Stadt Willich Eine Hommage an den "lieben Sachsen"

Stadt Willich · Ein erfrischendes Konzert erlebten die Besucher in der Kapelle Klein-Jerusalem. Drei kompetente Interpreten alter Musik boten ein buntes Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel.

 Das Trio Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncello) spielte in der Kapelle Klein-Jerusalem und bekam jede Menge Beifall. Um eine Zugabe kamen die Musiker nicht herum.

Das Trio Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncello) spielte in der Kapelle Klein-Jerusalem und bekam jede Menge Beifall. Um eine Zugabe kamen die Musiker nicht herum.

Foto: wolfgang kaiser

Den lieben Sachsen, "il caro Sassone", nannten die Italiener den aus Halle stammenden Georg Friedrich Händel. Der reiselustige Komponist hatte Florenz, Rom, Neapel und Venedig besucht und dort als Musiker große Wertschätzung erfahren.

Der Schöpfer großer Oratorien wie Samson oder Messiah war auch ein Freund der Kammermusik. Daran erinnerten mit einer Matinee in der Kapelle Klein-Jerusalem drei kompetente Interpreten alter Musik; auf dem Programm stand "Violin- und Cembalomusik des lieben Sachsen". Michael Borgstede (Cembalo), Stephan Schardt (Violine) und Elisabeth Wand (Violoncello) sind alle drei in historisch informierter Aufführungspraxis zu Hause.

Fünf Violinsonaten in den streicherfreundlichen Tonarten G, D und A erklangen auf eine höchst lebendige Art und Weise. Leicht und federnd ging es mit zügigem Tempo an die schnellen Sätze. Die Taktanfänge wurden deutlich, aber nicht übertrieben akzentuiert, die Stricharten abwechslungsreich gestaltet. So steckte viel Schwung in dem Ganzen. Zwar legte das Trio keinen großen Wert auf starke Differenzierung der Lautstärken. Aber in den vom Komponisten kurz gehaltenen langsamen Sätzen variierte Schardt auf der Geige bei Haltetönen die Lautstärke ein wenig, womit er Atem in die Melodiebögen brachte.Auch wenn nur ein Komponist auf dem Programm stand und die Werke sich im Charakter ähnelten, wirkte das Konzert nicht eintönig. Dafür sorgte das temperamentvolle Zupacken der drei Beteiligten.

Der 1976 geborene Cembalist Michael Borgstede ist ein vielseitiger Mann. Von 2003 bis 2014 arbeitete er als Nahostkorrespondent für Israel und die Palästinensische Autonomiegebiete . Seit Oktober 2014 ist er Professor für Cembalo und Generalbass an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Bravourös, mit einem Maximum an Fingergeschicklichkeit, spielte er zwei Solowerke Händels für Cembalo, die d-moll-Sonate HWV 437 und die Chaconne G-Dur HWV 435. Hätte Borgstede nicht darauf hingewiesen, hätte man wohl kaum bemerkt, dass der Chaconne dieselbe Bass-Figur zugrunde liegt wie den berühmten Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach. Es war ein virtuoses Feuerwerk, das Borgstede in der schönen, stimmungsvollen Kapelle abbrannte.

Den Zuhörern gefiel das erfrischende Konzert. Als Zugabe hörten sie noch einen langsamen Händel-Satz, das Andante HWV 412.

(RP)
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