Stadt Kempen Gesamtschüler legen die Angeln aus

Stadt Kempen · In der Städtischen Gesamtschule Kempen dreht sich einmal in der Woche alles rund ums Fischen. Dort ist eine Arbeitsgemeinschaft für angehende Petrijünger angelaufen. Sie erfreut sich bereits großer Beliebtheit.

 Biologielehrer Jonas Ziemacki mit den Kempener Gesamtschülern, die bei der Angel-AG mitmachen.

Biologielehrer Jonas Ziemacki mit den Kempener Gesamtschülern, die bei der Angel-AG mitmachen.

Foto: Kaiser

Auf den Tischen im großen Biologie-Saal türmen sich die Angelutensilien. Zusammengeschobene Angeln, Spulen und Koffer mit Haken, Schnüren, Wobblern, Bleikügelchen und Co geben sich ein buntes Stelldichein. Auf dem Experimentiertisch vor der Tafel steht neben dem Skelett eines Karpfens auch ein präparierter Kopf dieses Fisches. "Wir fangen wie immer mit einer Frage aus dem Katalog des Fischereiprüfungsheftes an", sagt Jonas Ziemacki zu Beginn des Unterrichts. Zwölf Schüler hören aufmerksam zu, als der Biologielehrer die Frage stellt, wer den Jugendfischereischein bekommt und die drei möglichen Antworten direkt mit vorliest. Zwölf Arme gehen in die Höhe. "Ganz einfach, Lösung c", sagt Sacha. Ein Nicken von Ziemacki, der dann mit einem breiten Lächeln in seine Tasche greift und ein Dutzend rosafarbene amtlich aussehende Ausweise hervorzaubert. "Ab heute seid ihr Inhaber eines solches Jugendfischereischeines und dürft jetzt offiziell mit einer Begleitung, die im Besitz des Fischereischeines ist, angeln gehen", sagt Ziemacki. Jubel bricht los. Mit Begeisterung nehmen die elf Jungen und Lisa, das einzige Mädchen im Kursus, ihre Ausweise entgegen. Der Biologielehrer erinnert daran, dass jeder den Schein unter seinem Passbild unterschreiben muss und dass das Dokument mit der entsprechenden jährlichen Verlängerung bis zum 16. Lebensjahr gültig ist.

Seit einigen Wochen dreht sich jeden Donnerstag in der achten und neunten Stunde in der Städtischen Gesamtschule Kempen alles rund ums Angeln. Im Rahmen der vielen Arbeitsgemeinschaften, die die Schule anbietet, kam Jonas Ziemacki im vergangenen Jahr auf die Idee, eine Angel-AG zu gründen. "Ich bin selber begeisterter Angler und stellte fest, dass sich etliche unsere Schüler übers Angeln unterhielten", berichtet der junge Lehrer.

Das Interesse der Schüler war da, wie Ziemacki feststellen konnte. Gleich 27 Schüler interessierten sich für die AG, die allerdings auf zwölf Teilnehmer begrenzt wurde, um eine Aufsichtspflicht am Gewässer gewährleisten zu können. Um das Projekt anbieten zu können, machte sich Ziemacki auf die Suche nach einem Kooperationspartner, den er in der Angelgemeinschaft St. Hubert-Escheln fand.

Dort rannte er offene Türen ein. Der Verein hat eine eigene Jugendabteilung sowie Jugendwarte und freut sich über interessierten Nachwuchs. Die AG, deren Teilnehmer zwischen zehn und 13 Jahren alt sind, war bereits an einem Samstag am vereinseigenen Angelgewässer in Escheln vor Ort und hat sich alles genau angesehen. "Die verschiedenen Ökosysteme, die es dort gibt, sind sehr interessant", berichtet Henri. Denn nicht nur das eigentliche Angeln steht bei der AG im Mittelpunkt, sondern auch das Leben im und am Wasser. Die Nahrungsketten an Seen waren bereits neben dem Aufbau von Fischen und dem Umgang mit Angelmaterial ein Thema, das im Unterricht behandelt wurde. In den eigentlichen Unterrichtsstunden der AG geht es so auch nicht zum Angeln. "Das werden wir jetzt, wo alle den Jugendfischereischein haben, auf die Samstage legen", berichtet Ziemacki. Wobei die Eltern beim ersten Gewässerbesuch schon Fahrgemeinschaften bildeten und damit das Engagement der Schüler unterstützten.

Eine erste praktische Aktion soll das Angeln von Karpfen werden. Dafür ist aber einmal erst Theorie über diesen so genannten Friedfisch angesagt. Lehrer Ziemacki hat den Beamer angestellt und referiert anschaulich über den Fisch. Nick trägt ebenfalls ein Stück zum Unterricht bei. Der Zwölfjährige hat eine Grundmontage eines Karpfenköders vorbereitet, die er seinen Mitschülern Schritt für Schritt erklärt. "Mein Vater und ich haben Boilies aus Mais und Vanille gemacht", erzählt Nick und lässt die duftenden Köder in Kugelform einmal rund gehen.

Alle Schüler der AG haben über ihre Eltern schon ein wenig Erfahrung im Angeln und man diskutiert über Köder, wobei sich alle zeitgleich in der Herstellung der Grundmontage aus Schnur, Haken und Köder üben. Einen wirklich guten Schlaufenknoten herzustellen, ist nämlich gar nicht so einfach. Aber den muss man unter anderem können, wenn man angeln gehen möchte.

(RP)
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