Stadt Willich Fledermäuse gibt's nicht mehr

Stadt Willich · Die Lärmschutzwand an der Korschenbroicher Straße in Willich sorgt für Aufregung. Die Bürger werfen der Stadt vor, sich nicht um die Anlage zu kümmern. Die Wand verliere ihre Funktion und verrotte, lauten die Vorwürfe.

 Die Anwohner vor der Lärmschutzwand: Nur mühsam ranken Klettergewächse an ihr hoch. Die Wand ist löchrig, weil das vertrocknete Granulat rieselt. Mitte Mai soll es wieder einen Ortstermin mit Stadt und Politik geben.

Die Anwohner vor der Lärmschutzwand: Nur mühsam ranken Klettergewächse an ihr hoch. Die Wand ist löchrig, weil das vertrocknete Granulat rieselt. Mitte Mai soll es wieder einen Ortstermin mit Stadt und Politik geben.

Foto: RP-Foto. Wolfgang Kaiser

An der Korschenbroicher Straße in Wekeln rieselt nicht leise der Schnee, sondern das Granulat. "Bis vor Kurzem hatten wir hier auf dem Weg zwischen der Lärmschutzwand und unseren Gärten etliche Granulathaufen liegen, die jetzt aber von der Stadt zum größten Teil entfernt worden sind", berichtet Stefan Simmnacher, der an der Merkurstraße wohnt und damit zu den Bürgern gehört, die nicht nur unmittelbar hinter der Lärmschutzwand leben, sondern auch über ihre Gärten hinweg auf sie blicken.

Der Blick fällt dabei auf eine etwa 5,50 Meter hohe Wand aus Eisenmatten - mit einer Gewebefolie versehen - und daran wachsenden Grünpflanzen. Allerdings ist es weniger eine grüne Wand, sondern mehr eine kahle Variante mit kümmerlich aussehenden Rankgewächsen und zahlreichen Löchern in der Folie, aus denen das besagte Granulat rieselt. "Als die Wand gebaut wurde, waren es richtige kleine Lavasteine, die in den Zwischenraum eingefüllt wurden. So eine Wand ist wartungsintensiv. Und wenn nichts gemacht wird, passiert genau das, was wir jetzt hier haben", sagt Anwohner Rainer Schneider.

Die Lärmschutzwand ist seit mehreren Jahren ein Stein des Anstoßes zwischen den Anwohnern und der Stadt Willich. Die dort lebenden Bürger werfen der Stadt vor, sich nicht um die Lärmschutzwand zu kümmern. "Das ging schon vor rund acht Jahren los, als die über Solar betriebenen Pumpen, die für eine Bewässerung der Pflanzen an der Wand sorgen, ausfielen", sagt Stefan Simmnacher. Pflanzen vertrockneten und die Löcher entstanden.

Neben der Optik ging dadurch auch der Lärmschutz ein stückweit verloren. "Auf dem Handy messe ich heute hinter der Wand bis zu 70 Dezibel. Nach Lärmschutzkarte sollen es aber unter 55 Dezibel sein", sagt Arthur Niestroi. Im Herbst 2015 stellten rund 60 Anwohner einen Bürgerantrag und brachten das Thema damit in den zuständigen politischen Ausschuss. Sie forderten eine Instandsetzung der Anlage entlang der Korschenbroicher Straße.

Damit startete eine bislang unendliche Geschichte. Es folgte ein Ortstermin, im Ausschuss wurden Maßnahmen beschlossen, die aber nach Angaben der betroffenen Anwohner nie wirklich umgesetzt worden sind. Nach deren Aussagen hat die Stadtverwaltung nur kleineren Flickschustereien betrieben. "Wir haben Löcher in der Wand, durch die man die Autos auf der Korschenbroicher Straße sehen kann", klagt Ralf Püllen. Einfach eine schwarze Folie davor anbringen, wie es die Stadt teilweise gemacht hat, ist in seinen Augen keine Lösung.

"Früher, als die Wand noch richtig grün war, hatten wir hier sogar Fledermäuse", erzählt Claudia Simmnacher. Grüne Wandstücke gibt es aber auch noch. Hier haben die Anwohner selber zum Gartenschlauch gegriffen und die Pflanzen an der Wand eigenhändig gegossen. Um Klarheit über den Zustand und eine mögliche Sanierung der Lärmschutzwand zu erhalten, hält die Willicher FDP inzwischen ein Sachverständigengutachten für zwingend notwendig. "Unfassbar ist insgesamt betrachtet, wie hier durch Nichthandeln Eigentum der Stadt verrottet und zu hohen Wiederherstellungskosten führt", lautet das Urteil von Karl-Heinz Koch, dem Planungsfachmann der FDP.

Für Mitte Mai ist jetzt eine erneute Ortsbegehung mit Stadtverwaltung und Politik geplant. Die Stadt Willich verweist auf Neuanpflanzungen von Wildem Wein, eine wieder funktionierende Bewässerung, die auf der Oberseite der Wand läuft, freigeschnittene Pflegewege und die Befüllung der Löcher.

(tref)
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