Stadt Willich Heimatverein sucht Forscher auf Zeit

Stadt Willich · Die Geschichtsfreunde Schiefbahn wollen eine Geschichtswerkstatt aufbauen. Interessierte sollen sich dort in Arbeitskreisen auf Zeit mit bestimmten Themen befassen. Nicht zuletzt junge Leute will der Verein erreichen.

 Ernst Kuhlen, Vorsitzender der Heimatfreunde, seine Vertreterin Edith Max und Vorstandsmitglied Bernd-Dieter Röhrscheid (v.l.) blättern im Archiv des Vereins in einem Aktenordner.

Ernst Kuhlen, Vorsitzender der Heimatfreunde, seine Vertreterin Edith Max und Vorstandsmitglied Bernd-Dieter Röhrscheid (v.l.) blättern im Archiv des Vereins in einem Aktenordner.

Foto: Wolfgang Kaiser

Geschichte ist ein spannendes Thema und ein weites Feld. Ernst Kuhlen, Edith Max und Bernd-Dieter Röhrscheid, Vorstandsmitglieder der Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn, wissen das nur zu gut. Wenn Sie mit Vereinsangehörigen zusammensitzen und erzählen, wie es früher in Schiefbahn war, kommen so viele Themen auf den Tisch, dass es für die Vereinsmitglieder schier unmöglich ist, sie alle abzuarbeiten.

Geschichtsforschung ist ein Kampf gegen die Zeit

Und wenn die drei in die Lagerräume oder die Aktenregale des Vereins gucken, sehen sie, welche Arbeit dort noch auf den Verein wartet: Exponate fürs Museum, rund 15.000 Fotos, tausende Totenzettel und, und, und. Da Geschichtsforschung — gerade wenn es um den Kontakt mit Zeitzeugen geht — auch immer ein Kampf gegen die Zeit ist, will der Verein nun eine Geschichtswerkstatt einrichten. Projektbezogen können an Geschichte Interessierte darin mitarbeiten. Bernd-Dieter Röhrscheid hat ein Konzept für diese Werkstatt entwickelt. Das wird er am Montagabend interessierten Bürgern vorstellen.

Der Verein will mit diesem neuen Angebot geschichtlich interessierte Bürger in die Erforschung und die Dokumentation der neueren Willicher Geschichte einbinden. Was die Werkstatt herausfindet, soll nicht in den Akten des Vereins abgeheftet werden. Sie soll es auch in gedruckter Form und im Internet veröffentlichen. Vor allem an der Einbindung junger Menschen in die Arbeit des Vereins ist Röhrscheid interessiert.

Niemand muss Vereinsmitglied werden

Der pensionierte Lehrer, der mit vielen Klassen in Geschichtsprojekten gearbeitet hat und noch jetzt als Mitglied der Geschichtsfreunde Schüler bei Recherchen betreut, will mit der Geschichtswerkstatt dazu beitragen, dass Schüler und Jugendliche ein kritisches Bewusstsein für die eigene Geschichte entwickeln. Wer in der Werkstatt mitarbeiten möchte, muss nicht Mitglied des Vereins werden. Er kann auf Zeit an einem Projekt mitarbeiten. Wenn durch diese Tätigkeit einzelne Teilnehmer Interesse an einem dauerhaften Engagement im Verein entwickeln, wird sich der Vorstand nicht dagegen wehren.

In der Geschichtswerkstatt soll es verschiedene Arbeitskreise geben, in denen sich Interessenten themenspezifisch zusammenfinden. Arbeitskreise könnte es geben zu den Themen Familienforschung und Hofgeschichte.

Viele spannende Ansätze

Dort könnten etwa Datenbanken erstellt oder ergänzt werden. Lokalgeschichte, die Totenzettelsammlung, die digitalisiert werden muss, und eine Foto- und Filmwerkstatt, in der Medien auch digital erfasst werden sollen, könnten weitere Themen für Arbeitskreise sein. Auch die Straßennamen in der Stadt Willich, die in einem Buch erläutert werden könnten, sind nach Auffassung von Röhrscheid eine Arbeitsgruppe wert.

Weitergehen sollte, so das Vorstandsmitglied, auch die Erforschung der Geschichte der jüdischen Familien in Willich. Da viele Zeitzeugen, die Wendepunkte Deutscher Geschichte wie die Weimarer Zeit und die NS-Zeit in Willich erlebt haben, schon alt sind, möchte Röhrscheid einen Arbeitskreis gründen, der diese Personen befragt, um ihre Beobachtungen dokumentieren zu können.

Arbeit soll kein Selbstzweck sein

Auch um Erinnerungsorte in der Stadt Willich, an denen an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erinnert wird, soll sich ein Arbeitskreis kümmern. Der könnte alle diese Orte erfassen und in einer Datenbank Erläuterungen geben. Schließlich wären auch der Internetauftritt des Vereins und die Veröffentlichung von Jahrbüchern Themen für Arbeitskreise. Ergebnisse der Arbeitskreise könnten in Vorträgen präsentiert, bei Exkursionen vorgestellt werden oder in thematische Stadtführungen einfließen

Ganz wichtig ist Röhrscheid, dass die Arbeit der Arbeitskreise der Geschichtewerkstatt keinem Selbstzweck dient. Die Beschäftigung mit der Geschichte in der Stadt Willich solle helfen, historische Fehlentwicklungen zu erkennen und das Demokratieverständnis zu fördern, sagt Röhrscheid.

(RP)
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