Stadt Willich Im Umschlag lag kein Chip
Stadt Willich · Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Briefgeheimnis hat eine Schiefbahnerin gestellt. Ihr Sohn hat einen Brief erhalten. Eine darin verschickte Speicherkarte für den Computer mit Handball-Fotos ist nicht angekommen.
Als er die Post aus dem Briefkasten holte, merkte Max (Name geändert) noch nichts. Erst als er den Brief des Vaters eines Handballkameraden aus Tönisvorst öffnete, in dem er Max einen USB-Adapter mit Micro-Speicherkarte zurückschicken wollte, auf der Fotos der Handballmannschaft gespeichert waren, blickte der Junge in einen leeren Umschlag. Dann erst entdeckte der 14-Jährige, dass der Umschlag an der linken oberen Ecke etwa zwei Zentimeter "säuberlich aufgerissen" war. So steht es auch in der Strafanzeige, die die Mutter des Schiefbahners bei der Polizei wegen Verstoßes gegen das Briefgeheimnis gegen Unbekannt erstattete.
Dass Inhalte von Briefen verschwinden, soll kein Einzelfall sein. Das jedenfalls sagten Mitarbeiter der Postagentur in Schiefbahn der Mutter von Max. Immer einmal wieder gebe es Anfragen. Bei der Post ist von einer Häufung solcher Fälle, speziell in Willich, nichts bekannt, sagt Dieter Pietruck, Sprecher der Deutschen Post.
Auch bei der Polizei sind Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Briefgeheimnis eine große Ausnahme, sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns. Gleichwohl sei es richtig, Anzeige zu erstatten, wenn eine Briefsendung ohne Inhalt ankomme. Je mehr Anzeigen es gebe, aus denen irgendwelche Häufungen in bestimmten Orten oder Briefzentren abgelesen werden könnten, desto mehr Ermittlungsansätze habe die Polizei. Im vorliegenden Fall zu einem Ergebnis zu kommen schätzt Heymanns allerdings als eher gering ein.
Die Mutter von Max hatte, bevor sie sich an die Polizei gewandt hatte, auch eine Mail an das Kundencenter der Deutschen Post geschrieben und die Sendung reklamiert. Das sei richtig gewesen, sagt Post-Sprecher Dieter Pietruck. Am besten sollte man auch ein Foto des beschädigten Umschlags beifügen.
In der Regel würden beschädigte Sendungen von der Post als solche gekennzeichnet, sagt Pietruck. Im vorliegenden Fall könne er sich das nur so erklären, dass die Sendung möglicherweise in der Sortiermaschine im Briefzentrum 46 in Duisburg, wo der Brief abgestempelt wurde, beschädigt wurde und der Inhalt dort möglicherweise herausgefallen sei, die Beschädigung dann im weiteren Gang aber nicht aufgefallen sei. Daran mag die Mutter von Max nicht glauben. Für sie ist die Öffnung im Umschlag viel zu sauber, als dass sie zufällig entstanden sein könnte.
Scharfkantige Gegenstände wie Büroklammern, so der Postsprecher, würden immer wieder zu Beschädigungen bei Postsendungen führen. Daher empfiehlt Pietruck, scharfkantige Gegenstände nicht in einfache Briefumschläge zu stecken oder sie entsprechend gepolstert zu verpacken. Dass kriminelle Energie dahinterstecken könnte, glaubt Pietruck nicht. Darüber habe die Konzernsicherheit keine Erkenntnisse, weder für das Briefzentrum, noch für die Zustellung in der Stadt Willich. Frage des Tages