Stadt Willich Die Anrather Zeitreise

Stadt Willich · Beim Rundgang mit dem Bürgerverein zu alten Häusern gab es so manche Überraschung. Da kamen bei den 26 Teilnehmern viele Erinnerungen hoch. Anekdoten wie vom Wemke oder vom Vorderlader sorgten für Heiterkeit.

Neugierig schieben sich die 26 Besucher hinter Nicola Schröder, Mitarbeiterin der Stadt Willich, durch die Tür des ehemaligen Krankenhauses in Anrath. Die Blicke huschen über das gewaltige Jugendstiltreppenhaus. "Hier war einst die Pforte, wo Schwester Irmunda immer saß", erinnert Christa Nußbaum, Vorstandsmitglied vom Bürgerverein Anrath. "Das war Krüseke", kommt es aus der Besuchermenge. Der Spitzname der bekannten Schwester löst Lachen bei den älteren Besuchern aus. Sie wissen noch, wie es einst im Anrather Krankenhaus war.

Heimat der Kapläne

Die Mandeloperation, der Blindarm, schon die erste Station der Führung "Historische Häuser", die vom Bürgerverein im Rahmen der 1000 Jahr Feier von Anrath angeboten wird, löst eine Flut von Erinnerungen aus. Schröder stellt die Geschichte des Hauses vor, das heute 20 städtische Wohnungen beherbergt, danach übernimmt Nußbaum die Gruppe wieder. Es geht weiter, vorbei am alten Friedhof, den heute eigentlich jeder nur als Theodor-Heuss-Park kennt.

"Hier stand einst das Wemke", sagt Nußbaum und deutet nach links. Die jüngeren Besucher können mit dem Begriff nichts anfangen. Die Älteren dagegen erinnern sich an die Vikarie, in der die Kapläne gewohnt haben. Warum es allerdings "Wemke" hieß, dass kann keiner mehr erklären.

Durch den Hochzeitswald der Stadt Willich steuert die Gruppe den Großbeudelshof an. Dort wartet die erste Überraschung. Der Bürgerverein lädt zu Sekt und Orangensaft ein. So gestärkt schließt man sich Hofbesitzer Theo Ohligs zum Rundgang durch das Wohnhaus an. Wunderschön verzierte Stuckdecken in den 3,30 Meter hohen Räumen – "Kein Styropor, sondern echter Stuck", sagt Ohligs mit einem Schmunzeln – alte Holzfußböden aus dem Jahr 1906 im neueren Wohnhaus, mit kleinen Drückern versehene uralte Türklinken und ein Balken anno 1760, der im Wohnzimmer das wahre Alter des Hofes verrät. Alle 26 Besucher zeigen sich gebührend beeindruckt. "Gerade die vielen kleinen Details sind einfach klasse", meint Nik, der mit seinen 13 Jahren der jüngste Gast ist.

Gut zu Fuß

Der Remmertzhof am Knabbenweg steht als nächstes auf dem Programm. Gemütlich plaudernd geht es durch die Anrather Gässchen und Straßen. Gut zu Fuß muss man sein, denn es gilt ein Stück zu gehen. Dafür gibt es vor dem alten Fachwerkhaus die nächste Stärkung, diesmal Kaffee und Kuchen. Hans Josef Remmertz lässt die Geschichte des Hauses ein stückweit wieder aufleben.

Anekdötchen wie die vom Vorderlader, der beim Umbau gefunden wurde, lassen die Besucher schmunzeln. Die Jugendstilvilla an der Viersener Straße, das restaurierte Fachwerkhaus an der Heribertstraße, das frühere Küppers-Haus an der Alle, das Jugendstilhaus an der Jakob-Krebs-Straße und der Brockmannshof zum Abschluss samt der dritten Überraschung in Form eines Abschlussimbisses – eins ist klar am Ende der rund dreieinhalb Kilometer langen und fast vierstündigen Tour: Es war wunderschön.

(RP)
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