Stadt Willich Eine Sommer-Komödie zum Jubiläum
Stadt Willich · Das Verwirrspiel einer lauen Liebesnacht – Woody Allens "Eine Mitsommernachts-Sex-Komödie" – feierte bei den Neersener Schlossfestspielen eine regenfreie Premiere. Das Publikum dankte Regisseur und Team mit kräftigem Beifall.
Das Verwirrspiel einer lauen Liebesnacht — Woody Allens "Eine Mitsommernachts-Sex-Komödie" — feierte bei den Neersener Schlossfestspielen eine regenfreie Premiere. Das Publikum dankte Regisseur und Team mit kräftigem Beifall.
Es war, als hätte der Sommer nur gewartet auf das Verwirrspiel einer lauen Liebesnacht: Regenfrei erlebten die Premierenbesucher der Neersener Schlossfestspiele Woody Allens "Eine Mitsommernachts-Sex-Komödie". Jürgen Morches Inszenierung stellte die Charaktere allmählich, zunächst beinahe heiter geruhsam vor, um dann im plötzlichen Crescendo auf Tempo und Turbulenzen zu setzen.
Im "glücklichen siebten Jahr" mit Intendantin Astrid Jacob begrüßte Hans Kothen die Zuschauer zur Jubiläums-Spielzeit im 30. Jahr der Festspiele mit dem Motto "Lebenslust". Tatsächlich konnte der Vorsitzende des Vereins Schlossfestspiele Neersen auf Anfrage zahlreiche Besucher ausmachen, die bereits die erste Premiere der Festspielgeschichte erlebt hatten. Landtagsvizepräsident Eckhard Uhlenberg lobte die Freilichtspiele als "Kulturereignis für die ganze Region" und war beeindruckt, dass diese auch in finanziell angespannten Zeiten mit professionellen Schauspielern realisiert würden. Finanzen spielten trotz Börsenmakler Andrew in der Komödie keine Rolle.
Hier drehte sich alles um die Liebe und die damit verbundenen Gefühlswallungen und Verwirrungen mit Parallelen zu Shakespeares "Sommernachtstraum". Silke von Patays Ausstattung verlieh dem Schloss das Flair einer verwunschen entrückten Oase mit Baustellencharakter. Wie das Gebäude, schienen auch die Charaktere mit Baustellen ihrer Lebensentwürfe zu kämpfen. Regisseur Morche ließ sich Zeit, die Figuren vorzustellen, als da waren Andrew und Adrian, in deren Ehe das Sexualleben den Tiefpunkt erreicht hat. Andrews Freund Michael reiste mit der liebestollen Dulcy an und Adrians Cousin Leopold mit seiner Braut Ariel.
Herausragend gab Mark Weigel beim ersten Neersener Gastspiel den Andrew. Ihm gelang es, der Figur Tiefe zu geben und zugleich deren amüsanten Seiten überzeugend farbig auszuloten. Brillant mimte er Andrews aufflammende Verliebtheit und Ernüchterung, den jugendlich anmutenden Forscherdrang und die schmerzende Erinnerung an den verpassten Augenblick. Als der fordernd forsche Frauenheld Maxwell war ihm Michael Foerster ein kongenialer Mit- und Gegenspieler im Ringen um Ariels Gunst. Foerster spielt witzig ironisch Maxwells selbstverliebten Habitus mit Auswüchsen ins Pathetische. Heinz-Hermann Hoff ging bei der Darstellung des alternden Sonderlings Leopold stark an die Grenzen des Skurrilen und Überzeichneten.
Zu Anfang wurden Parallelszenen noch verhalten nebeneinandergestellt, nach der Pause aber gerieten sie in einen zunehmend komplexeren Taktwechsel. Das Spiel an den oberen Schlossfenstern setzte auf Andeutung. So warb Maxwell vom Gerüst aus um Ariel, während diese am Fenster Leopolds Liedvortrag zu lauschen schien.
Zum Ende hin mehrten sich makaber witzige Pointen und mysteriös geisterhafte Momente. Schließlich faden zwei Paare zueinander, und das Premierenpublikum dankte mit kräftigem Beifall.