Gemeinde Grefrath Der Traum vom Fliegen

Gemeinde Grefrath · Dass Menschen fliegen können, ist auch nach mehr als 120 Jahren Fluggeschichte immer noch faszinierend. Der Flugplatz Niershorst in Grefrath zieht immer wieder Besucher an, die sich für den Flugsport begeistern.

 Karl-Heinz Pühl ist ehrenamtlich im Tower tätig. Früher hat er beruflich als Pilot gearbeitet.

Karl-Heinz Pühl ist ehrenamtlich im Tower tätig. Früher hat er beruflich als Pilot gearbeitet.

Foto: stephanie wickerath

Seit es die Menschheit gibt, gibt es den Traum vom Fliegen. Schon Ikarus und Dädalus, Figuren aus der griechischen Mythologie, versuchten mithilfe von künstlich hergestellten Flügeln von der Insel Kreta zu fliehen. Was ihnen misslang, glückt den Fliegern der Vereine Motorflug Grenzland und Luftsportverein Grenzland nahezu täglich.

Seit mehr als 50 Jahren sind die Vereine am Flugplatz Niershorst ansässig. Die kleinen Motorflugzeuge, Motorsegler, Segelflugzeuge und Ultraleichtflugzeuge starten und landen auf der 575 Meter lange und 40 Meter breite Piste aus Gras. Am Wochenende bei Sonnenschein zieht das immer wieder viele Schaulustige an. "Die schönste Wiese Deutschlands" nennen die Mitglieder des Motorflugvereins Grenzland die grüne Landebahn in Grefrath.

 Der Flugplatz aus der Vogelperspektive.

Der Flugplatz aus der Vogelperspektive.

Foto: Finger

Karl-Heinz Pühl sieht das auch so. Und der 73-Jährige muss es wissen, als Pilot hat er 40 Jahre lang die großen Flughäfen der Welt angesteuert. Heute arbeitet Pühl ehrenamtlich als Flugleiter im Grefrather Tower. Wer sich darunter einen hohen Kontrollturm vorstellt, der wird sich wundern. Der Tower in Grefrath ist nur etwa 3,50 Meter hoch. Am flachen Niederrhein reicht das, um das Flugfeld gut im Blick zu haben.

 Hier ist Mut gefragt: Auch Fallschirmspringen ist auf dem Flugplatz Niershorst möglich.

Hier ist Mut gefragt: Auch Fallschirmspringen ist auf dem Flugplatz Niershorst möglich.

Foto: kaiser

"Wer einmal geflogen ist, den lässt die Fliegerei nicht mehr los", sagt der ehemalige Pilot. Gefragt nach seinen schönsten Erinnerungen in der Luft erzählt der 73-Jährige von der Sinai-Halbinsel im Sonnenuntergang, den vielen verschiedenen Sandfarben der Sahara und dem grünen Nilband, das sich durch die Wüste schlängelt. "Die Welt von oben zu sehen, zu sehen, wie wunderschön sie ist, das macht die Faszination aus", sagt Pühl.

Das war es vielleicht auch, was den deutschen Maschinenbauingenieur Otto Lilienthal bewegt hat, nicht aufzugeben, trotz vieler Rückschläge. Nachdem er sich intensiv mit dem Körperbau und dem Flug der Vögel beschäftigt hatte, wagte er 1891 die ersten Gleitversuche. Bei seinen weitesten Flügen legte er nur 250 Meter zurück. 1896 starb er bei einem Absturz. Doch selbst dieser tragische Tod ließ den Traum der Menschheit, sich in die Lüfte zu schwingen wie ein Vogel, nicht platzen. Durch die Weiterentwicklung der Flügelprofile von Lilienthal wurden die frühen Flugzeuge immer leistungsfähiger und schlussendlich fand 1903 der erste Motorflug statt.

Der Grefrather Flugplatz hingegen wurde erst 1959 eröffnet. Neben den beiden Vereinen, die den Flugplatz betreiben und viel ehrenamtliche Arbeit leisten, sind auch kommerzielle Flugschulen und Fallschirmspringer hier ansässig. Letztere bieten für 210 Euro Tandemsprünge aus 3000 bis 4000 Metern Höhe an. Nach 30 bis 50 Sekunden freiem Fall mit 200 Kilometern pro Stunde öffnet sich der Schirm und ein fünfminütiges Schweben Richtung Boden beginnt. Interessierte können auch selber das Fallschirmspringen lernen.

Auch die Flugschulen und Vereine bieten Ausbildungen an. So lernen etliche Jugendliche das Segelfliegen beim Luftsportverein Grenzland. 20 ehrenamtliche Fluglehrer bilden den Nachwuchs aus. Insgesamt hat der Verein 160 Mitglieder. Mit 14 Jahren dürfen sie bereits alleine fliegen. Beim Motorflug liegt das Mindestalter bei 16 Jahren für den ersten unbegleiteten Flug. Fünf Motorflugzeuge, darunter drei Cessnas, hat der Verein zur Auswahl.

Auch für Menschen, die nicht selber fliegen, ist der Flugplatz ein beliebtes Ausflugsziel. Sie sitzen in der Sonne auf den Bänken und Stühlen des Restaurants "Niershorst", trinken Kaffee, essen Waffeln, schlecken Eis, sehen den kleinen Flugzeugen beim Starten und Landen zu und träumen den alten Traum vom Fliegen.

(RP)
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