Stadt Willich Endspurt auf dem Acker

Stadt Willich · Die Ernte ist weitgehend abgeschlossen. Nur noch Weiß- und Rotkohl sind auf dem Acker. Jetzt ist es Zeit, eine Jahresbilanz zu ziehen. Dabei zeigen sich die Landwirte der Region recht zufrieden mit dem Ergebnis der Ernte.

 Auf den meisten Feldern ist Ruhe eingekehrt, die Ernte ist bis auf den Kohl gelaufen. Die Landwirte sind insgesamt zufrieden.

Auf den meisten Feldern ist Ruhe eingekehrt, die Ernte ist bis auf den Kohl gelaufen. Die Landwirte sind insgesamt zufrieden.

Foto: HEINER DECKERS

/ Tönisvorst Auch wenn die Obst-Anbauer zu kämpfen hatten und die Getreidepreise sicherlich höher sein könnten, sind viele Landwirte doch einigermaßen zufrieden mit dem bisherigen Jahr 2017. Die RP hat sich mal umgehört.

"Derzeit sieht es relativ und insgesamt gut aus, die Böden sind nicht zu nass", sagt der Pflanzenbau-Berater der Landwirtschaftskammer NRW, Josef Hamm. Die Landwirte können problemlos die letzten Rüben ernten oder den Weizen aussäen. Im Jahres-Durchschnitt habe es, so Hamm, immer noch zu wenig geregnet; Hamm: "Normal ist bei uns im Jahr eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von etwa 750 Millimetern (750 Liter pro Quadratmeter), derzeit liegen wir bei etwa 550, dies ist immer noch unterdurchschnittlich, auch wenn im November oder Dezember noch jeweils 60 oder Millimeter dazukommen."

"Der Herbst ist bisher vom Ernteablauf gut gelaufen", sagt auch Hubert Nauen, Ortslandwirt in Tönisvorst. Die Kartoffelernte sei gerade beendet, der Winterweizen nahezu vollständig gesät. Die Böden würden keine großen Probleme bereiten. Nauen: "Auf den ersten Blick sieht das so aus, als ob die Böden ausreichend gesättigt seien." Allerdings sei es darunter, ab einer Tiefe von 40 Zentimetern, noch extrem trocken, deshalb könnte man noch Niederschläge gebrauchen.

Seit etwa zwei Wochen hat Hans Leo Sieben mit seinem Sohn André die letzten Kartoffeln geerntet. "Knapp 2000 Tonnen haben jetzt in den gekühlten Hallen mit so einer Art Winterschlaf begonnen, diese werden durchgehend bis zum Juni 2018 in Hofläden oder in Verbrauchermärkten verkauft", sagt der Senior-Chef des Kartoffelhofes in Tönisvorst/Clörath. Das Jahr 2017 bezeichnet Sieben als ein gutes Jahr, mit etwas höheren Erträgen als 2016. Allerdings seien mehr Kartoffeln angebaut worden. Das habe die Konsequenz, dass derzeit die Preise gefallen seien. Sieben: "Zahlten die Verbraucher beispielsweise für eine 2,5 Kilogramm-Tüte bislang bei uns 2,99 Euro, sind dies derzeit 2,49 Euro."

"Das ist noch einmal gut gegangen", meint Frank Mertens vom Schiefbahner Mertenshof. Der Obstanbauer meint damit den Frost im Frühjahr, durch den es auf vielen Apfelplantagen am Niederrhein zu schlechten Ernten und erheblichen Schäden gekommen war. Durch eine spezielle Befrostung der Blüten konnte der Mertenshof den Verlust auf etwa 15 Prozent beschränken. Derzeit seien rund 95 Prozent der Äpfel - insgesamt werden dort elf verschiedene Sorten angebaut - geerntet. Jetzt käme noch der Braeburn dran. Man habe mit dem Winterschnitt angefangen. Mertens hat rund 20.000 Obstbäume, beliefert nahezu das ganze Jahr über seine eigenen drei Hofläden in Schiefbahn, Düsseldorf und Meerbusch-Büderich. Sein abschließender Kommentar: "Die Ernte ist dann gut, wenn beispielsweise von jedem Apfelbaum rund 120 Äpfel geerntet werden können."

"Eigentlich sind wir mit dem Wetter zufrieden gewesen", sagt das Jahr 2017 zusammenfassend der Kempener Ortslandwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft, Peter Josef Coenen. So langsam wird es auf den Feldern ruhiger. Hier und da wird noch Winter-Getreide gesät oder steht die Kohl-Ernte an, so dass sich viele Landwirte Zeit für die Instandsetzung des Maschinenparks oder um das Durchpflügen der Böden oder um das Beschneiden der Obstbäume kümmern können.

Peter Josef Coenen wird in den nächsten Tagen mit der Ernte des Weißkohls beginnen, Ende November ist dann der restliche Rotkohl an der Reihe. Bei ihm sind die Früchte okay, immerhin pflanzt er auf rund 20 Hektar den Kohl an. Bezogen auf ganz 2017 ist Coenen nicht unzufrieden. Im Großen und Ganzen hätten die Niederschläge gepasst, hätte es ferner keine gravierenden Pilz-Erkrankungen gegeben. Nicht so optimal sei hingegen die Rüben-Ernte gelaufen. Weil es aufgrund der guten Böden in diesem Jahr vielerorts ein Überangebot gegeben habe, sei es schwierig geworden, die überschüssige Ware, die nach den vertraglichen Verpflichtungen mit den Fabriken noch übrig sei, frei zu vermarkten.

"Wir sind mit dem Wintergetreide gerade fertig, Weizen und Gerste ist gesät, der Kappes ist fast geerntet", meint der Vorsitzende der St. Huberter Ortsbauernschaft, Johannes Dörkes. Teilweise sei es außerdem beim Kohl zu einem Überangebot gekommen. Das hat die Konsequenz, dass die freie Ware sehr preiswert abgegeben werden müsse. Bezogen auf das ganze Jahr spricht Johannes Dörkes beim Getreide von "bescheidenen Preisen", die erzielt worden seien.

"Das Jahr 2017 ist eigentlich doch noch relativ positiv zu Ende gegangen", resümiert Ortslandwirt Christoph Tenhaef, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Grefrath. Tenhaef ist Milchbauer, hat selbst etwa 150 Milchkühe. Die Qualitätszuschläge nicht eingerechnet, war der Milchpreis im Frühjahr 2017 sogar auf erschreckende 29,5 Cent pro Kilogramm gesunken, hat sich dann aber wieder erholt, derzeit sind es 34,5 Cent.

Was Tenhaef aber nicht so gefällt, sind die derzeitigen Verhandlungen der sogenannten "Jamaika Koalition", Tenhaef: "Ich werde die Sorge nicht los, dass dabei die Landwirtschaft den Grünen geopfert werden soll." Er will damit sagen, dass dies weitere Restriktionen, was beispielsweise die Art der Bearbeitung und Bewirtschaftung der Felder angeht, zur Folge haben könnte. "Schon jetzt steht bei uns beim Pflanzenschutz die Nachhaltigkeit an der ersten Stelle, im Gegensatz zu einigen anderen Ländern in der EU," betont er. Viel zu schnell werde als "Buhmann" die Landwirtschaft abgestempelt, ohne dabei das Ganze zu betrachten.

(wsc)
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