St Tönis Gesucht: Tagesmutter

St Tönis · Das Thema Betreuung Unter-Dreijähriger ist schwierig: Es gibt viel Nachfrage, aber zuwenig Plätze in den Kitas. Deswegen hatte das St. Töniser Familienzentrum Marienheim zu einer "Tagesmutter-Börse" eingeladen.

Der Ort war bewusst gewählt, erklärte Susanne Reinartz, zuständig für die Kindergartenfachberatung und Kindertagespflege beim Kreis Viersen: Gerade im Familienzentrum Marienheim gebe es eine immense Nachfrage nach Kindergartenplätzen für Unter-Dreijährige. Insgesamt stehen aber nur sechs Plätze zur Verfügung, rund 30 Kinder sind unversorgt. Deswegen hatten Jugendamt und Familienzentrum am Samstag zu einer zweistündigen "Tagesmutterbörse" eingeladen.

Anerkannt vom Jugendamt

Der Gesetzgeber sieht diese Möglichkeit einer privaten Kinderbetreuung ausdrücklich vor und die Tätigkeit als "Tagesmutter" ist genau geregelt: Tagesmütter müssen sich für die Tätigkeit bei anerkannten Trägern qualifiziert haben und vom Kreisjugendamt anerkannt sein. Während der Börse stellten sich die Tagesmütter mit ihren Konzepten vor: So ist Christina Herwix gelernte Erzieherin. "Ich wollte immer eine eigene Kindertagespflege anbieten", sagt sie. Dafür hat sie zwei Räume im eigenen Haus umgebaut, die Tagesmutter-Qualifikation gemacht und ihr "Kinderschlösschen" eröffnet.

Mit Kathrin Schröder betreut sie dort neun Kinder: "Der Tagesablauf ist im Prinzip wie in einem kleinen Kindergarten. Wir haben meist mehrere gleichaltrige Kinder", beschreibt sie. Jutta Maly dagegen betreut zurzeit ein Kind vormittags bei sich zu Hause, am Nachmittag fährt sie zu einer Kundin und betreut von 15 bis 18 Uhr dort ein Geschwisterpaar. Die Tätigkeit als Tagesmutter empfindet sie als "große Bereicherung. Die Kinder geben einem sehr viel." Auch Ute Daniels betreut bis zu fünf Kinder im eigenen Haus, sie hat selber drei Kinder. Ihr Konzept: "Ich gehe flexibel auf die Kinder ein. Sie sollen selbstbewusste Persönlichkeiten werden." Sie gab den Besuchern einen Info-Zettel über ihre "Flo-Kiste" mit. Auch andere Tagesmütter hatten Info-Material bereit.

Für Reinartz war wichtig, dass sich beide Seiten bei der Börse erst einmal kennen lernen. Eltern und Tagesmütter müssten ein gutes Verhältnis zueinander haben, denn diese Betreuung sei ja schon eine sehr persönliche Angelegenheit, meinte Susanne Reinartz.

Persönlicher als eine Krippe

Auf der anderen Seite kamen die Interessenten: Karolina Goltz hat zweijährige Zwillinge, für die sie ab nächstes Jahr eine Betreuung sucht. Holger und Sylvia Feldschen wollten sich zu den Betreuungsmöglichkeiten für ihren jetzt fünf Monate alten Sohn Lasse erkundigen. Die Mutter möchte ab Oktober gern wieder arbeiten und "ich tendiere zu einer Tagesmutter, weil das persönlicher ist als eine Krippe", sagte sie. Die Kosten für eine Tagesmutter sind für die Eltern vergleichbar mit dem Kindergartenbeitrag für einen Platz in der Unter-Dreijährigen-Betreuung. Tagesmütter werden über das Kreisjugendamt als Ersatz für einen Platz in einer Krippe finanziert.

(RP)
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