Stadt Willich Ein frischer Wind soll durch die Stadtverwaltung wehen

Stadt Willich · Sie war eine teils zähe, zeitintensive und bei manchem Teilnehmer auch mit Magengrummeln verbundene Angelegenheit: die Reform der Willicher Stadtverwaltung mit dem Projektnamen "Modernisierung 2.0". Jetzt - zwei Jahre nach dem ersten Treffen in Mülheim - trafen sich Vertreter von Verwaltung und Stadtrat zu einem Abschluss-Workshop in Wesel.

Wie nicht anders zu erwarten, wurde nun eine positive Bilanz des Projekts gezogen - zu hören ist aber auch, dass man in der Verwaltung froh darüber ist, dass "das Ganze jetzt erst mal vorbei" ist. Gerade zu Anfang war der Ton wohl recht rau, die CDU und einige Geschäftsbereichsleiter der Verwaltung mussten regelrecht davon überzeugt werden, an der Auftakt-Veranstaltung überhaupt teilzunehmen. Womöglich wird der Umgang nun aber besser, denn ein Ergebnis des Projektes lautet: Ein Sitzungs- und Sprachkodex sowie Verlässlichkeitsregeln sollen die Zusammenarbeit von Rat und Verwaltung leichter machen.

Vor etwa 20 Jahren hatte es die letzte Verwaltungsreform gegeben, auf Beschluss der Politik machten sich 2015 fünf Teams, bestehend aus Politikern und Verwaltungsfachleuten, auf den Weg, in fünf Themenfeldern Verbesserungen zu erreichen. Bürgermeister Josef Heyes dankte jetzt seinen Mitarbeitern, aber auch den beteiligten Politikern für die Arbeit, die sich alle "engagiert und zusätzlich zu den normalen Belastungen" eingebracht hätten. So wurde der Ist-Zustand analysiert, Schwachstellen wurden gefunden und Lösungsvorschläge erarbeitet und politisch abgestimmt.

Nun soll es in die Umsetzung gehen. Spannend dürfte werden, was das Team "Aufgabenkritik" angestoßen hat: Alle 139 freiwilligen Aufgaben der Stadt Willich kommen auf den Prüfstand - also alles das, wozu eine Kommune nicht gesetzlich verpflichtet ist. Dazu gehören beispielsweise die Wirtschaftsförderung, kulturelle Angebote, aber auch Bereiche des sozialen Engagements. Ein neues Bewertungssystem und ein eigens entwickeltes Online-Werkzeug sind Basis für die laufende Abfrage bei den Mandatsträgern zu den künftigen freiwilligen Aufgaben. Vor allem Kämmerer Willy Kerbusch dürfte das mit Interesse beobachten. Er hatte angesichts der angespannten Finanzlage bereits bei der Einbringung des Stadt-Etas 2017 gefordert, beim Haushalt 2018 endlich genau hinzuschauen, welche freiwilligen Leistungen die Stadt überhaupt noch erbringen kann und wie die, die sie erbringen will, effizient gestaltet werden können.

Teil des Projektes "Modernisierung 2.0" war auch eine Mitarbeiterbefragung, in der Meinung und Stimmung der Belegschaft dokumentiert wurden. Vor zwei Jahren war hier und da noch zu hören gewesen, dass am Ende des Prozesses auch eine Umstrukturierung der Stadtverwaltung stehen könnte. Davon ist derzeit aber nicht mehr die Rede. Dem Vernehmen nach ist die Verwaltung personell aber inzwischen auch so ausgedünnt, dass nicht mehr viel umzustrukturieren wäre.

Eine bessere Information und mehr Beteiligung der Bürger waren ebenfalls Ziel der Reform. So sollen künftig Gewerberegister-Auskunft, Passauskunft, Urkundenbestellung Standesamt und Kitaplatz-Vergabe online zur Verfügung stehen. Verwaltungsintern sollen ab September zwei Pilotprojekte in Angriff genommen werden: die Prozesse "Verkauf eines Gewerbegrundstücks" und die "Herbeiführung einer Personalratsentscheidung".

(RP)
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