Heimat genießen - in Willich Hausbrauereien sind im Aufschwung

Stadt Willich · Schmitz-Mönk, die Hausbrauerei in Anrath, führt ganz allein die reiche Brautradition im Gebiet des heutigen Kreises Viersen fort. Willi Schmitz hat früher bei Gatzweiler Altbier gebraut. Jetzt macht er sein eigenes Anrather Altbier.

 Mit Hopfenpellets wird die Dosierung im Sudhaus wesentlich einfacher.

Mit Hopfenpellets wird die Dosierung im Sudhaus wesentlich einfacher.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Altbier ist im Trend", sagt selbstbewusst Willi Schmitz, Wirt und Braumeister von Schmitz Mönk im Zentrum von Anrath. Während es oben in den gemütlichen, alpin getäfelten Gaststuben noch ruhig ist, wird unten im Keller Bier gebraut. Und wie bei den Düsseldorfer Hausbrauereien bestätigt Schmitz Mengenzuwächse beim Altbier auch bei Schmitz Mönk.

 Nach zwei Tagen im Gärkeller reift das Bier noch rund 20 Tage. Dabei erhält es seinen endgültigen Geschmack. Danach wird das Bier filtriert und in Fässer gefüllt.

Nach zwei Tagen im Gärkeller reift das Bier noch rund 20 Tage. Dabei erhält es seinen endgültigen Geschmack. Danach wird das Bier filtriert und in Fässer gefüllt.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

In Anrath wird aber nicht nur Altbier gebraucht, sondern im Laufe des Jahres vier Sorten Bier. Mit 70 Prozent steht das Altbier zwar mengenmäßig unangefochten ganz vorne. Jeweils 15 Prozent entfallen auf ein Weizen und auf das naturtrübe Kellerbier. Im Frühjahr wird ein Starkbier mit 18 Prozent Stammwürze ausgegeben. Zum Tag des Bieres am 23. April wird es erstmalig und danach weiter bis in den Mai ausgeschenkt - bis die 1600 Liter des einzigen Brauvorgangs getrunken sind. Gemessen an den Großbrauereien ist die Biermenge, die an der Jakob-Krebs-Straße gebraut wird, klein: 1000 Hektoliter (100.000 Liter). Das ist selbst für Hausbrauereien nicht viel, verglichen mit den Düsseldorfer Hausbrauereien Uerige, Schlüssel, Schumacher und Füchschen, die zwischen 20.000 und 33.000 Hektoliter produzieren. Diebels, Marktführer bei den Großbrauereien im Sektor Alt, liegt bei 450.000 Hektolitern. Insgesamt ging der Absatz an Altbier eher zurück, deswegen setzen die großen Brauereien aktuell auf Bier-Mischgetränke.

Das ist in Anrath verpönt. Bei Schmitz Mönk wird Bier gebraut, und dabei bleibt es. Vier Rohstoffe braucht man dazu: Gerste, Wasser, Hopfen und Kulturhefe. Früher hatte die Hausbrauerei einen eigenen Brunnen, heute wird das Wasser von den Stadtwerken bezogen. Der heute 61-jährige Willi Schmitz hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und dann zehn Jahre bei Gatzweiler in Düsseldorf-Heerdt gearbeitet - dort wo heute der Hauptsitz von Vodafone ist. Gebraut wird bei Schmitz Mönk seit 1903, damals schon unter dem Zeichen eines Löwens. Willi Schmitz setzt die Tradition bereits in der vierten Generation fort. Und seine beiden Söhne führen in der fünftren Generation das Gewerbe weiter. Ein Sohn arbeitet als Koch in der Küche von Schmitz Mönk, der andere arbeitet als Brauer bei Oettinger in Mönchengladbach.

 Wirt und Brauer Willi Schmitz sitzt fürs Foto in der Gaststube, die Handwerker aus Wörgl original im Tiroler Stil gestaltet haben.

Wirt und Brauer Willi Schmitz sitzt fürs Foto in der Gaststube, die Handwerker aus Wörgl original im Tiroler Stil gestaltet haben.

Foto: WOLFGANG KAISER

Zuhause in Anrath wird ein Bier gebraut, das mit 13,4 Stammwürze etwas stärker ist als die gängigen Biere aus dem Supermarkt. Mehr Gerste macht es geschmackvoller. Der Trend zu den Hausbrauereien wundert Schmitz nicht, während er die Wendung zu Kleinst-Biermanufakturen nicht mitmacht. Schmitz Mönk verwendet die gleiche Hefe wie Schlüssel Alt. Jede Hausbrauerei legt Wert auf einen unterscheidbaren Geschmack. Während das Uerige einen typisch bitteren Geschmack hat, sind Füchschen und Schumacher nicht nur in der Farbe heller, sondern auch geschmacklich feiner. Und bei den Massenbieren kommt es eher darauf an, stets gleich zu schmecken.

In der über 100-jährigen Geschichte der Hausbrauerei und des Ausschanks in Anrath hat sich vieles verändert. Früher wurde von 8 bis 16 Uhr gearbeitet, und die Männer tranken ihr Feierabendbier in der Kneipe. Heute hat sich das Verhalten total gedreht. Bier wird eigentlich nur noch zwischen 16 und 20 Uhr getrunken. Auch die Küche ist heute weitgehend auf zwei Stunden am Abend konzentriert. Der Frühschoppen hat ausgedient, den legendären Stammtisch gibt es kaum noch. Das Rauchverbot hat die Kneipenkultur arg getroffen, und abends um 22 Uhr ist auch im Sommer Schluss. Heute dürfen Männer im Café sitzen und eine Tasse Kaffee trinken. Vor zehn und mehr Jahren hätten sie das noch als unmännlich abgetan. Trotzdem ist die Kneipenwelt noch sehr unterschiedlich ausgeprägt: Anrath, Krefeld oder Düsseldorf seien verschiedene Welten.

Für eine Hausbrauerei wie Schmitz Mönk ist auch der Partyservice wichtig geworden. Ein Drittel der Biermenge wird außer Haus in kleineren Fässern (10, 15, 20 Liter) verkauft. Kühlhänger oder Bierwagen werden zu Straßenfesten ausgeliehen. Das Bier aus Anrath wird sogar exportiert. Entweder haben es Gäste mitgenommen oder ehemalige Willicher lassen es sich in alle Welt schicken. So gingen bereits Fässer nach England, Kanada und Australien, jeweils von einem Zollbeamten in der Brauerei abgenommen. Privat sammelt Willi Schmitz Steinkrüge von Bierbrauereien. 600 hat er schon. Ein Freund aus München, dessen Vater in Anrath lebt, versorgt ihn regelmäßig mit Krügen vom Münchner Oktoberfest.

(RP)
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