Jugendhilfeausschuss Willich hat ein Kitaplatz-Problem

Willich · Die Neubauten der Kindertagesstätten „Traumland“ und „Villa Kunterbunt“ verzögern sich. Die Politik ist alarmiert und möchte nun zumindest ein Provisorium. Zudem diskutierte sie über eine Reduzierung der Kita-Gebühren für die Eltern.

 Die Kita „Traumland“ soll von der Hülsdonkstraße ins Neubaugebiet „Wekeln X“ ziehen, weil sie aus allen Nähten platzt. Doch die Planungen verzögern sich erneut.

Die Kita „Traumland“ soll von der Hülsdonkstraße ins Neubaugebiet „Wekeln X“ ziehen, weil sie aus allen Nähten platzt. Doch die Planungen verzögern sich erneut.

Foto: Norbert Prümen

In Willich und Wekeln gibt es ein massives Problem, was die Zahl der zur Verfügung stehenden Kita-Plätze angeht. Das wurde jetzt im Jugendhilfe-Ausschuss deutlich, als Sarah Bünstorf (SPD) und Eva-Maria Müller (Grüne) wissen wollten, wie es um den geplanten Neubau der Kita „Traumland“ steht. Betretene Gesichter bei den Verwaltungs-Vertretern aus dem Fachbereich „Freizeit, Familie, Sicherheit“. Ursprünglich sollte die neue, dann fünf- statt viergruppige Kita im Wohngebiet „Wekeln X“ zum Kita-Jahr 2019/20 stehen, doch inzwischen sei selbst 2020/21 nicht mehr realistisch, sagte die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger. Hinzu kommt: Auch der Neubau für die Kita „Villa Kunterbunt“ im Neubaugebiet Reinershof hinter der Feuerwache, die von drei auf vier Gruppen wachsen soll, verzögert sich. Denn: Die Planung des Neubaugebietes steht noch ganz am Anfang – und wird nach Informationen unserer Redaktion auch nicht mit Eifer vorangetrieben.

„Das scheint ja alles auf sehr wackligen Füßen zu stehen“, sagte Sarah Bünstorf entsetzt, und Dieter Lambertz (CDU) stimmte zu: „Ich denke mit Schaudern daran, wenn wir den Eltern 2020 sagen müssen, dass nicht alle Kinder einen Platz bekommen. Wieso wird ,Traumland’ schon wieder nach hinten geschoben? Wir brauchen die Plätze!“ Schwerdtfeger war ihr Dilemma anzumerken, nicht mit dem Finger auf ihre Kollegen im Technischen Rathaus zeigen zu wollen. „Das Problem sind die fehlenden Kapazitäten dort. Es gibt einen Fachkräftemangel.“ Sie wolle sich mit Gregor Nachtwey unterhalten, wenn dieser Anfang des Jahres die Nachfolge der Technischen Beigeordneten Martina Stall antrete, dass die Kita-Planung mit Priorität vorangetrieben werde. Lambertz plädierte dafür, dass notfalls Planungsleistungen an externe Firmen vergeben werden müssten, soweit dies rechtlich möglich sei.

Insgesamt sollen drei Kindergärten einen Neubau erhalten, denn neben „Traumland“ und „Villa Kunterbunt“ soll auch „Bullerbü“ ein neues Zuhause bekommen. Thomas Brandt (FDP) sagte: „Es ist klar, dass dafür die Kapazitäten nicht ausreichen. Man hätte Prioritäten setzen und den Eltern klar kommunizieren müssen, welcher Kindergarten zuerst gebaut wird. Und die Politik muss wissen, wo es hakt, um Lösungen zu finden.“ Auf Anregung von Dieter Lambertz stellten alle vier im Jugendhilfeausschuss vertretenen Fraktionen den Antrag, dass die Verwaltung prüfen soll, ob und wo in Willich die Einrichtung eines temporären Kindergartens möglich ist. Beispiel dafür ist Schiefbahn, wo auf dem Sportplatz des St.-Bernhard-Gymnasiums ein Provisorium gebaut wird.

Weiteres Thema im Jugendhilfeausschuss waren die Elternbeiträge für Kitas, Großtagespflege und Offene Ganztagsgrundschulen. Die Grünen möchten, dass Eltern für die Betreuung ihres Kindes erst ab einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro statt bisher 24.000 Euro Beiträge zahlen müssen, die SPD möchte eine Einkommensgrenze von 36.000 Euro im kommenden Jahr und ab 2020 dann von 48.000 Euro, und „Für Willich“ gar 42.000 Euro 2019 und ab 2020 die Anhebung der Grenze auf 48.000 Euro. „Uns geht es darum, Menschen mit unterem und mittlerem Einkommen wirksam zu entlasten“, sagte Hendrik Pempelfort (SPD). Die von den Sozialdemokraten vorgeschlagene Anhebung der Beitragsgrenze bedeute, dass in Willich die Eltern von 107 Kindern profitieren würden. Verwaltungsmitarbeiter Michael Süßbeck rechnete vor, dass dies eine Mindereinnahme der Stadt von etwa 56.000 Euro bedeuten würde.

Bei der CDU stießen diese Vorschläge auf wenig Verständnis. „Man sollte die Entlastung der Eltern gerecht verteilen, nicht nur bei den unteren Einkommen“, sagte Dieter Lambertz. Zudem habe die Grenze bis vor ein paar Jahren bei 16.000 Euro gelegen, und in Willich seien Geschwisterkinder von Beiträgen befreit. „Insofern ist Willich durchaus sozial.“ Thomas Brandt (FDP) regte als Kompromiss an, zunächst einen Betrag von 60.000 Euro als Entlastung der Eltern in den Haushalt einzustellen und über die Ausgestaltung der Beitragssatzung später zu entscheiden.

Michael Süßbeck von der Verwaltung machte deutlich, dass dies im Schnitt eine monatliche Einsparung von drei Euro für die beitragspflichtigen Eltern bedeute. Wenn man dann – wie von der Politik gewünscht – geringere Einkommen stärker entlaste als höhere, bliebe bei den Gutverdienern vielleicht noch eine Entlastung von einem Euro im Monat. Für die Verwaltung sei die komplette Neuberechnung allerdings ein geraumer Verwaltungsaufwand. Vor diesem Hintergrund und nach langem Hin und Her verständigten sich die Ausschussmitglieder darauf, die Angelegenheit in die nächste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses zu verschieben.

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