Tönisvorst Ein Herz für Bedürftige

Tönisvorst · Hedwig Lange ist die Leiterin der St. Töniser Pfarrcaritas. Es ist der 73-Jährigen ein Anliegen, dass auch die, deren Portemonnaie meist leer ist, einen warmen Mantel haben, der sie durch den Winter bringt.

 Hedwig Lange in der Kleiderstube der Pfarrcaritas in St. Tönis. Bedürftigen im Ort zu helfen ist die Triebfeder der 73-Jährigen, die die Caritas der Pfarre St. Cornelius leiet.

Hedwig Lange in der Kleiderstube der Pfarrcaritas in St. Tönis. Bedürftigen im Ort zu helfen ist die Triebfeder der 73-Jährigen, die die Caritas der Pfarre St. Cornelius leiet.

Foto: Wolfgang Kaiser

Um sich für diese Menschen einzusetzen, muss Hedwig Lange nicht in die so genannte Dritte Welt reisen. Die St. Töniserin sieht auch in ihrem Heimatort viele Bürger, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen. "Früher haben die Stadt und die Politiker die Augen geschlossen und die Armut geleugnet", weiß die Seniorin, die ein Herz für bedürftige Menschen hat. Viele Ideen, die die Leiterin der Pfarrcaritas hatte, um Bedürftigen zu helfen, sind daran gescheitert. "Ich wollte schon vor zehn Jahren eine Tönisvorster Tafel einrichten, die kostenlos Lebensmittel verteilt", erzählt die 73-Jährige. Aber ohne Räume und Unterstützung sei das nicht möglich gewesen.

Umso erfreuter war die engagierte Frau, als Anfang des Jahres Andere die Idee aufgriffen und die "Tönisvorster Hilfe" ins Leben riefen. Hedwig Lange unterstützte den neuen Verein tatkräftig und sorgte dafür, dass die Kleiderstube der Caritas zur Anlaufstelle für die Mitglieder und für die Bedürftigen wurde. "Natürlich sind die Räume viel zu eng und es ist ein enormer Aufwand, einmal im Monat aus der Kleiderstube die Lebensmittelstube zu machen, aber es geht", sagt Lange. Seit 16 Jahren leitet die agile Frau die Pfarrcaritas. Engagiert ist sie in der Gemeinde schon seit mehr als 40 Jahren. Seitdem richtet sie an zwei Nachmittagen im November zusammen mit anderen Frauen den "Elisabethkaffee" im Marienheim aus. "Über die Eintrittskarten und die Verlosung finanzieren wir unsere Aktionen", erklärt Lange.

Da das aber nicht reicht, gibt es noch eine Adventssammlung an den Haustüren des Ortes und natürlich die Beiträge der gut 200 Mitglieder. "Auch bei Hochzeiten oder Geburtstagen verzichten manche auf Geschenke und bitten um Spenden für uns", sagt die Seniorin, die sich über diese Unterstützung sehr freut. Und einmal gab es auch einen ganz unerwarten Geldregen: "Wir haben in einem Jackett, das in der Kleiderstube abgegeben wurde, einen richtig hohen Betrag gefunden", erzählt die St. Töniserin. Das Geld sei im Innenfutter eingenäht gewesen. Da der ehemalige Besitzer nicht ausfindig zu machen war und sich auch nach Jahren niemand meldete, wurde das Geld als Spende verbucht.

All diese Einnahmen trägt Lange säuberlich von Hand in ihr Kassenbuch ein. Auf der anderen Seite stehen die Ausgaben: Geburtstagsgeschenke für Senioren ab 75 Jahren, Oster- und Weihnachtspäckchen für Bedürftige mit Keksen, Kaffeepulver und einem kleinen Geldgeschenk, kleine Weihnachtspakete für die Insassen der JVA Anrath und Lebensmittelgutscheine, die Bedürftige alle zwei Monate in der Kleiderstube bekommen, gehören dazu. Bei all diesen Aktionen ist die Leiterin der Pfarrcaritas dabei. Auch in der Kleiderstube, die jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr geöffnet ist, fehlt die 73-Jährige selten. Sie sortiert die Kleiderspenden und Haushaltsgegenstände, sucht den Kunden das Passende heraus und macht am Ende des Tages die Säcke fertig, die die Pfadfinder des Ortes und die Rumänienhilfe regelmäßig abholen. "Das ist schon ein Fulltime-Job", sagt die Seniorin.

Ans Aufhören denkt sie nicht, aber ein paar von den vielen Aufgaben würde sie schon gerne abgeben. "Ich habe 40 Frauen, die sich regelmäßig einbringen, aber keine will die Verantwortung der Buchführung und der Organisation übernehmen", bedauert die St. Töniserin.

(WS03)
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