Das Ferien ABC: G wie Grün Grünpflege für den Sport

Anrath · Golfer möchten auch im Hochsommer perfekte Grüns vorfinden. Darum und um viel mehr kümmern sich die Greenkeeper.

Head-Greenkeeper Sebastian Illbruck (2. von links) sowie seine Mitarbeiter Thomas Verstegen, Michael Jacobs und Lars Hops kümmern sich im Golfpark Renneshof um die Pflege der Grünanlagen.

Head-Greenkeeper Sebastian Illbruck (2. von links) sowie seine Mitarbeiter Thomas Verstegen, Michael Jacobs und Lars Hops kümmern sich im Golfpark Renneshof um die Pflege der Grünanlagen.

Foto: Marc Schütz

Grün ist im Golfpark Renneshof auch bei der derzeit anhaltenden Trockenheit die vorherrschende Farbe. Vor allem den sogenannten Grüns rund um die Löcher der 18 Bahnen sowie den Abschlägen, von denen aus die Golfspieler jeweils starten, ist nicht anzusehen, dass es seit Wochen nicht nennenswert geregnet hat. Lediglich die bis zu 400 Meter langen „Fairways“ zwischendrin weisen deutliche braune Stellen auf. Dafür, dass die Golfspieler auch im Hochsommer auf einer grünen und gepflegten Anlage spielen können, ist Headgreenkeeper Sebastian Illbruck mit seinen drei Mitarbeitern Thomas Verstegen, Michael Jacobs und Lars Hops zuständig. 62 Hektar groß ist das Gelände, um das sich die Männer kümmern.

 Headgreenkeeper Sebastian Illbruck steuert von seinem Büro aus die Beregungsanlage des Platzes.

Headgreenkeeper Sebastian Illbruck steuert von seinem Büro aus die Beregungsanlage des Platzes.

Foto: Marc Schütz

In der Hauptsaison von Mai bis September beginnt der Arbeitstag bereits um 6 Uhr in der Frühe. Um diese Zeit ist noch kaum ein Golfer unterwegs, und so können die vier ihre Arbeit erledigen, ohne zu stören oder gestört zu werden. In der Nacht haben allerdings schon Pumpen, Leitungen und Wassersprenger Schwerstarbeit geleistet. 10.000 bis 13.000 Kubikmeter Wasser werden pro Jahr vom Brunnen in den Beregnungsteich an Bahn 9 gepumpt und von dort aus auf Grüns und Abschläge weiterbefördert. „In diesem Jahr haben wir bereits 9000 Kubikmeter verbraucht, werden also voraussichtlich die von der Wasserbehörde genehmigten 15.000 Kubikmeter erreichen“, sagt Sebastian Illbruck, der die Beregnungsanlage von einem Computer in seinem Büro aus steuert.

 Viele verschiedene Maschinen und Geräte werden benötigt, um die Anlage in Schuss zu halten.

Viele verschiedene Maschinen und Geräte werden benötigt, um die Anlage in Schuss zu halten.

Foto: Marc Schütz

Für den 35-Jährigen Chef-Greenkeeper ist die Tatsache, dass er etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit in der Natur, die andere im Büro verbringt, das, was den Reiz des Jobs ausmacht: „Die Mischung macht’s.“ So muss er dort seine Mitarbeiter einteilen, Bestellungen tätigen oder Kontakt zu Behörden halten. Nach dem Abitur in Mönchengladbach machte Illbruck während des Zivildienstes im Schloss Dyck, wo 2002 die Landesgartenschau stattfand, erste Erfahrungen mit dem Thema Grünpflege. Danach begann er, BWL an der Uni Duisburg/Essen zu studieren, und jobbte in den Semesterferien auf einem Golfplatz. „Da habe ich gemerkt: Das ist das, was ich machen möchte.“

Sein Studium brach er ab und machte bei der Deula Rheinland und dem Golf- und Countryclub Velderhof in Köln eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Fachagrarwirt Golfplatzpflege. „Mein Ziel war es schon damals, einmal Headgreenkeeper zu werden, aber dazu wollte ich Auslandserfahrung haben“, erzählt Illbruck. Also bewarb er sich um ein Stipendium und ging 2008 für zwei Jahre in die USA, um dort „Turfgrass Management“ zu studieren. Zurück in Deutschland, arbeitete er zwei Jahre lang als stellvertretender Headgreenkeeper in Düsseldorf, danach folgte sein erster Headgreenkeeper-Posten in der Nähe von Kleve.

Dann kam das Angebot aus Anrath: Dort entstand gerade der Golfpark Renneshof. „Für mich war es sehr reizvoll, von Anfang an dabei sein und eigene Ideen einbringen zu können“, so Illbruck. Natürlich sei ein Golfplatzbau eine chaotische Angelegenheit, und manche Rückschläge galt es einzustecken – etwa durch den schweren Pfingststurm „Ela“, der große Teile der Golfplatz-Baustelle verwüstete. „Aber insgesamt ist es jetzt ein großer Vorteil, von Anfang an dabei gewesen zu sein. Ich kenne die Stärken und Schwächen der Anlage und weiß genau, wo welche Leitungen liegen.“

Inzwischen ist der im August 2014 eröffnete Golfplatz am Rande Anraths weitgehend fertig, kleine Verbesserungen oder Änderungen werden von den Greenkeepern vorwiegend in den Wintermonaten vorgenommen. Für den Laien kaum zu erkennen, ist der Renneshof etwas Besonderes: Er ist einem englischen Links-Platz nachempfunden. Als „Links“ bezeichnet man die Fläche zwischen der Küste und dem fruchtbaren Boden. Der Untergrund ist sehr sandig, weswegen er kaum genutzt werden konnte. Daher wurde er für die Öffentlichkeit freigegeben – und wurde für schon frühe Formen des Golfsports genutzt.

Hohe Gräser, sanfte Hügel, eine offene Gestaltung mit eher an die Ränder gepflanzten Bäumen und nicht zuletzt recht harte Fairways kennzeichnen den Anrather Links-Platz. „Der harte Boden auf den Fairways sorgt dafür, dass die Bälle hoch springen, wenn sie aufkommen“, erklärt Illbruck. Da sie dann möglicherweise unkontrolliert verspringen und im Sandbunker, im Teich oder im Gebüsch landen, müsse man dafür sorgen, dass die Bälle recht niedrig fliegen. „Flach spielen, hoch gewinnen“, bringt es Illbruck auf den Punkt.

Zwar ist so ein Links-Platz im Vergleich zu anderen Plätzen relativ pflegeleicht (beispielsweise, weil wenig Bäume mitten im Gelände stehen), doch gibt es für die vier Greenkeeper dennoch jede Menge zu tun – und das natürlich auch am Wochenende. Jeden Tag müssen etwa die Grüns gemäht oder gewalzt werden, damit sie eine konstante Beschaffenheit haben. Mindestens dreimal in der Woche werden sie gemäht – auf eine Höhe von vier Millimetern. 10.000 Quadratmeter groß sind alle 18 Grüns zusammen, doch wenn sie alle gemäht sind, kommen insgesamt gerade mal zwei Säcke voll Rasenschnitt zusammen. Zweimal in der Woche sind die Fairways, die Abschläge und die Vorgrüns an der Reihe.

Die Grünpflege nimmt die meiste Zeit in Anspruch, doch daneben gibt es noch viele weitere Aufgaben: Bodenbearbeitung, Düngen, Baumpflege, Bunker harken, Bälle sammeln und Vieles mehr. Alles dafür, dass die Golfer einen naturnahen und möglichst grünen Platz vorfinden.

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