Gemeinde Grefrath Großeltern gesucht

Gemeinde Grefrath · Wenn Eltern längst ausgelaugt sind, haben Oma und Opa oft noch Geduld übrig zum Spielen oder Erzählen mit dem Nachwuchs. Aben vielen Kindern fehlen diese Bezugspersonen. Eine Initiative zweier Grefrather Vereine hilft.

Wenn die vier Jungen von Ingrid und Rolf Huch aus Oedt einmal ihre Großeltern besuchen wollen, wird der Ausflug gleich zur Tagestour für die ganze Familie. Rund 250 Kilometer sind es mit dem Auto bis nach Minden, bis in den äußersten Nordosten Nordrhein-Westfalens. Auch das Sauerland liegt nicht gleich um die Ecke. Deshalb wünschen sich Dominik, Jan, Xaver und Rolf – zwölf, zehn, acht und drei Jahre alt – eine Oma oder einen Opa, der näher für sie da ist. Einen Menschen, der mit ihnen backt, mit ihnen spielt oder einfach nur spannende Geschichten aus alten Tagen erzählt. Mit einem neuen Projekt wollen die Vereine "Mutter und mehr" (M. u. m.) sowie "Älterwerden in der Gemeinde Grefrath" nun helfen. Das Ziel der beiden Organisationen: Jung und Alt zusammenführen.

"Die Chemie muss stimmen"

Mutter Ingrid Huch kam Ende letzten Jahres selbst auf die Idee, die Initiative zu ergreifen. "Ich weiß noch genau, dass ich früher eher zur Oma gegangen bin, wenn es Probleme gab", erinnert sich die 45-Jährige. "Die Gespräche waren meist ungezwungener." Doch eine derartige Bezugsperson vor Ort fehlt ihren vier Söhnen, von denen drei aus Huchs erster Ehe stammen. Sie ist beruflich als Straßenbahnfahrerin in Krefeld unterwegs. Auf geregelte Arbeitszeiten könne man sich da nicht verlassen, sagt Ingrid Huch. Man müsse flexibel sein. Genau diesen Grundsatz wolle sie auch im Verhältnis zu einer möglichen Ersatzoma oder einem Ersatzopa walten lassen. "Hauptsache, die Chemie stimmt", sind die Huchs sich einig.

Das System des Großelternservice ist einfach: Interessierte füllen einen Fragebogen aus, M.u.m. organisiert Nachmittage zum Kennenlernen. Verpflichtungen gibt es keine. Trotzdem sind potentielle Kandidaten noch einseitig verteilt. "Wir haben derzeit drei, vier Familien in der Warteschleife, für die sich noch niemand gefunden hat", sagt Sandra Glasmachers, Vorstandsmitglied von "Mutter und mehr".

Die Gründe seien vielfältig, meint die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grefrath, Annemarie Quick. "Zum Beispiel könnten ältere Leute Sorgen haben, in Konkurrenz mit den eigentlichen Großeltern zu treten." Dies sei in anderen Regionen, wo ähnliche Projekte angelaufen, jedoch kein Problem.

Dass sich bald jemand meldet, hoffen natürlich auf die vier Huch-Jungen. Jan bleibt bei der Beschreibung seiner Wunsch-Oma oder seines Wunsch-Opas bescheiden. "Nett" sollten sie oder er auf jeden Fall sein. Dominik, der Älteste, träumt von gemeinsamen Zoo-Besuchen und würde gerne "Drachen steigen lassen". Am liebsten verbringen die Brüder viel Zeit im heimischen Garten, wo sie sich zwischen Obstbäumen und Gemüsebeeten austoben können.

Und auch ihre Mutter hofft auf eine Bereicherung für die Familie. Das Projekt der beiden Grefrather Vereine begreife sie als ein Konzept des Gebens und Nehmens.

(RP)
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