Schlossfestspiele Neersen Ein Dankeschön, aber kein Wiedersehen

Neersen · Zehn Jahre lang war Silke von Patay für die Ausstattung bei den Schlossfestspielen verantwortlich. Sie hat keinen neuen Vertrag abgeschlossen und wird 2019 nicht mehr dem Ensemble angehören.

Es war die große Überraschung, als bei der Vorstellung des Programmes der Schlossfestspiele Neeren im nächsten Jahr bekannt gegeben wurde, dass Ausstatterin Silke von Patay 2019 nach zehn Jahren nicht mehr dabei sein wird. Wir haben jetzt mit ihr telefoniert, und es geht ihr prächtig. Sie freut sich, etwas von Neersen zu hören. Als Erstes möchte sie sich beim Publikum und den Medien, aber auch bei vielen Mitarbeitern der Verwaltung bedanken. Vor allem die Mithilfe aus dem Bauhof sei wunderbar gewesen.

 Ausstatterin Silke von Patay posiert auf einem Vogelfuß-Tisch, der 2014 als Requisite für die Komödie „Opa wird verkauft“ diente.

Ausstatterin Silke von Patay posiert auf einem Vogelfuß-Tisch, der 2014 als Requisite für die Komödie „Opa wird verkauft“ diente.

Foto: Wolfgang Kaiser

Dass sie zehn Jahre bei den Schlossfestspielen mitwirken konnte, erfülle sie mit Stolz und Dankbarkeit. Sie meint damit, dass sie sich austoben, vieles machen und ausprobieren konnte und dabei auch viel gelernt hat. Doch jetzt wolle sie sich künstlerisch weiterentwickeln. In der Fassade des Neersener Schlosses kennt sie jedes kleine Loch. Von den Möglichkeiten her sei das Bühnenbild vor der Schlosskulisse sehr begrenzt, und nach zehn Jahren für sie auch ausgereizt.

Die frühere Intendantin Astrid Jakob hat von Patay nach Neersen geholt. 2008 hat sie das Bühnenbild für Goldonis „Mirandolina“ entworfen. Die Regie hatte Jan Bodiuns, ihre gute Zusammenarbeit damals war für sie Grund mit, auch mit Intendant Jan Bodinus zusammenzuarbeiten. Doch sie wollte sich nie auf lange Verträge einlassen, sondern hat immer nur für ein Jahr abgeschlossen. Ihren Grundsatz, nie länger als fünf Jahre an einem Haus zu arbeiten, hat sie für Neersen bereits gebrochen. Umso mehr genießt die Ausstatterin es jetzt, wieder den Kopf für andere Dinge frei zu haben. Sie genießt ihre Freiheit total und fühlt sich bestätigt, mit ihrer Kündigung in Neersen den richtigen Weg gewählt zu haben.

Momentan ist ihre zweite Leidenschaft für Stoffpuppen gefragt. So hat gerade das Pumuckl-Musical am Stadttheater Gießen Premiere gefeiert. Pumuckl wird von einem Schauspieler auf der Bühne verkörpert, wenn er unsichtbar sein soll. Für den sichtbaren Pumuckl spielt er mit einer Handpuppe, die von Patay gemacht hat. Und schon bei den Festspielen Wunsiedel auf der Luisenburg hat sie im Sommer für das Dschungelbuch eine Puppe gebaut, die Mogli als Kleinkind verkörpert. Schon während ihres Studiums in Berlin kam die Kostümbildnerin mit einem Puppentheater in Berührung. Diese Faszination hat sie bis heute nicht losgelassen. Von Patay nennt ihre 20 Zentimeter großen Figuren aus Stoff, die heute in ihrer Werkstatt entstehen, „das genähte Porträt“.

Auf die Frage, welche Stücke in Neersen ihre Lieblingsproduktionen waren, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen mit zwei recht aktuellen Stücken: „In 80 Tagen um die Welt“ (2015) und „Honig im Kopf“ (2017). In ihrem Interview mit dieser Zeitung im Juli 2014 sprach Silke von Patay ironisch von ihrer Arbeit als „Kompromisskunst“. Ihre Abreitsweise beschrieb sie damals so: Beim ersten Lesen scribbelt sie assoziativ in einen Zeichenblock, der neben dem Buch liegt. Dann folgen das „intelligente Lesen“ und schließlich der Dialog mit der Regie: Was wolle man eigentlich auf der Bühne erzählen. Und in diesem Prozess vorher und dann bei den Proben müssen Kompromisse geschlossen werden. Dabei gibt es wieder Futter für ihr „Buch der nicht gemachten Dinge“, das sie seit Jahren führt. Zu ihrem Beruf gehöre auch die Fähigkeit, sich von vielem verabschieden zu können. Jetzt hat sich Silke von Patay selber verabschiedet. Silke von Patay ist ein Küstenkind, eine „Muschelschubserin“, wie die gebürtige Kielerin selbstironisch nachschiebt. Jatzt ist sie zu neuen Ufern aufgebrochen.

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