Vom Nutz- zum Freizeitgarten in Willich Stadt gibt Tipps für den guten Garten

Willich · Die Hausgärten haben einen extremen Wandel erfahren. Was einst zur Versorgung mit eigenem Obst und Gemüse diente, ist heute eine Freizeitfläche geworden, die möglichst wenig Arbeit machen soll.

Udo Hormes ist der Gartenexperte der Willicher Stadtverwaltung. Derzeit wird an einem Info-Flyer für Gartenbesitzer gearbeitet.

Udo Hormes ist der Gartenexperte der Willicher Stadtverwaltung. Derzeit wird an einem Info-Flyer für Gartenbesitzer gearbeitet.

Foto: Norbert Prümen

Eine kleine Rasenfläche mit Obstbaum, ein Nutzgarten mit unterschiedlichem Gemüse samt Kartoffeln und ein Ziergarten, in dem auch noch Platz für Rhabarber und diverse Beerensträucher ist. Dazu ein Komposthaufen und auch mal der ein oder andere kleine Teich. Wenn Udo Hormes den Zeitzeiger um gut 40 Jahre zurückstellt, dann sieht der Mitarbeiter des städtischen Geschäftsbereichs Stadt- und Landschaftsplanung der Stadt Willich genau einen solchen Hausgarten vor sich. Eine Variante, die man heute bei den Hausgärten nur noch selten findet.

Große gepflasterte Terrasse, ein Rasenstück und – wenn es hochkommt – noch einige Sträucher oder eine Blumenbeeteinfassung: So präsentieren sich die Gärten heute. „Die Hausgärten haben sich komplett gewandelt. Weg vom Versorgungsgedanken, den es selbst bei einem Reihenhausgrundstück gab, ist der Garten heute ein Freizeitort geworden, der möglichst wenig Arbeit machen soll“, sagt Hormes. Die Stadt Willich erstellt derzeit einen Flyer zum Thema artenreiche Hausgärten. Er soll Anfang des Jahres 2021 erscheinen und kann kostenfrei über die Stadt bezogen werden.

Wenig artenreich kommen die Hausgärten heutzutage daher. Alte Bäume sieht man fast gar nicht mehr. Dafür haben sich die sogenannten Schottergärten breit gemacht, die besonders im Vorgarten beliebt sind. Große Rasenflächen hinter dem Haus, über die Mähroboter rattern, sind ebenfalls auf dem Vormarsch. „Blumenpflücken zum Muttertag oder Gänseblümchen für einen Blumenkranz aus dem eigenen Garten, das geht heutzutage meistens gar nicht mehr“, bemerkt Hormes.

Dabei stellt das Geflecht von Hausgärten in jeder Stadt ein großes Stück Lebensqualität dar. Mit den städtischen Grünflächen und Parks bilden die Hausgärten die grüne Lunge einer jeden Stadt. Bei Wohnbebauungen auf Grundstücken gilt generell: 40 Prozent der Grundstückfläche sind den Hauptbaukörpern wie Haus und Garage gewidmet, 60 Prozent des Grundstücks sind Freiflächen.

„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, heißt es im Grundgesetz der Bundesrepublik. Die Freiflächen eines jeden Gartens stellen urbanen Lebensraum dar. Dort wird Sauerstoff produziert. Pflanzen nehmen zudem Schadstoffe aus der Luft auf. Sie sorgen für ein gesundes Klima und helfen, Temperaturen zu senken, was in Anbetracht der Sommer der vergangenen drei Jahre mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlägen ein umso wichtigerer Aspekt ist.

Jeder kann mit seiner Gartenfläche ein Stück weit zu mehr Lebensqualität beitragen. „Natürlich ist es letztendlich jedem selber überlassen, was er auf seiner Gartenfläche macht, aber wer es absolut pflegeleicht haben möchte, der sollte sich vielleicht keinen Garten anschaffen, sondern auf Wohnen mit Balkon oder Dachterrasse zurückgreifen. Es gibt pflegeleichte Gärten, die auch ökologisch wertvoll sind, aber an sich ist ein jeder Garten immer mit Arbeit verbunden“, sagt Hormes.

Dass es den arbeitsintensiven Nutzgarten als solches nicht mehr gibt, führt Hormes auf die im Laufe der Jahre immer größer gewordene Palette der Discounter und Vollsortimenter zurück. Alles kann zu jeder Jahreszeit frisch eingekauft werden und das Gemüse aus dem eigenen Garten ist ins Hintertreffen geraten. Wer heute in Anbetracht der Klimaveränderung einen Garten anlegen oder umstrukturieren möchte, der sollte sich mit dem Boden und den Lichtverhältnissen auseinandersetzen, um die richtige Pflanzenwahl treffen zu können.

„Es gibt heimische Pflanzen, die besser mit Trockenheit klarkommen. Das sollte man berücksichtigen“, informiert Hormes. So ist der Gartenklassiker Hortensie zwar sehr beliebt, aber ihr botanischer Name Hydrangea verweist eindeutig auf ihren Schwachpunkt: Hortensien brauchen Unmengen von Wasser. Gewinner der trockenen Sommer sind die Rosengewächse. Sie kommen mit wenig Wasser gut klar.

Was Gehölze betrifft, bieten sich Sanddorn, Schlehe, Liguster, Weißdorn, Sommerflieder, Ginster und Heckenrose an. Kirschen, auch Zierkirschen, Maulbeer- und Amberbäume, die nicht so groß werden, aber auch die hoch wachsenden Bäume wie Walnüsse, Akazien und Eichen, trotzen den trockenen Sommern ebenfalls besser. „Wer die Möglichkeit hat, einen Baum zu pflanzen sollte das tun. Bäume sind die Schattenspender der Zukunft und sorgen für eine Umgebungstemperaturkühlung“, sagt Hormes.

Er appelliert zudem, wieder einen Kompost im eigenen Garten anzulegen. Etwas, das früher ganz üblich war. Neben der Abfallvermeidung kann auf diese Art und Weise CO2 gebunden werden. Kompost hat positive Auswirkungen auf das Bodenleben, speichert Feuchtigkeit, bindet Schadstoffe und setzt Nährstoffe frei. Komposterde ist rundum hervorragend für den Boden, und ein gesunder Boden bringt gesunde Pflanzen hervor.

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