Stadt Kempen Die dichte Strenge hatte etwas Packendes

Stadt Kempen · Eine eindrucksvolle Aufführung der Johannes-Passion erlebten die Zuhörer in der Thomaskirche. Stefanie Hollinger sorgte für eine lebendige Wiedergabe.

Die Johannes-Passion von Heinrich Schütz, genauer: die "Historia des Leidens und Sterbens unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi nach dem Evangelisten St. Johannem", fand in der Thomaskirche eine eindrucksvolle Aufführung.

Uraufgeführt wurde das Spätwerk von Schütz 1665, ein halbes Jahrhundert vor Bachs Johannes-Passion. Verglichen mit Bachs Komposition hat Schütz sein Werk recht spartanisch angelegt. Ob man freilich, wie im Programmheft vermerkt, bei Bach die Arien und Choräle als "störend" empfinden muss oder nicht doch als Bereicherung, darf sicher unterschiedlich bewertet werden. Aber die dichte Strenge, in der Schütz sein Werk konzipierte, hat auf jeden Fall etwas Packendes.

Da dieses Werk mit 40 Minuten nicht abendfüllend angelegt ist, wird es üblicherweise durch andere Kompositionen ergänzt. In der Regel werden die an den Anfang gesetzt, um das Konzert mit der Johannes-Passion als Höhepunkt zu beschließen.

Stefanie Hollinger, Kantorin der Thomaskirche und Leiterin der Aufführung, setzte umgekehrt die Passion an den Anfang. Das war eine dramaturgisch durchaus sinnvolle Entscheidung. Jetzt wirkten Heinrich Schütz' fünf lateinischen "Passionsmotetten aus den Cantiones sacrae op. 4" rückwirkend als Reflexion auf die Passionsgeschichte. Als Überleitung erklangen Samuel Scheidts Orgelvariationen über den Psalm "Da Jesus an dem Kreuze stund". Stefanie Hollinger registrierte abwechslungsreich und schuf mit ihrem rhythmisch exakten Spiel eine lebendige Wiedergabe.

Für die Rezitative waren mit Lothar Blum (Bibeltext) und Thomas Peter (Christusworte) zwei ausgezeichnete Solisten gekommen. Ein Lob verdienen auch die Solopartien der Chorsänger.

Ein großer Chor würde dem Charakter der Komposition kaum noch gerecht. Insofern hatte das mit zehn Frauen- und neun Männerstimmen besetzte "Vokalensemble Kempen" genau die passende Größe für diese Aufführung. Die Aufgabe war schwierig, denn es musste alles a cappella gesungen werden. Außerdem werden die Stimmen sehr selbständig (polyphon) geführt.

Stefanie Hollinger hatte eine sehr sorgfältige Vorbereitung geleistet und war in der Thomaskirche gleichzeitig Garantin einer tadellosen Aufführung. Auch die Charakterisierung der aufgebrachten Volksmasse ("lässest du diesen los") ging den Besuchern unter die Haut. Erfreulich viele Zuhörer waren gekommen. Sie würdigten die vorzüglichen Leistungen mit lang anhaltendem

(RP)
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