Willich Glutamat hat Hausverbot

Willich · In Willich am Drahtzieherweg 3 treffen Gewürze aus aller Welt zusammen. Hier ist die Gewürz- und Feinkostmanufaktur „Spirit of Spice“ zu Hause.

 Die gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin Ute Bornholdt betreibt die Firma „Spirit of Spice“ seit 2005. Damals begann alles im Wohnzimmer.

Die gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin Ute Bornholdt betreibt die Firma „Spirit of Spice“ seit 2005. Damals begann alles im Wohnzimmer.

Foto: Norbert Prümen

Es ist ein unbeschreibliches aromatisches Duftgemisch, das in der Luft liegt, sobald man die Tür zur Gewürz- und Feinkostmanufaktur „Spirit of Spice“ geöffnet hat. Eine Komposition aus den unterschiedlichsten Gewürzen lässt die Nasenflügel beben und wirft unweigerlich die Frage auf, was es eigentlich ist, was einem so angenehm duftend in die Nase steigt. „Wir haben weit über 100 Einzelgewürze und Blüten. Dazu kommen unsere hauseigenen Gewürz- und Salzmischungen“, erklärt Ute Bornholdt die Geruchsexplosion. Wobei es sich allesamt um reine Gewürze ohne Aromen, Farbstoffe, künstliche Zusätze und Rieselhilfen handelt. „Glutamat hat Hausverbot. Zusatzstoffe haben in unseren Gewürzen nichts zu suchen. Wir führen auch keine bestrahlten Produkte“, erklärt Bornholdt die Philosophie der Manufaktur, die auf 100 Prozent Natur setzt.

Gekauft wird die Rohware von zertifizierten Profiimporteuren, deren Unternehmen sich bereits in der zweiten und dritten Generation befinden und die wiederum bei vielen kleinen Kooperationen vor Ort einkaufen. Der Willicher Gewürz- und Feinkostmanufaktur ist Nachhaltigkeit wichtig. Das spiegelt sich auf vielen Ebenen wider. Der Safran stammt von der Organisation „Safran statt Opium“, die Bauern eine Zukunft mit legalem Safrananbau statt illegalem Opiumanbau gibt. Gewürze, die aus der Nähe erworben werden können, wie zum Beispiel die Koriandersaat aus Franken, ziehen Ute Bornholdt und ihr Mann Edgar Wolter einem Einkauf aus dem Ausland vor. Alle Gewürze sind laborgeprüft. „Das ist mir als ehemalige pharmazeutisch-technische Assistentin sehr wichtig“, betont die Willicherin.

Die vielfältige Welt der Gewürze hat Bornholdt schon immer angesprochen. Mit 16 Jahren machte sie das erste Praktikum in einer Apotheke, in der noch richtig mit Kräutern gearbeitet wurde. Der Berufswunsch war klar. Das Studium von unzähligen Fachbüchern über Kräuter und Gewürze sowie die Leidenschaft für das Kochen ließen über die Jahre den Wunsch reifen, die Welt der Gewürze zum Hauptberuf zu machen. „Mit 40 Jahren kam irgendwie eine Sinnkrise. Ich habe mir gedacht, wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie“, erinnert sich Bornholdt.

Im August 2005 ging es neben dem Hauptberuf nach einer rund einjährigen Vorbereitungsphase los. Es mussten Lieferanten gefunden werden, die kleine Menge Rohwaren lieferten, und es wurde ein Hersteller für die Mühlen benötigt. Denn von Anfang an war der Willicherin klar, dass sie selbst handverlesene Gewürzmischungen herstellen wollte, die die Kunden in einer Mühle kaufen und je nach Bedarf mahlen können. Nur so ist eine herausragende Frische und Intensität der Gewürze gegeben.

„Weihnachten 2005 standen drei Europaletten bei uns im Wohnzimmer, und mein Mann meinte, entweder sollte ich es ganz oder gar nicht machen“, erzählt Bornholdt. Sie kündigte bei ihrem Arbeitgeber und mietete eine Halle an den Holterhöfen. „Romantisch, aber kalt“, kommentiert sie diesen Schritt. Das Unternehmen wuchs, ihr Mann stieg ein, weitere Mitarbeiter kamen dazu, und vor acht Jahren entstand der Neubau der Manufaktur in Willich, genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten: ein Holzhaus mit Erdwärme und Solaranlage. Wobei das Unternehmen mehr Strom produziert, als es verbraucht. Umweltschutz ist dem Ehepaar, das auch vor Ort wohnt, sehr wichtig. Daher werden unter anderem Nachfüllpacks verwendet, wenn Kunden Gewürze nachbestellen. „Wir leben von den Schätzen der Natur. Das sollte man nie vergessen. Wobei Gewürze immer pflanzlich und ein Salz mineralisch ist“, betont Bornholdt.

Gewürze üben auf sie und ihren Mann eine große Faszination aus. Sie sind immer wieder begeistert, wie man mithilfe der Gewürze Lebensmittel verändern kann. „Der Gurkensalat mit Dill und Sahne schmeckt wie bei Oma. Gibt man Sesamöl und Chili hinzu, wird es asiatisch. Nach Mittelmeer schmeckt es, wenn man Schwarzkümmel und Zwiebeln hineingibt. Gewürze bieten unendlich viele geschmackliche Erlebnisse“, schwärmt die Fachfrau.

In der Manufaktur wird von Hand gearbeitet. Auf diesem Weg kann sorgfältigste Verarbeitung garantiert werden. Das gilt auch für den Gewürz-Adventskalender. Dafür füllen die Mitarbeiter 38.000 Gläschen per Hand ab, wobei der Kalender 25 Türchen hat. Es wird nämlich immer ein Extra für Silvester dazugegeben.

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