Tipp der Woche Im Kamps Pitter Geschichte hautnah erleben

Schiefbahn · Wie spannend ein Museum sein kann, zeigt ein Besuch im Schiefbahner Heimatmuseum Kamps Pitter. Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich haben dort einen Ort mit Erlebnischarakter geschaffen.

Die beiden Vorsitzenden der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, Edith Max und Ernst Kuhlen, zeigen das Schlafzimmer im Schiefbahner Heimatmuseum Kamps Pitter.

Die beiden Vorsitzenden der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, Edith Max und Ernst Kuhlen, zeigen das Schlafzimmer im Schiefbahner Heimatmuseum Kamps Pitter.

Foto: Wolfgang Kaiser

Im Schiefbahner Kamps Pitter scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Der Tisch ist gedeckt. Auf dem schneeweißen Tischtuch liegt das Besteck neben den Porzellantellern. Die bauchige Suppenterrine steht in der Mitte, und das Porzellanschälchen des jüngsten Familienmitgliedes, unschwer an dem Kinderstühlchen dahinter zu erkennen, befindet sich in der wassergefüllten Wärmeschale. „Der Kinderstuhl aus Holz konnte seinerzeit mit einem Griff zu einem Stühlchen mit angehangenem, großem Tisch umfunktioniert werden, was zudem noch ziehbar war“, sagt Ernst Kuhlen.

Wie das aussieht, verdeutlicht der erste Vorsitzende der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich mit einem Griff. Im Museum Kamps Pitter entdecken die Besucher nicht nur ausgestellte Exponate, sondern erhalten auch gleich einen Eindruck, wie das dazugehörige Leben einst ausgesehen hat. Da gibt es die komplett eingerichtete gute Stube, die nur zu festlichen Anlässen geöffnet wurde, genauso wie die Küche mit dem alten, holzbefeuerten Herd, auf dem die Töpfe stehen, so dass der Eindruck entsteht, es werde gerade gekocht. In der Schlafstube stehen Nachttopf und Waschschüssel neben dem Bett mit dem Plumeau. Wer schon immer einmal nostalgisches Kino-Feeling genießen wollte, der kann auf der alten Logensitzreihe, direkt vor einem Filmprojektor Platz nehmen. „Der Lichtbogen wurde seinerzeit noch mit zwei Magnesiumstäben erzeugt“, weiß Kuhlen zu berichten.

Wer das Museum der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich besuchen möchte, sollte Zeit mitbringen. Auf mehr als 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche, verteilt auf mehrere Gebäude, und einem mehr als doppelt so großen Außengelände mit Remisen und Garten warten mehr als 6000 Exponate darauf, entdeckt zu werden. Leben und Arbeiten heißt es so im Gebäude Kamps Pitter I. Der Besucher trifft nicht nur auf die Wohnstuben, sondern auch auf die unterschiedlichsten Handwerkergeräte. Da sind die Utensilien vom Hutmacher, aber auch die einstigen Arbeitsgeräte eines Zahnarztes sowie einer Apotheke zu sehen. Alte Kameras, die die Geschichte der Fotografie erzählen, oder ein komplettes Büro mit Schreibmaschine und Wählscheibentelefon aus einer längst vergangenen Zeit. „Wir sind ein interaktives Museum. Bei uns dürfen die Besucher Sachen auch mal in die Hand nehmen“, sagt Edith Max, die zweite Vorsitzende des Vereins.

Im Gebäude Kamps Pitter II ist indes das historische Willich zu finden. Alle vier Stadtteile stellen sich geschichtlich vor. Da gibt es den Hahn vom St. Huberter Kirchturm mit seinen Einschusslöchern, der von 1855 bis 1955 die Kirche zierte. Der 25 Kilogramm schwere Mammut-Unterkiefer, der 1964 beim Kiesabbau auf dem Betriebsgelände des damaligen Kalksandsteinwerkes Am Fonger gefunden wurde, ist ausgestellt, daneben der Hubertus-Schlüssel, mit dem um 1750 Hunde gebrannt wurden, was unter anderem vor Tollwut schützen sollte.

Kamps Pitter II beherbergt auch einen Raum für wechselnde Ausstellungen. Das Schusterhaus mit sich anschließender Waschküche ist ein weiterer geschichtlicher Höhepunkt. Das Geheimnis, was es mit der Schusterkugel auf sich hat, wird dort gelüftet. Die Besucher erfahren zudem, was es mit der Fötcheswann aus verzinktem Stahlblech auf sich hatte. Und wer die Landwirtschaft von einst kennenlernen möchte, für den ist das Außengelände genau der richtige Platz.

Kontinuierlich kommen neue Exponate ins Museum, so dass ein Besuch immer wieder ein neues Erlebnis ist. Ein besonderes Schmankerl bietet sich am 9. Februar. Von 14 bis 18 Uhr ist die aktuelle Ausstellung „Verseidag“ zu sehen, und ab 15 Uhr gibt Bernd-Dieter Röhrscheid eine Einführung in das Ausstellungsthema. Der 20. Februar steht im Kamps Pitter ganz im Zeichen von Altweiber – diese Veranstaltung ist aber bereits ausverkauft.

Mundartnachmittag, Mittelalter zum Anfassen, Maifest oder Museumstag – im Kamps Pitter gibt es über das ganze Jahr verteilt verschiedene Veranstaltungen.

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