Zeichen für Toleranz und Vielfalt Gegendemo auf dem Willicher Markt: Keine Spur von der AfD

Willich · Politiker anderer Parteien waren reichlich vertreten. Sie wollten ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen – und gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

 Die Kundgebung  „Willich ist bunt, nicht braun“  fand als Reaktion auf den geplanten  AfD-Infostand statt.

Die Kundgebung  „Willich ist bunt, nicht braun“  fand als Reaktion auf den geplanten  AfD-Infostand statt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

(barni) Gregor Bornewasser aus Schiefbahn hatte unmittelbar nach dem Anschlag in Halle eine Gegendemonstration geplant, als er erfuhr, dass die AfD vorhatte, mit einem Infostand auf dem Willicher Marktplatz präsent zu sein. Um es vorweg zu nehmen: Von der AfD war am Samstagvormittag niemand zu sehen, kein Infostand, nichts. Aber um 9.30 Uhr waren die ersten Bürger da, die ein Zeichen gegen rechts setzen wollten.

Kurz nach 9 Uhr fuhr ein Polizeiwagen auf dem Marktplatz vor. Ingo Hoppermann, Leiter der Willicher Wache und sein Kollege, sollten einen ruhigen Vormittag haben, sie mussten keine Streithähne auseinanderbringen, weil die Demonstranten unter sich waren. Vor der Eisdiele stand ein Mann und fotografierte die Menschentraube, die aus immer wechselnden Personen bestand und bis zu 50 Demonstranten groß war. Bernd-Dieter Röhrscheid kannte den Mann vom Sehen: „Er hat alle Flüchtlingsunterkünfte fotografiert mit der Bemerkung, er dokumentiere den Schwachsinn, den die Politik aus seiner Sicht in Willich macht.“ Die SPD war stark vertreten, auch der Parteivorsitzende Lukas Maaßen war dabei. Er beschrieb die Motivation der Genossen so: „Wir wollen ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen und gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.“ Volker Hufschmidt (81) hatte sich für die rote Jacke entschieden – für ihn war der Samstag ein ganz besonderer Tag: „Ich bin heute zum ersten Mal nach 38 Jahren wieder auf einer Demonstration.“ Auch seine Töchter Katrin und Mirjam machten mit. „Rassismus hat viele Gesichter“, stand auf dem Plakat von Mirjam Hufschmidt.

Auf dem Plakat von Maria Joosten-Joebges ging es weiter mit „..aber hässlich sind alle“. Auch Kyra Moustrakus dürfte es nicht schwergefallen sein, schon früh auf dem Marktplatz zu erscheinen. Sie organisiert die „Fridays for Future“-Demos und hat in den Klimawandel-Leugnern der AfD ein Feindbild, das es zu bekämpfen gilt. „Ich bin gegen rechtsmotivierte Gewalt“, stand auf ihrem Pappschild. Die SPD hatte Gregor Bornewasser einen Lautsprecher mit Akku geliehen. Als sich herausstellte, dass der Akku schwächelt und das einzige Geräusch das Plätschern des Brunnens war, stellte Alfred Erren spontan ein Kabel und den Strom zur Verfügung.

Ordnungsamtsleiter Martin Zinnel war ebenso wie die Demonstranten gespannt, ob AfDler mit einem Infostand erscheinen würden. „Eine Anmeldung liegt nicht vor“, erklärte er. Auch Vertreter anderer Parteien als der SPD ließen sich blicken, unter anderem der stellvertretende Bürgermeister Guido Görtz (CDU). „Wir sind alle Menschen, die sich weigern zuzuschauen, wenn Stimmen fordern, die Flüchtlinge im Mittelmeer absaufen zu lassen“, erklärte Gregor Bornewasser, der sich zusammenreißen musste, weil ihn eine Krankheit plagte.

Ob er denn eigentlich  enttäuscht sei, dass sich niemand von der AfD hatte blicken lassen? „Nein, sie pflegen Diskussionen auszuweichen.“ Mit-Organisator Christoph Walter hatte eigentlich vorgehabt, gängige Themen der AfD vorzustellen und Fakten zu nennen, die dagegen sprechen.

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