Ferien-Abc: Q wie Quelle Eine Quelle voller Schlamm
Schiefbahn · Eine Fließstrecke von knapp acht Kilometern hat die Cloer von der Quelle bis zur Mündung. Ihren Ursprung hat das Willicher Gewässer am Schiefbahner Natursee.
„Normalerweise ist hier Wasser zu sehen“, sagt Werner Schmidt. Dabei deutet der Wasserexperte des Naturschutzbunds Nabu Willich in den Graben, der ein wenig versteckt hinter Grün und Totholz am Natursee in Schiefbahn liegt. Statt Wasser fällt der Blick auf dunklen, getrockneten Schlamm. Schmidt bohrt ein wenig mit der Hand im Schlamm, und Sekunden später hält der ehemalige Wasserwirtschafts-Ingenieur eine Hand hoch, an der feuchter, dunkler Matsch pappt. „Es ist schon Wasser da, wenn man nur ein wenig buddelt“, bemerkt er. Das Wasser ist etwas Besonderes: Es ist das Quellwasser der Cloer.
Östlich des Natursees entspringt nämlich die Cloer. Allerdings macht die seit Wochen anhaltende Trockenheit auch dem Flüsschen zu schaffen, das sich auf rund acht Kilometer Länge durch Schiefbahn und Neersen zieht, bevor es in die Niers mündet. Die Cloer korrespondiert mit dem Grundwasser, und durch den gesunkenen Grundwasserspiegel im Bruchgebiet fällt die Quelle ebenfalls tiefer. Wenngleich sich der Graben an der Quelle eher trocken präsentiert, so ändert sich das nur wenige Meter weiter. Vor der A 52 biegt das junge Gewässer nach Westen ab und unterquert die L 362. Sie nimmt deren Straßengräben auf, wechselt auf die andere Seite der Autobahn und verläuft an deren Böschungsfuß bis zur Linsellesstraße. Und dort beginnt sie mit der sichtbaren Wasserführung in Form eines Grabens mit Wasser. Weiter nach Westen fließend, versorgen einige Seitengräben die Cloer so reichlich mit Wasser, dass sie einen Kilometer weiter schon zu einem kleinen Bach angewachsen ist und selbst bei Trockenwetter stolze 40 Liter pro Sekunde mit sich führt. Etwas, das der Flöthbach nicht von sich behaupten kann.
Das zweite Bächlein Willichs, das früher in Willich-Hardt entsprang und dessen Quelle heute das Regenrückhaltebecken beim Obsthof Mertens ist, trocknet im Sommer häufig ganz aus. Die Flöth wird hauptsächlich aus der Regenwasserkanalisation gespeist und hat im Gegensatz zur Cloer keine ganzjährigen natürlichen Zuflüsse. Etwas, das die Cloer auszeichnet, ist ihre Farbe. „Ihr Wasser wirkt immer etwas trübe und ockerfarben. Das liegt am Eisengehalt“, erklärt Schmidt und öffnet eine kleine Box, in der merkwürdige Knollen liegen. „Das ist Raseneisenerz“, erläutert der Fachmann. In Gebieten mit hohem Grundwasserstand, wie der Niersniederung, findet man in den Böden nahe an der Oberfläche häufig diese Knollen, die sich durch einen hohen Eisengehalt auszeichnen. Es hat sich in geologischen Zeiträumen gebildet, indem im Grundwasser gelöstes zweiwertiges Eisen in Oberflächennähe mit Sauerstoff in Verbindung kam. Es bildeten sich dreiwertige, nicht lösliche Eisenverbindungen, die durch Ausfällen zu Schichten oder Stücken von Raseneisenerz heranwuchsen. „Deren Eisengehalt ist übrigens so hoch, dass Raseneisenerz früher sogar verhüttet wurde“, sagt Schmidt. Das Erz kann durch sauerstofffreies Grundwasser wieder gelöst werden. In der fließenden Welle oxidiert es erneut und trübt das Wasser ein.
Die Cloer übernimmt indes auch wichtige Aufgaben in Willich. Sie dient der Ableitung von Regenwasser, das von Straßen und Dächern abfließt. Im Verlauf der Cloer leiten sieben Regenreinigungs- und Regenrückhaltebecken sowie Überlaufbauwerke Niederschlagswasser ein. So wird bei entsprechenden Regenfällen aus der Cloer ein doch eher größeres Gewässer.
Bevor die Cloer in Neersen in die Niers fließt, präsentiert sie sich von einer besonderen Schönheit. Sie wurde unterhalb des Schlossweges renaturiert. Dadurch ist sie in diesem Bereich zu einem attraktiven Lebensraum für Insekten, Amphibien und Wasservögel geworden. Auf dem letzten Kilometer ihres Laufes schlängelt sich die Cloer durch Waldgelände, was ihr anscheinend gut tut. Das Wasser wird hier deutlich klarer, bevor es in die Niers einströmt.