Medien zu verschenken Die Stadtbücherei zieht um
Schiefbahn · Die Willicher Stadtbücherei zieht in die Schiefbahner Innenstadt – und das mit kleinem Gepäck. Rund 12.000 Medien gehen nicht mit. Sie werden noch bis einschließlich Freitag verschenkt.
Für die Willicher Stadtbücherei steht der zweite Umzug ins Haus. Nach 25 Jahren in der Seitenkapelle der Zeltkirche des St. Bernhard ist die Hochstraße 30 das Ziel. Wo ehemals die Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ beheimatet und in den vergangenen Jahren ein Architekturbüro zu finden war, werden in Zukunft Bücher und weitere Medien ausgeliehen.
„Es wird eine Veränderung sein, die mir nach so vielen Jahren am jetzigen Standort schwerfallen wird. Aber ich freue mich gleichzeitig auf die Veränderung. Wir bewegen etwas in Sachen Medien“, sagt Büchereileiterin Andrea Krause. Zuerst aber gilt es, jede Menge Bücher und Co. zu bewegen, wobei über die Hälfte der Medien nicht mit umziehen wird. Der Medienbestand schrumpft in einem ersten Schritt von 23.000 auf 11.000. „Die Bücherei wird sich neu ausrichten. Durch den Umzug ergibt sich einiges“, macht Bernd Hitschler, Leiter des städtischen Geschäftsbereiches Schule, Sport und Kultur, neugierig.
Für die Bürger bedeutet dies zunächst einmal: Sie können ihren heimischen Bücherschrank kostenfrei auffüllen, denn die Stadtbücherei verschenkt die nicht mehr benötigten Medien. Die Palette reicht von Kinderbüchern über Belletristik, Krimis, Bildbände, Fachbücher der unterschiedlichsten Sparten bis hin zu CDs und DVDs. „Es sind allesamt Medien, die in den vergangenen Jahren nicht mehr stark ausgeliehen wurden. Wir haben mithilfe unserer Ausleihstatistik entsprechend aussortiert“, erklärt Krause. Alles, was einen roten Punkt auf dem Bücherrücken trägt, darf kostenlos mitgenommen werden. Dazu kommen ganze Regale, die ebenfalls mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Schilder mit der Aufschrift „Zu verschenken“ sind seit Tagen an Bücherstapeln zu lesen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Mitglied der Bücherei ist oder nicht. Jeder darf kommen und schauen, ob etwas für ihn dabei ist. Die Anzahl der Bücher, die mitgenommen werden dürfen, ist nicht beschränkt. „Wir hoffen, dass die Bürger diese Möglichkeit nutzen“, sagt Liane Nowak vom Büchereiteam. Bis Freitag, 19. Juli, gilt das Angebot der kostenfreien Büchermitnahme, dann schließen sich die Türen der Stadtbücherei aufgrund des Umzuges.
Ein Umzugsunternehmen rückt an, packt ein, baut Regale ab und transportiert alles zum neuen Standort mitten in der Schiefbahner Innenstadt. Damit geht eine Vergrößerung von einst 150 Quadratmeter auf 230 Quadratmeter einher. „Wir vergrößern aber nicht nur, wir verändern auch das Konzept“, berichtet Hitschler. Die Bücherei soll nicht einfach ein Ort der Ausleihe sein, sondern ein Ort der Begegnung, wo man verweilen und auch mal einen Kaffee trinken kann. Gemütliche Sitzecken gehören unter anderem zum neuen Konzept. Generell möchte die Stadt die Aufenthaltsqualität der Bücherei steigern. Der Innenhof von Haus Nummer 30, das der Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich gehört, kann mitgenutzt werden. Lesungen unter freiem Himmel, ein Sommerleseclub – das sind nur einige der Ideen, die im Raum stehen.
„Am alten Standort fehlte uns die Laufkundschaft. Keiner kam an dieser Außenlage einmal zufällig vorbei und ging in die Bücherei. An der Hochstraße wird das anders werden“, sagt Krause. Hitschler spricht von einer Win-Win-Situation. Die Bücherei bringe ihre Kunden mit, die die Innenstadt mit belebten, auf der anderen Seite profitiere die Bücherei auch von den Bürgern, die entlang der Hochstraße schlendern.
Mit dem neuen Standort geht eine weitere Veränderung einher. Die Stadtbücherei erhält die erste Auszubildende. Am 1. August startet eine junge Frau ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bücherei. „Wir werden dabei in einer Kooperation mit der Viersener Stadtbücherei ausbilden“, informiert Hitschler. Das ist aber nicht die einzige Kooperation. Die Stadtbücherei startet eine Zusammenarbeit mit der Bücherei der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde. Ausrichtung, Bestände und Öffnungszeiten sollen aufeinander abgestimmt werden. Das Ziel ist ein gemeinsames Ausleihsystem, um möglichst viele Bürger zu erreichen. Eine Patenschaft mit der Seniorenstelle ist außerdem angedacht, und mit dem Quartiersmanagement ist man bereits in Kontakt getreten. Die Nähe zu den beiden Grundschulen bringt weitere Kooperationsmöglichkeiten mit sich.
Eröffnet wurde die Willicher Stadtbücherei im Oktober 1992. Wo heute im Schiefbahner Verwaltungstrakt das Ordnungsamt zu finden ist, war seinerzeit die Bücherei untergebracht. Nach nur zwei Jahren ging es in die Seitenkapelle. Die Hünfelder Oblaten, die die Zeltkapelle samt den beiden Seitenkapellen nutzten, hatten keinen so großen Raumbedarf mehr. Die linke Seitenkapelle wurde das Zuhause der Bücher. Wenn die Bücherei nun ausgezogen ist, wird es zu Umbaumaßnahmen kommen. Das Stadtarchiv zieht nämlich ein und erhält damit den schon seit Langem benötigten Raum. Stadtarchivar Udo Holzenthal freut sich schon auf den Umzug und die neuen Räume.