Stadt Willich Ganz beswingt im Wahlefeldsaal

Stadt Willich · Der Neersener Musiker Hans Doetsch lud zu einem Galakonzertabend mit der Kölner Sängerin Christine Schröder ein.

 Hans Doetsch (Mitte) mit (von links) Hans Deckker, Christine Schröder, Bernd Laukamp, Paul G. Ulrich, Walther Uhling und Elmar Frey.

Hans Doetsch (Mitte) mit (von links) Hans Deckker, Christine Schröder, Bernd Laukamp, Paul G. Ulrich, Walther Uhling und Elmar Frey.

Foto: HERIBERT BRINKMANN

Auf die Bühne hinauf musste sich Hans Doetsch noch stützen lassen. Hinter seinem Keyboard angekommen, erinnerte er an die Fernsehserie "Soweit die Füße tragen" von 1959. Doetsch wird im April 90 Jahre alt. Doch im Kopf fühle er sich 30 Jahre alt - und das bewies er dann beim Konzertabend "Anno Dazumal" im Wahlefeldsaal. Wenn er hinter den Tasten Platz nimmt, hat er seinen Jungbrunnen gefunden. Um sich herum hatte Hans Doetsch hervorragende Musiker eingeladen, erneut vorne dabei die Kölner Jazzsängerin Christine Schröder, die mit ihrer warmen Stimme und ihrer charmanten Art gekonnt durch den Abend führte. Auch wenn der Kaiserhof in Schiefbahn früher das schönere Ambiente hatte, in den Wahlefeldsaal passten eben mehr Zuhörer. Über 160 waren gekommen, wobei einige Gäste wegen Erkältung abgesagt hatten.

Gastpianist Walther Uhling legte am Anfang und zum Schluss los, und mit dem Standard "All of Me" von 1931 und "Fly me to the moon" von 1954 startete der Abend gleich mit wohlbekannten Hits, von Christine Schröder frisch interpretiert. Mit Songs wie "Body and Soul" (1930) wurde es zwischendurch immer wieder mal schön gefühlig, leider zeigten sich schnell auch die Grenzen der vorhandenen Musikanlage. "Sweet Sue" gab es in der deutschen Version "Ob du glücklich bist, wenn mein Mund dich küsst". Dabei spielte Bassist Paul G. Ulrich (Stammbassist bei Paul Kuhn) ein Solo mit dem Bogen. Vom humorvollen Musiker mit dem grauen Pferdeschwanz hätte man im Laufe des Abends gern mehr gehört.

Überhaupt die Band: Doetsch hatte hervorragende Musiker nach Neersen eingeladen, wie den Tenorsaxofonisten Elmar Frey (WDR Big Band, Paul Kuhn, Günter Noris), den Posaunisten Bernt Laukamp (WDR Big Band) und den niederländischen Schlagzeuger Hans Dekker (WDR Big Band) - der, neu in dieser Runde, sich etwas zurückhielt. Bei Balladen wie "Summer Wind", durch Frank Sinatra berühmt geworden, dem 70er Jahre-Song "Hello Darlin'" oder dem Marlene Dietrich-Klassiker aus dem "Blauen Engel"-Film (1930) "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" stand der Gesang im Vordergrund. Christine Schröder ist dabei eine unglaublich vielseitige Sängerin, die sicher die verschiedenen Stile und Stimmungen auffing. Auf "Red Roses for a blue Lady", seit 1948 von vielen Interpreten gesungen, folgte das jiddische Lied "Bei mir bistu shein" (aus dem Musical "Man könnte leben, aber sie lassen uns nicht" von 1932!) - und da hatte sich die Band so richtig zusammengefunden und warm gespielt. Auch die Musiker der Band spielten sich in ihren Soli in die Herzen der Zuhörer. Doch da neigte sich der Abend auch schon zur Neige, mit "For once on my life" (1966) ging es flott weiter, bis mit "Over the Rainbow" der Rausschmeißer kam.

Wer wollte, konnte zwischendurch exquisit speisen. Das Entree, ein Kartoffelcremesüppchen mit einem Hauch von Chili, war sogar ein Rezept von Hans Doetsch, der vor seiner Musikerkarriere eine Lehre als Feinkostkoch gemacht hatte. Der hervorragende Caterer des Abends, der nicht genannt werden wollte, hat es jetzt übernommen.

(RP)
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