Pooschen endlich etwas ruhiger angehen lassen und hat fast alle seiner Ämter abgegeben.

Eigentlich ist er unter dem Namen "JoPo" viel besser bekannt. Der Ur-Schiefbahner, der den Namen des Ortes und der Stadt Willich bei seinen vielen Einsätzen in aller Welt weit hinausgetragen hat, kann sich noch an die Zeit erinnern, als er etwa zwölf Jahre alt war und fast neben seinem Elternhaus in Schiefbahn-Diepenbroich der Kunstradfahr-Trainer des Tourenclubs, Kurt Schaath, wohnte. "Komm doch mal zum Training", lud Schaath ihn ein. Pooschen probierte es im Einer-Kunstradfahren - und blieb dabei. Er erzielte bei Landesmeisterschaften auch einige vordere Platzierungen, bis er sich 1959 bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall einen komplizierten Mittelhandbruch zuzog, was für ihn unfreiwillig das Ende der sportlichen Laufbahn bedeutete.

"Wäre das nichts für dich" - diesen Satz hat er im Laufe der Zeit oft gehört. Und da JoPo wohl nicht Nein sagen konnte, fing seine zweite "Karriere" als Fachwart und Funktionär in den Jahren 1960/61 an. Erst als Fachwart für das Kunstradfahren im Radsportbezirk Krefeld, dann als stellvertretender Vorsitzender, Staffelleiter, Landesfachwart und seit 1990 als Bundesfachwart für den kompletten Kunstradsport in Deutschland, worunter auch der Radball und das Einradfahren gehörten. "Damals wie heute dürfte die Zahl der lizenzierten Hallenradsportler in Deutschland bei etwa 10.000 liegen", erzählt er.

Er wurde 1964 zum jüngsten Kampfrichter des Bundes Deutscher Radfahrer. Rückblickend auf seine Tätigkeit als Bundesfachwart ist er ein wenig stolz: "Mein Team und ich haben seinerzeit die elektronische Wertung eingeführt und dafür gesorgt, dass dann auch für die Zuschauer direkt durch entsprechende Punktabzüge die Leistungen verständlich und erklärbar wurden."

Bei zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften betreute er die deutsche Nationalmannschaft. Aufgrund seiner Tätigkeit kam der 76-Jährige weit herum, war beispielsweise alleine fünfmal in Japan, jeweils zweimal in Malaysia und Hongkong. JoPo war außerdem einige Zeit Leiter des Radsport-Leistungszentrums in Kaarst-Büttgen. Dort knüpfte er Kontakte mit Radsportlern aus Australien. Daraus entstand eine Freundschaft. Da JoPo damals außerdem ein begeisterter Karnevalist und ferner Schütze des Schiefbahner Jägerzuges "Eintracht" war, traf man sich, als "Eintracht" 1999 das 30-jährige Bestehen feierte, kurzerhand mit Freunden im australischen Adelaide. "Nach Australien möchte ich noch einmal fahren", dies hat er sich vorgenommen.

Beim RP-Gespräch in seinem Haus in Schiefbahn bringt gerade Ehefrau Sigrid, mit der er schon mal in Anrath beziehungsweise Willich im Karneval ein Prinzenpaar war und mit der er seit 53 Jahren verheiratet ist, den Kaffee herein. "Ohne das Verständnis meiner Ehefrau hätte ich die Tätigkeiten nicht so lange ausführen können", sagt der Schiefbahner, der eigentlich ein waschechter "Niederheider" ist. So nebenbei erwähnt er, dass er noch 1960 zu den Mitgründern des Schiefbahner Tischtennisclubs gehört und auch einige Zeit auf den Hochrädern von "Opel Neersen" bei Festen mit Frack und Zylinder mitgefahren sei.

Nach wie vor kümmert sich Josef Pooschen auf Landesebene um die Abrechnungen der Sportler und Sportlerinnen, organisiert einmal im Jahr so eine Art "Veteranentreffen", gesellige Touren mit ehemaligen Funktionären und Trainern. Mehrmals war JoPo bislang für sein Engagement ausgezeichnet worden. Auf Stadt-, Landes- und Bundesebene. 2010 hatte er das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen. Es wird sicherlich nicht die letzte Ehrung für Pooschen sein.

(wsc)
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