Stadt Willich Ein ganz besonderer Bufdi

Stadt Willich · Für Medina Kydyrbekova ist ein Bufdi-Jahr beim Arbeitskreis Fremde in Willich zu Ende gegangen. Sie war als Flüchtling für Flüchtlinge im Einsatz. Es war eine Premiere in Nordrhein-Westfalen.

 Saleh Al Shevabi, Annedore Kirchner, Elisabeth Kremer-Kerschgens, Gabi Schaadt (hinten), Jutta Van Amern, Gisela Michels und Kristel Krampitz verabschiedeten sich von Medina Kydyrbekova (Mitte).

Saleh Al Shevabi, Annedore Kirchner, Elisabeth Kremer-Kerschgens, Gabi Schaadt (hinten), Jutta Van Amern, Gisela Michels und Kristel Krampitz verabschiedeten sich von Medina Kydyrbekova (Mitte).

Foto: Wolfgang Kaiser

Im großen Gruppenraum des Arbeitskreises Fremde (AKF) in der Stadt Willich ist es voll. Die Augen aller Besucher sind auf Medina Kydyrbekova gerichtet, die an diesem Morgen im Mittelpunkt steht und sichtlich verlegen ist. "Du warst von Anfang an ,Medina', und das lag nicht an deinem etwas komplizierten Nachnamen, sondern an deiner offenen und freundlichen Art. Du hast mit Jutta van Amern das AKF-Zentrum aufgebaut. Wir werden dich vermissen", betonte Gisela Michels, die Vorsitzende des AKF. Ein Satz, der Medina Kydyrbekova die Tränen in die Augen steigen lässt. Für sie geht eine ganz besondere Zeit zu Ende: Sie war ein Jahr lang als Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) beim AKF aktiv und hat damit eine Vorreiterrolle übernommen.

Sie war der einzige Bufdi in NRW, der als Flüchtling für andere Flüchtlinge in den Einsatz ging. "Es hat mir viel Freude bereitet, hier arbeiten zu dürfen. Ich habe viele Menschen kennengelernt und selbst meine Deutschkenntnisse verbessert", sagt Medina Kydyrbekova. Sie floh aus ihrem Heimatland Kirgistan und kam 2012 nach Willich. Hier legte die dynamische junge Frau, die zwei Kinder im Alter von neun und zehn Jahren hat, nicht die Hände in den Schoß, sondern brachte sich nach einer Eingewöhnungsphase, in der das Erlernen der deutschen Sprache im Mittelpunkt stand, ehrenamtlich ein. Sie half anderen Flüchtlingen, wobei ihr die eigenen Sprachkenntnisse - sie spricht Kirgisisch, Russisch und Türkisch - sehr hilfreich waren. Dazu kam ab 2015 die Arbeit in der Kleiderkammer an der Kochstraße. Der Kontakt zu Jutta van Amern entstand - und auf diesem Weg kam es zum Bufdi-Jahr. Wobei die Caritas, die mit dem AKF kooperiert, der Träger für den Bundesfreiwilligendienst war. Zur Verabschiedung, bei der Medina Kydyrbekova es sich nicht nehmen ließ, mit Obst, Kuchen, Gebäck, Süßigkeiten sowie Getränken im AKF-Zentrum aufzuwarten, kam auch Caritas-Referentin Elisabeth Kremer-Kerschgens aus Aachen, die Medina Kydyrbekova als eine sehr engagierte Frau beschrieb. Neben ihrer Arbeit als Bufdi besuchte sie die Seminare der Caritas und weitere Deutsch-Integrationskurse. "Medina wusste immer alles. Sie ist ein Energiebündel, hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme unserer Besucher und ist zudem ein Organisationstalent", lobte Jutta van Amern, als das Bufdi-Zeugnis mit kleinen Geschenken und vielen Umarmungen überreicht wurde. Die sichtlich gerührte Medina Kydyrbekova möchte auf keinen Fall den Kontakt zum AKF abreißen lassen, auch wenn sie ihr nächstes Ziel angeht. Die Willicherin will eine Ausbildung in einem Pflegeberuf starten und ihre Deutschkenntnisse verbessern.

(RP)
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