Tönisvorst Erna und Karl üben Ökumene
Tönisvorst · Die Blicke im Saal von Haus Vorst sind auf die Bühne konzentriert, aber dort ist niemand zu sehen, wenngleich eine etwas quäkige Stimme lautstark zu hören ist. Köpfe drehen sich suchend um und da kommt sie durch die hinteren Reihen auch schon hereinmarschiert: Irma Schabiewsky alias Ulrike Böhmer. Pepitahütchen auf dem Kopf, den schwarzgelben Borussenschal über der roten Jacke. Dazu der Rock in einem anderen Rotton, die schwarzen Strümpfe, die bis knapp ans Knie reichen, und die ausgelatschten schwarzen Gesundheitstreter an den Füßen. Ohne Ende babbelnd geht es durch die Stuhlreihen zur Bühne. Über ihre Heimatstadt Dortmund, den Fußball und ihre Arbeit in der Gemeinde, die Themen sind unerschöpflich. "Ich bin in der Kirchengemeinde sehr engagiert, ohne mich läuft nichts", lässt sie die Besucher so wissen. Das "pastorale Fusionsgedönse", wie sie die Gemeinschaft der Gemeinden nennt, bekommt ihr Fett ab und diese "öko, so´ne ökonomenische Sache" wird von ihr auch aufs Korn genommen. Denn das erste ökumenische Gemeindefest beschäftigt sie zutiefst. Warum, das wird Sekunden später klar.
Micki Wohlfahrt in der Rolle des Karl Koslowski taucht auf der Bühne auf. In Schiebermütze, blauem Pullover, Stoffhose und blauweißem Schalke-Schal legt er nicht minder ergiebig zu und gibt seine Sicht der kirchlichen Dinge wieder. Sie treffen frontal aufeinander, die katholische Erna und der evangelische Karl. Beide sind unabdingbar aneinandergeschweißt, denn sie müssen gemeinsam das besagte erste ökumenische Gemeindefest realisieren. Sie will den Kuchenstand für die Katholiken retten, denn "bei die Protestanten gibt es nur so´ne trockene Kuchen", weiß Schabiewsky zu berichten. Er dagegen will den Bierstand sichern. "Wer weiß, was die Katholiken für ´ne Plürre ausgeben", sagt Koslowski. Herzliche Lacher waren beim ökumenischen Kirchenkabarett der "Gemeinsamkeiten", zu dem das Christliche Forum Vorst am Wochenende in den Saal von Haus Vorst eingeladen hatte, vorprogrammiert. Der Schlagabtausch zwischen den beiden ließ kein Auge trocken. Schabiewsky, die die sieben Sakramente aufzählt, beim letzten stockt, Koslowski anschaut und meint: "Eins fehlt noch, wenn ich Sie aber so ansehe, dann fällt es mir wieder ein, die Krankensalbung." Worauf er kontert, er brauche keine Krankensalbung, er habe Niveacreme zuhause. Das Sakrament der Ehe mit dem des Zölibats gekoppelt, denn nach Schabiewsky kommt das Zölibat nach zehn, zwölf oder 15 Jahren Ehe eh von selbst oder Koslowski, der die zwei Sakramente der evangelischen Kirche männerfreundlich findet, denn "Bier und Wein, das ist für zwei. Zwei Sakramente, so muss es sein", wie er philosophiert – die Lacher endeten nicht.