Stadt Willich Hunde motivieren die Senioren
Stadt Willich · Das DRK-Seniorenhaus Moosheide setzt auf tiergestützte Therapie. Sozialkoordinatorin Svenja Becker hat ein Sportangebot ins Altenheim geholt, bei dem gleich vier Hunde als Türöffner für mehr Bewegung agieren.
Im großen Mehrzweckraum des DRK-Seniorenhauses Moosheide wird der Stuhlkreis immer größer. Bewohner mit und ohne Rollator reihen sich ein, anderen werden mit ihrem Rollstuhl hinein geschoben. "Sie sind ja schon da", ist so mancher Ausruf beim Betreten des Raumes zu hören. Das bezieht sich nicht nur auf Birgit Reimers, Vorsitzende des Bewegungs- und Gesundheits-Centers JuDjuSu-Jitsu Karate Mönchengladbach, sondern insbesondere auf ihre vier Begleiter mit den vier Pfoten. Die drei Bearded Collies "Enya", "Maya" und "Mimo" sowie die Tibetanische Hütehündin "Byana", allesamt in Arbeitsgeschirren mit dem Aufdruck "Therapiehund", liegen um die Bewegungs- und Faszien-Therapeutin sowie Kampfkunstlehrerin herum und begrüßen die eintreffenden Senioren mit klopfenden Ruten.
Augen leuchten allein beim Anblick der vier Hunde auf. Nachdem alle ihren Platz im Stuhlkreis gefunden haben, startet die Begrüßungsrunde mit den Hunden. Strahlende Gesichter und streichelnde Hände, wohin man sieht. Dann aber geht es auch schon los. "Wir strecken die Arme, öffnen und schließen die Hände. Wir boxen schlechte Laune und Schmerzen weg. Nun nehmen wir einen Fuß kreisend hinzu", gibt Reimers vor. Dabei macht sie selbst die angekündigten Bewegungen immer wieder vor.
In die gesamte Gruppe kommt Schwung. Beobachtet von den Helfern auf vier Pfoten, recken sich Arme in die Luft und werden Füße hochgehoben. Immer wieder geht einer der Hunde zu einem Senior, setzt sich daneben, schaut aufmerksam zu und stupst ihn auch mal an. Es scheint, als wollten die Hunde motivieren - und das ist in der Tat so. "Dieses Sportangebot mit den Hunden ist bei uns mehr als beliebt. Normale Bewegungsangebote werden nicht angenommen, aber wenn die Hunde mit dabei sind, ist dies ganz anders", berichtet Svenja Becker, Sozialkoordinatorin des Altenheimes.
Die Hunde setzen Impulse und sind der Türöffner für die älteren Menschen, die in der Regel schlecht zu motivieren sind, sich zu bewegen. Gerade Menschen mit Demenz können über die Tiere erreicht werden. "Die Hunde spulen hier keine Tricks zur Belustigung ab. Sie suchen sich ihren Menschen aus und gehen gezielt hin, was den einzelnen motiviert", erklärt Reimers, die seit 25 Jahren mit speziell ausgebildeten Therapiehunden arbeitet und immer wieder beobachten kann, wie sensibel die Hunde vorgehen.
Neben der Freude, die die Vierbeiner vermitteln, ist die Bewegung ein Schlüssel zum Erhalt der Selbstständigkeit. Alltagsdinge wie duschen, sich selber anziehen und dergleichen fallen leichter, wenn die eigene Beweglichkeit, die Koordination und das Gleichgewicht stimmen. Reimers greift dazu auf einen sportlichen Mix zurück, der Bewegungsabläufe aus den verschiedenen sportlichen Bereichen enthält, die der Mönchengladbacher Verein anbietet. Die Palette reicht von Tai-Chi-Elementen über Koordinationsübungen bis hin zu Faszien-Gymnastik. "Unsere Bewohner merken gar nicht, wie sie bei dem Training mit den Hunden sportlich gefordert werden. Es macht ihnen einfach Spaß", sagt Becker und fügt an, es mache sie glücklich, wenn sie sehe, wie die Bewohner aufblühen.
Und das ist in der Tat so. Alle sind mit Begeisterung bei der Sache, und die Stimmung ist bestens. Dabei ist es erstaunlich, über welche Beweglichkeit und Kräfte die Senioren trotz des fortgeschrittenen Alters verfügen. Die Ressourcen seien da, sie müssten nur aktiviert und gefördert werden, betont Becker. Ob der Spaß-Boxkampf mit den Poolnudeln oder die sportliche Arbeit mit dem Fächer - in der 18-köpfigen Stuhlkreisrunde herrscht Bewegung pur. Möglich wird das etwas andere wöchentliche Sportangebot, das im Oktober vergangenen Jahres zum ersten Mal im DRK-Seniorenhaus Moosheide angeboten wurde, derzeit dank einer Spende des Reha-Teams West.