Stadt Willich Jedes Buch hat eine zweite Chance

Stadt Willich · Zentral in Willich gelegen und an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang geöffnet ist der neue offene Bücherschrank. An der Peterstraße ist eine ehemalige Telefonzelle zur Buchausleihe geworden.

 Andrea Krause (links) und Gaby Rogahn zeigen eine kleine Auswahl der Bücher, die im Bücherschrank stehen.

Andrea Krause (links) und Gaby Rogahn zeigen eine kleine Auswahl der Bücher, die im Bücherschrank stehen.

Foto: Achim Hüskes

"Der offene Bücherschrank wird sehr gut angenommen. Bürger der unterschiedlichsten Altersstufen stöbern und nehmen sich etwas zu lesen mit oder stellen ein Buch hinein", freut sich Gabriele Rogahn über die eifrige Nutzung. Die Besitzerin der Mode-Boutique Gaby an der Peterstraße 31 in Willich muss es wissen. Erstens liegt ihr Ladenlokal genau gegenüber dem Bücherschrank, und es reicht ein Blick durchs Fenster, um den Schrank zu sehen. Zweitens ist sie die Bücherschrankpatin für die umfunktionierte Telefonzelle und damit ein Stück weit für das neue Angebot mitten in Willich mitverantwortlich.

Seit dem 31. Mai nennt die Stadt etwas ganz Besonderes ihr eigen. An diesem Tag wurde nämlich im Rahmen des Blütenfestes der erste offene Bücherschrank in der Stadt Willich eröffnet. Aus einer ehemaligen knallgelben Telefonzelle ist ein anthrazitfarbener und grün abgesetzter Bücherschrank geworden, den einige Zitate aus Büchern zieren und der sogar zwei kleine Schaukästen hat. Rund 100 Bücher finden in ihm Platz, wobei für die Ausleihe kein Büchereibenutzerausweis vonnöten ist. "Jeder kann sich hier ein Buch mitnehmen, es lesen, behalten oder zurückbringen beziehungsweise ein anderes Buch hineinstellen", erklärt Andrea Krause, Leiterin der städtischen Bücherei.

Den Stein ins Rollen brachte Rogahn im vergangenen Jahr. "Ich kenne solche offenen Bücherschränke aus anderen Städten und finde die Idee einfach nur klasse", erzählt Rogahn. Sie stellte die Idee dem Werbering Willich vor, in dem sie selbst Mitglied ist. Ihre Anregung fand Anklang und wurde an die Stadt Willich weitergereicht, wo sich die Stadtschmiede einbrachte. Im Rahmen der verschiedenen innerstädtischen Umgestaltungsmaßnahmen von Willich stieß die Idee auf Zustimmung. Der Zufall wollte es, dass die Stadt über eine ausrangierte Telefonzelle verfügte, die sich als ideal erwies. "Wir haben uns die rote Telefonzelle in Viersen angeschaut, die ebenfalls ein offener Bücherschrank ist", berichtet Krause. Rot war aber nicht die richtige Farbe für Willich. Hier passte man sich den anthrazitfarbenen Laternen der Innenstadt an.

Eine Willicher Firma übernahm die Aufbereitungsmaßnahmen, und ein Schreiner, der derzeit an der Hochschule Niederrhein studiert, entwarf und baute die Innenausstattung. Es folgten Überlegungen, wo genau der Bücherschrank dann letztendlich stehen sollte, und man fand mit der Peterstraße einen optimalen Standort, zumal auch Rogahn als Patin gewonnen werden konnte und sich ihr Ladenlokal dort befindet. Der Baubetriebshof baute auf, und die erste Bestückung erfolgte, wobei neben der städtischen Bücherei und Rogahn weitere Willicher das Projekt tatkräftig mit Büchern unterstützten. "Jedes Buch bekommt damit in Willich eine zweite Chance", meint Rogahn lächelnd.

Die Buchpalette reicht vom Krimi über Reiseführer und Belletristik bis hin zum Kinderbuch. In Willich ließ man sich aber noch etwas Besonderes einfallen: Es wurde ein kleiner Einleger entwickelt, der die Benutzung des Bücherschrankes erklärt und der zeitgleich vom Buchspender zur Buchbeschreibung genutzt werden kann. Diese Flyer liegen im Bücherschrank in einem Körbchen aus. In den Schaukästen des Bücherschrankes möchten Krause und Rogahn künftig auf Termine rum ums Buch aufmerksam machen, angefangen beim Bücherflohmarkt bis zur Lesung. "Zudem könnte ich mir vorstellen, passend zur Jahreszeit einen jeweiligen Mottobuchschrank zu machen", blickt Rogahn in die Bücherzukunft von Willich.

(tref)
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