Serie Ferienalphabet: O Wie Oldtimer Die Rose im Cockpit gehört dazu

Willich · Fred Wicht aus Neersen ist ein Fan britischer Automobile. Mit seinem Triumph TR 6 hat er schon viele Touren unternommen und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Für schlechtes Wetter hat er jetzt auch eine Jaguar-Limousine.

Neersen "Es macht einfach großen Spaß, damit durch die Gegend zu fahren, den Fahrtwind zu spüren. Ich fühle mich dabei locker und frei", sagt der Neersener Fred Wicht. Er ist zu einem Liebhaber englischer Oldtimer geworden. Gerade bereitet er sich auf die nächste Tour vor - und hat sich dafür noch schnell im örtlichen Blumengeschäft eine Rose geholt, die er dann vorn am hölzernen Armaturenbrett seines Triumph TR 6 in eine kleine Vase steckt. "Die Rose gehört immer dazu, soll mir Glück und eine hoffentlich unfallfreie Fahrt bringen", sagt der 62-Jährige.

Fred Wicht, der in seinem Düsseldorfer Büro als selbstständiger Versicherungsmakler arbeitet, kann sich noch daran erinnern, als er ein kleiner Junge war, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. In Monschau, dem Geburtsort seiner Mutter, fand ein Familienfest statt. Parallel feierte die Tochter des Nachbarn ihre Verlobung. Und in der Einfahrt stand das Verlobungsgeschenk, ein Ford Mustang Cabrio. "Das Auto war ein Traum", sagt er noch heute.

Dieses Erlebnis hat sich in seinem Kopf festgesetzt. "So einen Wagen fährst du auch einmal", dachte er. Er sammelte Oldtimer-Bilder, die es früher an den Tankstellen gab, und kümmerte sich dann erst einmal um die Ausbildung, um das Auskommen der Familie, um den Beruf, fuhr normale Autos, meist deutscher Hersteller. "Papa, kauf dir doch einmal so etwas", sagte sein Sohn Patric, heute 32 Jahre alt, und schenkte ihm vor genau 25 Jahren zum Geburtstag ein kleines Modell aus der Serie der britischen Morgan Motor Company.

Die intensive Suche nach einem geeigneten Fahrzeug begann. Er schaute sich um, machte erste Probefahrten. Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Fred Wicht traf bei der Suche seinen alten Bekannten, den Kfz-Sachverständigen Gerd Kellers, wieder, der wie er ein Freund der britischen Fahrzeuge war. Kellers, mittlerweile verstorben, hatte Kontakte, war außerdem Mitgründer der Gladbacher Interessengemeinschaft "IG Speichenrad". "Da ich kein Schrauber, sondern nur ein Liebhaber dieser Oldtimer war, brauchte ich ja jemanden, der sich damit auskannte", erinnert er sich. Der Gemeinschaft, deren Sprecher der Neersener heutzutage ist, gehören im Umkreis von rund 70 Kilometern nur Besitzer von englischen Autos an.

Dann, es war mittlerweile das Jahr 1992, hatte er ihn gefunden: zwar keinen Morgan, aber einen royal-blauen Triumph TR 6, Baujahr 1972, einen Zweisitzer als Cabrio, 100 PS stark, 2,4 Liter Hubraum. Und wie er damals selbst waren nicht nur seine eigenen Kinder begeistert, als sie das Fahrzeug mit dem Holzlenkrad und den Speichenrädern sahen. "Oft sehe ich bei meinen Touren, wenn ich gerade mal irgendwo einkehre, wie gerade die jungen Leute um den Wagen herum stehen", erzählt er.

"Es macht einfach nur Laune, durch die Landschaft zu cruisen, ich liebe nach wie vor das Styling und den Sound." Dem Neersener kam natürlich die Gemeinschaft der IG "Speichenrad" zugute. Mit Mitgliedern oder Freunden war er bislang oft unterwegs, auch bei den regelmäßigen Drei-Tages-Touren, die die Gemeinschaft anbietet, wie im Juni dieses Jahres ins Weserbergland. Ferner bei selbst geplanten Urlauben im Elsass, auf Sylt, der Toskana sowie an die Côte d'Azur.

Die Geselligkeit kommt bei "Speichenrad" nicht zu kurz. Früher wurden die Oldtimer aus steuerlichen Gründen im Winter abgemeldet und im nächsten Frühjahr wieder angemeldet. Dann traf man sich am Ende der Saison zum "Einmotten", am Anfang zum "Lüften". Da es seit Längerem für die 30 Jahre und älteren Oldtimer, die das H-Kennzeichen haben, das ganze Jahr über Steuervergünstigungen gibt, sind die ständigen Ab- und Anmeldungen weggefallen. Dennoch wird bei der Gladbacher IG noch das "Einmotten" und das "Lüften" durch entsprechende Feste gefeiert. Und Fred Wicht hat im Laufe der Zeit einen zuverlässigen "Schrauber" gefunden, der sicherlich dafür sorgt, dass er mit seinem Triumph TR 6 noch lange Zeit fahren kann. Er meint den "Classic-Cars-Service" in Viersen, den ebenfalls ein Freund der englischen Autos betreibt.

Seit Kurzem hat Fred Wicht einen zweiten blauen Oldtimer. Eine Jaguar-XJ-6-Limousine des Typs Sovereign, Baujahr 1986, mit 257 PS und 4,2 Liter Hubraum. "Der ist vor allem für schlechteres Wetter gedacht", sagt Wicht, der schon Ausfahrten durch die Normandie und die Bretagne im Kopf hat - und schon an später denkt: "Wenn ich mal ins Altenheim komme, brauche ich dort dringend zwei Tiefgaragenplätze, das ist Bedingung", meint er schmunzelnd.

Im Moment bereitet er eine weitere Wochenend-Tour vor, die er mit Freunden und seinem Triumph TR 6 durch die Eifel und entlang der Mosel unternehmen möchte. Übrigens ging für den 62-jährigen Neersener ein weiterer Traum in Erfüllung: Seit sieben Jahren spielt Fred Wicht in der "Kempen Big Band" Trompete. Seine Lebensphilosophie ist: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume.

(wsc)
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