Stadt Willich Die Elternbeiträge steigen insgesamt

Stadt Willich · Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses haben eine Neuregelung der Beiträge von Eltern von Kita-Kindern beschlossen. Profitieren sollen Einkommensschwächere, Reiche müssen etwas tiefer in die Tasche greifen.

Die meisten Eltern von Kindergartenkindern werden vom kommenden Jahr an etwas tiefer in die Tasche greifen müssen: Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses haben einstimmig beschlossen, die Elternbeiträge für Kinder in Tageseinrichtungen und in der Tagespflege anzuheben und die Staffelung nach Einkommen kleinteiliger und somit gerechter zu gestalten. So soll eine Finanzierungslücke von rund 230.000 Euro pro Jahr geschlossen werden. Profitieren werden jedoch einkommensschwache Eltern: Beiträge müssen künftig erst ab einem Jahreseinkommen von mehr als 24.000 Euro bezahlt werden. Bisher lag die Grenze bei 16.000 Euro. Für Geschwisterkinder muss auch weiterhin kein Elternbeitrag bezahlt werden. Der Stadtrat muss den Beschluss noch bestätigen.

Seit 2001 waren die Elternbeiträge im Prinzip unverändert - während die Kosten der Stadt für ihr Betreuungsangebot immer weiter stiegen. Darauf wies Dieter Lambertz (CDU) hin. Die Betriebskosten erhöhen sich pro Jahr im Schnitt um etwa 1,5 Prozent, und vor allem der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter dreijährige Kinder seit 2013 habe die Kosten nach oben getrieben, so die Stadtverwaltung. Der Gesetzgeber empfiehlt eigentlich, dass sich die Eltern mit 19 Prozent an den Kosten beteiligen - dieser Wert wurde in Willich jedoch nicht mehr erreicht - und wird es trotz der Erhöhung der Beiträge auch künftig nicht, wie Lambertz betonte.

Was bedeutet die Neufestsetzung der Beiträge konkret? Eltern, die ein Jahreseinkommen (dieses orientiert sich am Brutto-Gehalt) von 55.000 Euro haben und ihr über zweijähriges Kind für 35 Stunden pro Woche in die Kita geben, zahlen bisher 115 Euro monatlich. Im Kindergartenjahr 2016/2017 werden es 154 Euro sein. Zudem steigt der Beitrag in den kommenden Jahren jeweils leicht, um mit den ebenfalls steigenden Betriebskosten Schritt zu halten. Im Jahr 2020 werden somit 170 Euro fällig. Wer ein geringes Jahreseinkommen hat, bekommt die Steigerungen kaum zu spüren: Eltern die 25.000 Euro Jahreseinkommen haben und ihr unter zweijähriges Kind 25 Stunden in der Woche in die Kita geben, zahlen 2016 weiterhin 72 Euro pro Monat. Ein Jahr später sind es 74 Euro und 80 Euro im Jahr 2020. Stärker trifft es die Gutsituierten: Bisher kostet die 45-Stunden-Betreuung eines unter zweijährigen Kindes in der Kita 448 Euro monatlich, wenn man ein Jahreseinkommen von mehr als 132.000 Euro hat. Ab dem kommenden Kindergartenjahr werden monatlich 693 Euro fällig.

Dass eine Erhöhung bei den Eltern nicht auf Begeisterung stoßen wird, ist den Politikern klar. "Das war natürlich eine undankbare Aufgabe. Aber man muss bedenken, dass wir in Willich eine Top-Betreuung für Kinder haben", sagte Merlin Praetor (Grüne). Franz-Josef Stapel (FDP) betonte, dass die Elternbeiträge lange konstant geblieben seien, während die Betreuungsangebote erheblich ausgebaut wurden. "Wir haben einen vertretbaren Kompromiss gefunden und können das mit gehobenem Haupt dem Bürger erklären", so Stapel. Von einem "sozialpolitisch ausgewogenen Ergebnis" sprach Dr. Sarah Bünstorf (SPD). Der Ausschussvorsitzende Dietmar Winkels (SPD), die vier Fraktionssprecher und die Verwaltung hatten sich in vier Workshops zusammengesetzt, um über die Neuregelung der Elternbeiträge zu beraten. "Dabei kam es in keiner Phase zu einem Gegeneinander unter den Fraktionen oder zwischen Politik und Verwaltung", sagte Dieter Lambertz.

(RP)
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