Willich Eltern sind gegen höhere Kita-Beiträge

Willich · Eltern von Kindergartenkindern aus der Stadt Willich haben einen Offenen Brief an die Mitglieder des Ausschusses für Jugendhilfe geschrieben. Sie protestieren gegen den Wegfall des Geschwister-Bonus bei den Elternbeiträgen.

Die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss der Stadt Willich, die heute Abend über die Änderung der Elternbeitragssatzung für Kindergärten, Tagespflege und Offene Ganztagsschule (OGS) beraten, sollen der von der Verwaltung vorgeschlagenen Satzungsänderung nicht zustimmen. Das möchten Eltern von Kindergartenkinder aus der Stadt Willich erreichen und haben einen Offenen Brief an die Ausschussmitglieder geschrieben. "Wir appellieren daher an ihr Gewissen als Eltern, Großeltern oder Tante/Onkel und bitten Sie, bei ihrer Abstimmung die enorme Mehrbelastung für eine Familie zu bedenken", heißt es in dem Brief.

Hintergrund: Um den Haushalt 2013 auszugleichen, hatte Kämmerer Willy Kerbusch unter anderem Mehreinnahmen aus höheren Elternbeiträgen für Tageseinrichtungen und OGS in Höhe von insgesamt 116 000 Euro ab dem 1. August dieses Jahres veranschlagt. Dazu hatte er vorgeschlagen, die bisherige Geschwisterkindregelung in der Beitragssatzung aufzugeben. Die bisherige Regelung sieht vor, dass Kita- oder OGS-Beiträge für das zweite und jedes weitere Kind einer Familie entfallen. Für Geschwisterkinder, die eine OGS besuchen, soll nun der volle Beitrag fällig werden, für Geschwisterkinder in Kita oder Tagespflege der halbe Beitrag. Dem war der Rat mit Mehrheit gefolgt. Ab 2014 verspricht sich die Stadt dadurch gar Mehreinnahmen in Höhe von 280 000 Euro jährlich.

Die Unterzeichner des Briefes zeigen Verständnis, dass der Rat einen ausgeglichenen Haushalt haben möchte. Allerdings wehren sie sich dagegen, dass Mehreinnahmen von 116 000 Euro in diesem und 280 000 Euro in den Folgejahren "von einem kleinen Personenkreis von Familien mit mehreren Kindern alleine geschultert werden sollen". Der Wegfall der Geschwisterkindregelung bedeute für Familien bei zwei Kindern eine monatliche Mehrbelastung von 220 Euro. Alternativ könnten die Mehreinnahmen von 280 000 Euro durch eine höhere Grundsteuer erreicht werden, was jeden Haushalt in Willich — bei einer Annahme von 20 000 Haushalten im Jahr — mit nicht einmal 15 Euro im Jahr mehr belasten würde.

Wenn die Ausschussmitglieder über die Beitragssatzung beraten, sollten sie auch folgendes berücksichtigen, meinen die Eltern: Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei es nicht förderlich, wenn ein hoher Anteil des Einkommens, das die Mutter zumeist in Teilzeit ausgeübter Berufstätigkeit erziele, wiederum für die Betreuung von Kindern aufgewendet werden müsse. Gerade in Familien mit mehrer Kindern sei die Berufstätigkeit der Mutter aber zwingend erforderlich. Vor allem Familien mit mehreren Kindern trügen zur Zukunftsfähigkeit der Sozialsysteme bei und würden nun übermäßig finanziell belastet.

Die Unterzeichner des Briefes weisen auch darauf hin, dass sich die Stadt gerade in den vergangenen Jahren durch ihre für Familien mit mehreren Kindern geeigneten Neubaugebiete besonders kinderfreundlich gezeigt habe. "So war doch die Anzahl der Kinder ein wichtiges Kriterium für das Gelingen der Bewerbung um ein Baugrundstück. Wenn nun die Elternbeiträge über die Einschränkung der Geschwisterkindbefreiung bereits zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren erhöht werden, dann konterkariert dies den kinderfreundlichen Eindruck des Standortes", führen die Eltern weiter aus.

Im Vergleich zu anderen Kommunen zahlten Willicher schon jetzt recht hohe Elternbeiträge, meinen die Unterzeichner. Als Beispiel führen sie die Stadt Meerbusch an, wo es keinen Geschwisterbonus gebe. Dort zahle eine Familie mit drei Kindern für die Offene Ganztagsschule rund 152 Euro. "In Willich ist dieser Betrag bereits für ein Kind zu zahlen", so die unterzeichnenden Eltern. Sie wollen nun dafür sorgen, dass sich Eltern der Einrichtungen vernetzen. Heute werden Elternvertreter zur Ausschusssitzung kommen.

(RP/jco)
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