Stadt Willich Ein Stück Ruhrgebiet am Niederrhein

Stadt Willich · Dortmunder Dokumentarfilmer drehten auf einem Platz des "Rhein Polo Clubs Düsseldorf" in Willich Aufnahmen für einen Film über die Gründung von Borussia Dortmund. Dabei spielten auch Pappeln im Hintergrund eine wichtige Rolle.

An einem verregneten, kalten Sonntagmorgen steht der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Platz des "Rhein Polo Clubs Düsseldorf" in Willich. Doch steigen nicht die Spieler des Bundesligisten aus dem Bus, sondern ein Filmteam sowie die U-17-Mannschaft von Westfalia Huckarde und die Kreisliga-Kicker des FC IAOWL Schwerte. Das Filmteam ist durch einen "Location Scout", der mögliche Drehorte sucht, nach Willich gekommen. Er hatte die passende Fläche für die Dreharbeiten zum Dokumentarfilm über den Gründer von Borussia Dortmund 1909 (BVB), Franz Jacobi, und die Anfänge des Vereins am Dortmunder Borsigplatz in Willich gefunden.

"Wir suchten die Weiße Wiese", erklärt Filmemacher Jan-Henrik Gruszecki. Die Weiße Wiese war erster Sportplatz des BVB in der Nähe des Borsigplatzes im Dortmunder Norden. Charakteristisch waren die Pappeln im Hintergrund. "Wir haben Dortmund und Umgebung - teils mit dem Rad - abgesucht, aber immer war etwas im Bild: Mülleimer, Straßenlaternen oder Stromleitungen oder Bauten, die nicht in die damalige Zeit passten". Der "Location Scout" wurde schließlich in Willich fündig und regelte alles weitere mit dem "Rhein Polo Club Düsseldorf", der vom Filmteam "eine kleine" Miete bekam. "Nachher war die Wiese ein Acker, der hat gut gelitten bei den Dreharbeiten", sagt Gruszecki schmunzelnd.

Nachgestellt wurden auf der Wiese Fußballspielszenen aus der Gründungszeit des BVB. Die beiden Teams fanden die Filmemacher über einen Aufruf beim Fanmagazin schwatzgelb.de. Sie wurden "akribisch gecastet". Sie sollten jung sein und durften nicht zu gut spielen. "Es mussten ja junge Leute sein, weil wir auch Szenen vor der Gründung von 1906 nachstellen wollten, da mussten es auch einige 16-Jährige sein", sagt Gruszecki. Schwer sei ihm, der sich gegen Rassismus und Diskriminierung engagiert, gefallen, türkischstämmigen Spielern zu sagen, dass sie nicht mitspielen können, erklärt er. Zur Zeit der Gründung des BVB gab es keine türkisch- oder arabischstämmigen Zuwanderer in Dortmund. Natürlich durften die Teammitglieder aber beim Dreh zusehen. Sie hatten Verständnis dafür, schließlich soll es sich um möglichst authentisch nachgestellte Szenen handeln.

"Es war der schönste Drehtag des Films. Es sieht wirklich so aus wie auf historischen Fotos", sagt Gruszecki, der sich mit seinem Kollegen Marc Quambusch im Rheinland "sehr wohlgefühlt" habe. Außerdem sei es schön gewesen, dort ein Stück altes Ruhrgebiet für den Film gefunden zu haben. "Wir hätten gerne länger gedreht, doch die Sonne ging unter", so Gruszecki. Von 10 bis etwa 16.30 Uhr konnte das Filmteam drehen. Dabei wurde unter anderem das erste Pflichtspiel des BVB von 1911 nachgestellt, das die damals noch blau-weiß mit roter Schärpe gekleideten Borussen mit 9:3 gewannen. Außerdem gedreht wurde das erste Spiel in gelben Trikots von 1913.

Der von Gruszecki, Quambusch und Gregor Schnittker konzipierte Film "Am Borsigplatz geboren - Franz Jacobi und die Wiege des BVB" soll am 19. Dezember, dem Gründungstag des BVB, Premiere feiern. Für diesen Film durchforsteten sie und ihr Team nochmals Dortmunder Archive, Dachböden und Keller nach unbekannten Dokumenten. Außerdem interviewten sie Personen, die die Gründer des BVB noch kennengelernt hatten.

Der BVB wurde aus Trotz gegenüber dem damaligen Kaplan Hubert Dewald der Dreifaltigkeitsgemeinde im Spiegelsaal der Gaststätte "Zum Wildschütz" von Franz und Paul Braun, Heinrich Cleve, Hans Debest, Paul Dziendzielle, Franz, Julius und Wilhelm Jacobi, Hans Kahn, Gustav Müller, Franz Risse, Fritz Schulte, Hans Siebold, August Tönnesmann, Heinrich und Robert Unger, Fritz Weber und Franz Wendt gegründet. Alle waren in der katholischen Jünglingsolidarität der Gemeinde, doch Dewald verbot ihnen das "wilde" und "rohe Treiben" des Fußballs. Der Name Borussia geht auf ein im Saal hängendes Werbeschild der damals bereits nicht mehr existenten Biermarke zurück. Noch heute besteht zwischen dem BVB und der Gemeinde eine enge Verbindung.

(pepp)
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