Nabu Willich Fledermäuse landen im Feuer

Willich · Bevor Brennholz in den Ofen kommt, sollte es einmal genau angeschaut werden. Immer wieder passiert es, dass Fledermäuse auf den Spalten sitzen und wegen ihrer Farbe und Größe nicht gesehen und mitverfeuert werden.

 Mit ihrer braunen Fellfarbe fällt die Fledermaus auf dem Holzscheit kaum auf.

Mit ihrer braunen Fellfarbe fällt die Fledermaus auf dem Holzscheit kaum auf.

Foto: Norbert Prümen

Die Temperaturen fallen, und so mancher freut sich, am offenen Kamin zu sitzen oder sich am Kachelofen wärmen zu können. Dass diese Momente für Fledermäuse tödlich enden können, ist vielen nicht bewusst. Es besteht die Gefahr, dass die Tiere bei lebendigem Leib verbrennen, warnt die Willicher Ortsgruppe des Nabu.

Fledermäuse halten einen Winterschlaf und suchen sich Quartiere. In der Regel sind dies Höhlen, doch da es solche nicht überall gibt, gehen die Tiere Kompromisse ein: Brennholzstapel sind einer davon. Die Scheite bilden beim Stapeln Hohlräume, in die die Tiere schlüpfen können. Sie suchen sich einen ruhigen Platz und klammern sich mit ihren Minikrallen fest. Während des Winterschlafs fällt die Körpertemperatur bei den Fledermäusen ab –  die Tiere befinden sich in einer Art Starre und klemmen an einem Scheit fest. Dabei fallen sie nicht besonders auf, da sie wegen ihrer bräunlichen Fellfarbe getarnt.

Wer ein Holzscheit aus seinem Stapel zieht, dem entgeht daher leicht, dass eine Fledermaus mit einem Gewicht von wenigen Gramm an ihm pappt. Wird das Holz ins Haus getragen, steigt zwar die Temperatur, aber bis die Körpertemperatur so weit gestiegen ist, dass sich die Tiere wieder bewegen können, vergeht einige Zeit. „Die Tiere haben einen Mechanismus, mit dessen Hilfe sie ohne Kraftanstrengung irgendwo hängen. Sie können ihre Fußgelenke in dem Moment, in dem sie wach werden, nicht einfach schütteln und vom Scheit lösen. Sie sind fest mit dem Holzstück verbunden“, erklärt Manuela Menn von der Fledermaus-Ambulanz in Viersen. Selbst wenn die Tiere es wollten, kämen sie in der warmen Wohnung nicht sofort aus ihrer Position heraus.

Der Mensch, der die Holzscheite in den Ofen wirft, merkt oft gar nicht, dass sich eine Fledermaus auf einem Stück Holz befindet. Alles wandert im Ofen, wo die kleinen Säugetiere bei vollem Bewusstsein und ohne eine Chance auf Rettung qualvoll verbrennen. Das Ganze kann problemlos verhindert werden: Wer sein Brennholz ins Haus holt, sollte die einzelnen Scheite einfach genau unter die Lupe nehmen und zudem kurz abklopfen, bevor es ins Haus geht. So haben auch überwinternde Spinnen und andere Insekten die Chance, ihren Schlafplatz zu verlassen oder abzufallen. Vor dem Verfeuern kann ein zweiter Blick samt einem kurzen Aufstoßen auf dem Boden nicht schaden.

Klemmt eine Fledermaus am Scheit, sollte dieser vorsichtig zurückgelegt werden, und zwar an eine Stelle im Holzstapel, die in der nächsten Zeit nicht für das Verheizen gedacht ist. „Aufgrund der Frostgefahr sollte das Holzstück dabei rund einem Meter über der Erde gelagert werden. Liegt es am Boden und es friert, erfriert die Fledermaus auch“, informiert Menn. Eine Fledermaus mit Gewalt vom Holzscheit abziehen, um sie woanders hinzulegen, sollte unterlassen werden. Die Gefahr, dass dabei eins der kleinen Gelenke gebrochen wird, ist einfach zu groß.

„Wer eine Fledermaus entdeckt und unsicher ist, kann jederzeit die Fledermaus-Ambulanz kontaktieren. Wir beraten und organisieren im Bedarfsfall auch einen Fahrdienst, um aus dem Winterschlaf gerissene Tiere zu versorgen“, sagt Menn. Es kann auch vorkommen, dass eine Fledermaus in einen Schornstein fällt, weil sie sich dort in einem der Ritze einen Schlafplatz gesucht hat. Wer ungewöhnliche Geräusche aus dem Kamin hört, sollte einfach die Klappe öffnen, nachsehen, das Tier herausholen und im Bedarfsfall ebenfalls die Fledermaus-Ambulanz anrufen.

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