Willich Die Gerste muss vom Halm

Willich · Ernte 2012, und es regnet und regnet: Bei den Bauern liegen langsam die Nerven blank. Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, befürchtet Verluste. Erst 30 Prozent der Gerste ist geerntet.

"Die Nerven liegen blank. April-Wetter im Juli, das können wir nicht gebrauchen", beschreibt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen, die Ernte-Situation. Wie viele Landwirte im Rheinland fragt er sich: Wann wird's endlich wieder Sommer?

Denn erst 30 Prozent der rheinischen Gerstenernte sind zwischen Kleve und Bonn eingefahren. Jetzt stehe die reife Gerste auf dem Halm und drohe in den Dreck zu fallen. "Die Ähren knicken einfach ab, dann sind auch schnell mehr als 30 Prozent des erwarteten Ertrages weg", betont der Vorsitzende.

Auch in den nächsten Tagen soll es immer wieder regnen, so dass die Landwirte die Gerste nicht ernten können. "Die Bauern brauchen jetzt drei Wochen gutes Wetter, damit sie die Ernte sicher unter Dach und Fach bringen können", sagt Küskens. Vor allem trocken müsse es sein, um die Ernte zügig und reibungslos einzufahren.

Der nasse Sommer bedeutet eine Herausforderung für das Getreide. "Bei Regen werden die Qualitäten nicht besser", meint Küskens. Die Landwirte würden derzeit sorgenvoll in den Himmel schauen. Bleibt das Wetter nass, droht auch Weizen vermehrt Lagergetreide zu werden. "Bei Nässe kann der Mähdrescher das Getreide nicht mehr aufnehmen und die Dreschleistung des Mähdreschers geht deutlich zurück. Dann drohen Verluste bei der Ernte. Wir wünschen uns wie viele Menschen in der Bevölkerung Freibadwetter, dann können wir endlich loslegen", erklärt der Vorsitzende.

Anfangs gutes Wetter

Das Wetter während der Vegetationszeit war im Rheinland gut für das Wachstum der Pflanzen. Nach dem kurzen Kälteeinbruch war es zunächst trocken, aber dann kam der Regen im Gegensatz zum vergangenen Jahr doch noch rechtzeitig. Besonders in diesem Jahr spüren die Landwirte, dass Landwirtschaft nicht wie andere Wirtschaftszweige drinnen stattfindet, sondern unter freiem Himmel. Ackerbauern könnten schon einmal um den Lohn ihrer ganzen Arbeit gebracht werden.

Das prognostizierte Wetter rund um den Siebenschläfertag scheint sich zu bewahrheiten", so der Vorsitzende. Am 27. Juni schauerte und gewitterte es. In der ersten Juliwoche war es wechselhaft und so könnte das Wetter getreu der Bauernregel "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt" auch die folgenden Wochen bleiben. Mitte August müsste die Schlechtwetterperiode zumindest nach der Bauernregel enden. Darauf und auf einen warmen Spätsommer hoffen jetzt die Landwirte.

(RP/rl)
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