Kunst, Musik und ein internationales Büffet Ein Fest für Geflüchtete und Helfer

Schiefbahn · In Willich leben 750 Geflüchtete aus über 14 Ländern. In der Schiefbahner Kulturhalle kamen nun Geflüchtete und Ehrenamtler aus der Flüchtlingshilfe zusammen. Das Angebot soll eine feste Einrichtung in Willich werden.

 Auf der mit einem Regenbogen und Luftballons geschmückten Bühne waren Lieder aus verschiedenen Ländern zu hören, hier beispielsweise aus der Türkei.

Auf der mit einem Regenbogen und Luftballons geschmückten Bühne waren Lieder aus verschiedenen Ländern zu hören, hier beispielsweise aus der Türkei.

Foto: Norbert Prümen

Vor einer Premiere ist die Aufregung groß. Und so ging es am Samstag auch Regine Hofmeister: Erstmals hat die Ehrenamtskoordinatorin für Flüchtlinge in Willich zu einer internen Veranstaltung eingeladen, bei der Geflüchtete und Bürger, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe einbringen, in der Schiefbahner Kulturhalle zusammen einen Nachmittag mit einem kulturellen Programm verbrachten.

„Mit der Veranstaltung möchte ich all denen ein Dankeschön aussprechen, die sich in der Flüchtlingshilfe einbringen, und gleichzeitig die Kompetenzen vorstellen, die geflüchtete Menschen in Sachen Kunst und Kultur mit sich bringen“, sagte Hofmeister vor dem Start des musikalischen Programms und der Eröffnung der kleinen Kunstausstellung. Auf der mit einem Regenbogen und Luftballons geschmückten Bühne waren Lieder aus der Türkei und der Ukraine zu hören. Gitarre und Geige trafen auf Klavier und Flöte.

Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren stellten ihre Werke aus, die zuvor in Malkursen, angeboten über die Flüchtlingshilfe, entstanden waren. Zudem konnten die Besucher einige Werke des aus Syrien stammenden Künstlers Waleed Ibrahim bewundern. „Wir reden über die Zahlen von geflüchteten Menschen in Willich. Hier aber sieht man das Leben, wobei hinter jedem Menschen ein Schicksal steht. Wir dürfen nie vergessen, was jeder einzelne durchgemacht hat. Solange wir in Willich helfen können, werden wir das tun“, betonte Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) in seiner kurzen Begrüßungsrede.

Wie Integration aussehen kann, hob Pakusch am Beispiel von Mykhalo hervor. „Als ich Mykhalo im März dieses Jahres kennenlernte, nachdem er aus der Ukraine geflüchtet war, sprach er kein Wort Deutsch. Konversation in Englisch war möglich. Heute geht es auch schon in Deutsch. Integration muss man wollen. Er will es“, lobte der Bürgermeister den 18-Jährigen, der in Schiefbahn eine neue Heimat gefunden hat und der derzeit ein Online-Studium absolviert. „Ab Oktober nehme ich an weiteren Sprachkursen teil“, berichtete Mykhalo.

Als ein Stück Heimat bezeichnete die aus Afghanistan stammende Nadillah die Stadt Willich. „Zusammen mit meinem Mann und unseren drei Kindern lebe ich seit drei Jahren hier. Ich fühle mich hier wohl – und dazu trägt Andrea ganz viel bei. Ich bin ihr sehr dankbar“, sagte die junge Frau. Mit Andrea Grieco verbindet sie seit zwei Jahren eine Freundschaft, die aus einer Familienpatenschaft heraus entstanden ist. „Wir haben uns kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes kennengelernt. Seitdem unterstütze ich die Familie unter anderem in Sachen Sprachkurse und bei Amtsgängen. Ich weiß noch, dass wir beide vor Freude geweint haben, als es die Aufenthaltsgenehmigung für die Familie gab“, erzählte Grieco. Die Freundschaft gebe beiden Seiten viel, fügt die Willicherin an, die zusammen mit Nadillah vor dem internationalen Büfett in der Kulturhalle steht. Fürs Büffet hatte die afghanische Frau zwei Spezialitäten mitgebracht: Kabuli Palau und Bolani mit zwei Dips. Ersteres ist ein Rindfleischgericht mit Reis, Rosinen, Pistazien und Karotten, letzteres ein gefülltes Fladenbrot.

„Menschen aus anderen Ländern geben uns die Chance, immer wieder Neues zu entdecken. Gerade die Bereiche Kunst und Kultur stehen dabei für Vielfalt“, sagte Brigitte Schwerdtfeger. Aktuell leben Schwerdtfeger zufolge rund 750 Flüchtlinge aus über 14 Ländern in Willich. Die Beigeordnete der Stadt sprach von einem „stetig starken weiteren Zustrom“. Die Zuweisungen erfolgen über den sogenannten Königsteiner Schlüssel.

Hofmeister zeigte sich mit der Premiere ganz zufrieden. „Wir hätten uns noch mehr Besucher gewünscht, aber ich denke, die Parallelveranstaltung in einer Freizeitlocation hat da eine Rolle gespielt. Das müsste für die Zukunft besser koordiniert werden“, sagte Hofmeister, die das Angebot gerne zu einer festen Einrichtung in Willich machen möchte.

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