Stadt Willich Heraus aus der Einsamkeit

Stadt Willich · In der Caritas-Begegnungsstätte in Schiefbahn trifft sich einmal im Monat sonntags der Single-Treff. Dieses neue Angebot möchte Menschen zusammen führen, die sich gegenseitig aus der Einsamkeit herausholen.

 Auch in Niederkrüchten organisiert Angelika Effertz-Bäumer regelmäßig einen Single-Treff. Seit neustem gibt es dieses Angebot auch in der Caritas-Begegnungsstätte in Schiefbahn.

Auch in Niederkrüchten organisiert Angelika Effertz-Bäumer regelmäßig einen Single-Treff. Seit neustem gibt es dieses Angebot auch in der Caritas-Begegnungsstätte in Schiefbahn.

Foto: Franz Heinrich Busch

Sonntags ist es besonders schlimm. Dann unternehmen die Paare Radtouren oder laden andere Paare ein. Und die Familien gehen spazieren oder treffen sich zu Kaffee und Kuchen. Ulla Klein* sitzt sonntags meist alleine Zuhause. "Mir fällt die Decke auf den Kopf", gesteht die 64-Jährige. Seit einem Jahr ist sie Single. Bis dahin hatte die Willicherin viele Jahre lang eine Wochenendbeziehung. "In der Woche habe ich gearbeitet und am Wochenende hatte ich ihn", erzählt die Seniorin. Weil sie immer so gut beschäftigt war, habe sie nie Freundschaften gepflegt. Als die Beziehung endete und die Altersteilzeit begann, fiel Ulla Klein in ein tiefes Loch.

Angelika Effertz-Bäumer kennt Geschichten wie diese. Die Heilpraktikerin und Psychotherapeutin leitet mehrere Freizeittreffs für Singles. "Besonders die Generation zwischen 50 und 65 tut sich schwer, Single-Treffs zu besuchen", weiß Effertz-Bäumer. Wenn der Schritt aber einmal gemacht ist, sei die Begeisterung groß. Mit der Gruppe aus Willich trifft sich die Psychotherapeutin jeden ersten Sonntag im Monat in der Caritas-Begegnungsstätte Schiefbahn. Organisiert wird das Treffen von der Familienbildung des DRK.

Freunde für spontane Treffen

Was in den anderen Gruppen, etwa in Mönchengladbach oder Niederkrüchten, schon gut läuft, befindet sich in Schiefbahn gerade im Aufbau. "Wir möchten Menschen zusammen führen, die sich gegenseitig aus der Einsamkeit herausholen", sagt die Gruppenleiterin. Gemeinsame Kino- oder Theaterbesuche, Ausflüge oder Tanzabende seien geplant. Darüber hinaus bietet der Freizeit-Treff die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu sehen, dass es anderen Menschen ähnlich geht. "Die monatlichen Gesprächsrunden sollen Mut machen", sagt die Leiterin. "Mir ist es wichtig, mit einer gewissen Leichtigkeit an das Thema heranzugehen."

Anneliese Fischer* hat schon viel aus den Gesprächsrunden mitgenommen. "Wir sind in der Lebensmitte", sagt die 51-Jährige, die seit fünf Jahren verwitwet ist, "und wir haben jetzt die Chance, die zweite Lebenshälfte neu zu gestalten." Es sei wichtig, offen und wertfrei auf andere Menschen zu zugehen und neue Menschen in sein Leben zu lassen. Dem stimmt die Kursleiterin zu. Neustart sei ein gutes Stichwort, denn dazu gehöre, die Traurigkeit über die Verluste der Vergangenheit oder über die scheinbar verlorenen Jahre hinter sich zu lassen.

Rita Clemens* ist dazu bereit. Die Willicherin verlor ihren Mann, als die gemeinsame Tochter drei Jahre alt war. "Ich musste von jetzt auf gleich arbeiten, um uns ernähren zu können, und ich hatte das Kind, um das ich mich kümmerte", blickt die 55-Jährige zurück. So habe sie sich nie um eine neue Beziehung bemüht. Jetzt, da die Tochter flügge ist, möchte Rita Clemens gerne wieder jemanden haben, der sein Leben mit ihr teilt.

Karin Schuster* kennt das Alleinsein schon lange. "Ich habe mich damit abgefunden", sagt die 54-Jährige. Ein großer Freundeskreis gebe ihr Halt. "Aber manchmal, wenn ich von einer schönen Feier zurück in die leere Wohnung komme, finde ich es schade, dass da niemand ist, mit dem ich mich austauschen kann." Auch alleine in ein Restaurant zu gehen, mache keinen Spaß. "Ich würde gerne Menschen kennen lernen, die wie ich Single sind und mit denen ich spontan ins Museum gehen kann oder Essen oder ins Kino", sagt die Willicherin. Den ersten Schritt dazu hat sie bereits getan. Frage des Tages

* Namen von der Redaktion geändert.

(WS03)
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