Stadt Willich Ein Handicap bremst ihn nicht aus

Stadt Willich · Holger Claßen will nicht länger vom Arbeitslosengeld leben. Der 44-jährige Willicher hat sich selbstständig gemacht – trotz einer Behinderung. Seine Firma bietet unter anderem Büroorganisation und Hilfe bei der Wohnungssuche an.

 Holger Claßen hat sich nach mehreren beruflichen Rückschlägen selbstständig gemacht und ein Unternehmen gegründet, das unter anderem Behinderten bei der Suche nach oder dem Bau einer Wohnung hilft.

Holger Claßen hat sich nach mehreren beruflichen Rückschlägen selbstständig gemacht und ein Unternehmen gegründet, das unter anderem Behinderten bei der Suche nach oder dem Bau einer Wohnung hilft.

Foto: Wolfgang Kaiser

Holger Claßen will nicht länger vom Arbeitslosengeld leben. Der 44-jährige Willicher hat sich selbstständig gemacht — trotz einer Behinderung. Seine Firma bietet unter anderem Büroorganisation und Hilfe bei der Wohnungssuche an.

Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit Holger Claßen. Der 44-Jährige ist mit einer Behinderung geboren, die seine Beweglichkeit stark einschränkt und Auswirkungen auf das Sprechen hat. Aber der Willicher hat sich nicht unterkriegen lassen. Er hat eine Ausbildung als Bürokaufmann absolviert, sich in zahlreichen Fortbildungen weiter qualifiziert und in verschiedenen Unternehmen Erfahrungen gesammelt. "Ich habe bei der Stadt gearbeitet, bei der Polizei, in der Immobilenbranche und im Kfz-Betrieb", erzählt Claßen.

Vor gut zwei Jahren aber erkrankte sein damaliger Arbeitgeber und musste die Firma aufgeben. Holger Claßen stand auf der Straße. Etliche Bewerbungen führten zu keinem Erfolg. "Die Leute denken, wenn sie einen Schwerbehinderten einstellen, werden sie ihn nie mehr los", vermutet Claßen. Dabei stimme das nicht: "Wir können genauso entlassen werden, wie jeder andere auch, allerdings muss es triftige Gründe geben und die müssen erläutert werden." Dafür finanziere die Agentur für Arbeit aber auch die Stelle: "In den ersten drei Monaten übernimmt der Staat 100 Prozent des Gehalts, danach für ein Jahr 70 Prozent, im nächsten 60 Prozent und im dritten Jahr immer noch die Hälfte."

Trotz dieser Förderung dauerte es lange, bis der Willicher eine neue Stelle fand. Erst im Mai vorigen Jahres, nach eineinhalb Jahren intensiver Suche, wurde der gelernte Bürokaufmann als Vollzeitkraft im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit eingestellt. Allerdings nur, solange der Staat das Gehalt zahlte. Nach drei Monaten teilte der Arbeitgeber ihm mit, dass er die 30 Prozent Lohnkosten, die Holger Claßen nun für ein Jahr kosten würde, nicht aufbringen könne. "Es ging um 600 Euro", sagt Claßen dazu und man hört ihm an, wie niederschmetternd die Kündigung für ihn war.

Aber der 44-Jährige rappelt sich wieder auf und setzt eine gute Idee in die Tat um. "Ich bin jetzt selbstständig", sagt Claßen nicht ohne Stolz. "VOMP-Management" heißt das Unternehmen, in das der 44-Jährige all seine Fähigkeiten und all sein Wissen stecken will. "Ich kenne mich aus mit Haus- oder Wohnungsvermittlung", nennt Claßen einen Tätigkeitsbereich. Dabei will er besonders jungen behinderten Menschen helfen, Wohnungen zu finden, die auf das individuelle Handicap eingestellt sind. Auch bei Planung und Bau von behindertengerechten Wohnungen bietet Claßen seine fachliche Kompetenz an.

Außerdem möchte der Willicher für Handwerksfirmen und andere Unternehmen die Organisation der Büroarbeit übernehmen. "Ich bin Bürokaufmann, das habe ich gelernt", sagt Claßen. Und auch mit Internetpräsenz kennt er sich aus. Deshalb gehört es zum Service, Firmenwerbung im Netz zu gestalten.

Holger Claßen strahlt, wenn er von seinem "Baby", dem eigenen Unternehmen, spricht. Voller Optimismus blickt der 44-Jährige jetzt in die Zukunft. Und die Ideen gehen ihm nicht aus. "Ich kann mir auch vorstellen, ein Personalvermittlungsbüro für Behinderte zu eröffnen", sagt Claßen, der selber leidvoll erfahren musste, wie schwer es für Menschen mit Handicap ist, eine Stelle zu finden.

(WS03)
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