Stadt Willich Friedel Kluth kann nicht Nein sagen
Stadt Willich · Seit rund 15 Jahren ist Friedel Kluth im Anrather Bürgerverein für die Mundart zuständig. Doch das ist nicht das einzige Engagement des aktiven 71-Jährigen. Er kümmert sich um die Heimatgeschichte und hat ein Herz für den Sport.
"Erst wollte ich nicht, aber dann habe ich mich überreden lassen", sagte Friedel Kluth. Das war vor etwa 15 Jahren, als der bis dahin im Bürgerverein für die Mundart zuständige Hans Stienen — er verstarb kürzlich im Alter von 86 Jahren — seinen Vorstandsposten aufgab. Von der Vorsitzenden Karla Meiendresch wurde Kluth angesprochen, ob er sich im Bürgerverein für die Anrather Mundart einsetzen möchte. Zu der Zeit war er vielen Anrathern schon längst in der Rolle des "Orjelskeäl" bestens bekannt, der beim Karneval der "Spouljonges" auf Plattdeutsch lokale Begebenheiten auf die Schippe nahm.
Und der heute 71-Jährige machte so richtig mit, gründete die beliebten Mundart-Stammtische, publizierte Geschichten und Gedichte und wurde sogar gemeinsam mit Andrea Reuter und Frieder Nöhles zu einem "Fernsehstar". Weiterhin strahlt das Erste in der Mittagszeit während der Sendung "ARD-Buffet" das Dialekt-Rätsel aus. Dabei geht es auch heute zwischen 12.15 und 13. Uhr darum, die Bedeutung von plattdeutschen Begriffen richtig zu erraten, die Kluth und Nöhles vorstellen.
Schon mal was von "Schöttspoul", "Jötschklomp" oder "Neitspongel" gehört? Das waren nur einige der Begriffe, die die Fernsehzuschauer bisher erraten mussten. Ins Hochdeutsche übersetzt sind dies Weberschiffchen, Jauchekelle und Nachtgewand. Zwei Staffeln hat es bisher im ersten Programm gegeben und die nächsten zehn Sendungen für 2014 sind bereits im Kasten. "Um was es dann geht, darf ich natürlich nicht verraten", sagt der Ur-Anrather, für den die Mundart ein wichtiges Stück des Kulturgutes ist und bleibt.
Für den gelernten Fernmeldetechniker und späteren Betriebsrats-Vorsitzenden des Krefelder Fernmeldeamtes war es auch in seiner Zeit als Verkäufer von Telefonanlagen einige Male sehr nützlich, wenn er mit seinen Kunden frank und frei und in Mundart gesprochen hat. "Man hatte dann direkt einen besseren Bezug zum Gesprächspartner, wirkte sofort ehrlich und glaubhaft", erinnerte sich Friedel Kluth, der seit 1997 im Ruhestand ist.
Ruhestand? Das war und ist für ihn nach wie vor ein Fremdwort und dann noch ein hochdeutsches... Er radelt zum Beispiel mit Interessierten durch die Anrather Felder oder macht zu Fuß Führungen zu bestimmten historischen Wahrzeichen. Kluth singt beim Mundart-Chor der "Leddschesweäver", schreibt regelmäßig im Anrather Heimatbuch oder notiert fleißig Aufgeschnapptes, das er vielleicht später einmal in weiteren Büchern veröffentlichen möchte. So gibt es bereits das von ihm selbst illustrierte Buch "D´r Orjelskeäl" mit Erlebtem, Erlauschtem und Erdachtem. Oder als Nachschlagewerk für Freunde des "Anrötsch Platt", sein Mundart-Lexikon "Nokixel", ergänzt mit Sprichworten und Redewendungen - von A bis Z, von "Aach-Uhres" (die Acht-Uhr-Messe) bis "Zump", was für einen beleidigten und weinerlichen Gesichtsausdruck steht.
Friedel Kluth ist zweifelsohne ein Allrounder. In seinem Fachwerkhaus hat er so manchen Holzbalken selbst gezimmert. In seiner gemütlichen Wohnstube hängen einiger seiner Aquarelle. Unter anderem hat er die Clörather Mühle oder den Beudelsdyk vor seiner Bebauung gemalt. Auch dies hat er sich durch Kurse selbst beigebracht, wie auch früher das Tontöpfern oder die Portraitmalerei.
Es gibt allerdings noch eine andere nicht so gute Eigenschaft. Friedel Kluth kann nicht Nein sagen. So übernahm er nach beharrlichem Zureden 1962 das Amt des Jugendwartes beim Anrather Turnverein. Daraus wurde mehr: Von 1973 bis 2002 brachte er den Verein mit seinem Team als Vorsitzender nach oben, ist auch seit langem der TV-Ehrenvorsitzende. Außerdem war er beim Jugend-Rot-Kreuz (JRK) viele Jahre tätig. Dies hatte aber auch einen anderen Vorteil, denn beim JRK lernte er seine spätere Ehefrau Ria kennen, mit der er mittlerweile seit 47 Jahren verheiratet ist. Und der nächste Plan der Eheleute: "Wir möchten unbedingt mal nach Grönland."